deutschland & europa - lehrerfortbildung-gemeinschaftskunde ...
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Umbr_DuE53.qxd 10.04.2007 14:01 Uhr Seite 40<br />
Materialien<br />
M 1<br />
Rechtsextreme im EU – Parlament<br />
40<br />
Im Europaparlament hat sich eine rechtsextremistische<br />
Fraktion gegründet. Politiker<br />
anderer Parteien erklärten, sie würden<br />
nicht mit der neuen Fraktion zusammenarbeiten.<br />
Der neuen Gruppierung namens<br />
»Identität, Tradition und Souveränität«<br />
gehören unter anderem der Chef der französischen<br />
Partei Front National (FN),<br />
Jean-Marie Le Pen, und die Enkelin des<br />
italienischen Diktators Benito Mussolini,<br />
Alessandra, an. Der Fraktionsvorsitzende<br />
der Sozialistischen Partei im Europaparlament<br />
(SPE), Martin Schulz, sprach den<br />
insgesamt 20 Abgeordneten der neuen<br />
Gruppierung sogar das Recht auf die Fraktionsbildung<br />
ab. Die Nationalisten aus<br />
Frankreich, Italien, Belgien, Großbritannien,<br />
Österreich, Bulgarien und Rumänien<br />
hätten kein gemeinsames politisches Programm<br />
und verfolgten mit ihrem Zusammenschluss<br />
nur das Ziel, die mit dem Fraktionsstatus verbundenen<br />
finanziellen Mittel zu erhalten, sagte Schulz. (…) Nach<br />
Angaben der Pressestelle der Europäischen Volkspartei (EVP)<br />
könnten die Rechtsextremisten aufgrund ihrer geringen Zahl ohnehin<br />
allenfalls in zwei Ausschüssen den Posten des Vize-Ausschussvorsitzenden<br />
ergattern. »Eine inhaltliche Zusammenarbeit<br />
lehnen wir rigoros ab«, sagte ein Fraktionssprecher. Ohnehin<br />
rechne die EVP damit, »dass die sich als Chaotentruppe herausstellen.<br />
Insofern sehen wir das ganz gelassen«. Der grüne Europa-<br />
Abgeordnete Cem Özdemir kritisierte die neue Fraktion mit den<br />
Worten: »Da ist von Holocaust-Leugnern über Roma-Feinde und<br />
Islam-Feinde so ziemlich alles dabei.« Er betonte jedoch, die Auseinandersetzung<br />
mit den Extremisten müsse »vor allem in den<br />
Mitgliedstaaten geführt werden, denn da werden sie gewählt«.<br />
Die Bildung der neuen Gruppierung wurde erst durch den EU-Beitritt<br />
Bulgariens und Rumäniens zum Jahresbeginn möglich, da<br />
Fraktionen des Europaparlaments mindestens 20 Abgeordnete<br />
aus mindestens sechs Staaten angehören müssen. Aus Rumänien<br />
werden fünf Abgeordnete der Großrumänischen Partei zu der<br />
neuen Fraktion stoßen, aus Bulgarien ein Vertreter der Partei<br />
Ataka (Attacke).<br />
© Financial Times Deutschland 15. 1. 2007<br />
M 2<br />
Rechtsextreme im EU-Parlament<br />
Der eine, Dumitru Dragomir, will Juden zu Seife verarbeiten. Der<br />
andere, Corneliu Vadim Tudor, war Hofdichter des rumänischen<br />
Tyrannen Nikolae Ceausescu. Der Dritte möchte »Zigeuner liquidieren«.<br />
Was diese Figuren gemeinsam haben? Sie sitzen im EU-<br />
Parlament. (…) Die Neuabgeordneten aus den beiden Erweiterungsländern<br />
sind selbst den überzeugtesten westeuropäischen<br />
Rechten zu heftig. (…) So viel Antisemitismus, Rassismus und Sexismus<br />
scheint den angestammten Eurorechten zu viel. »Der<br />
Vlaams-Belang möchte nicht mit Parteien identifiziert werden, die<br />
unanständig sind«, sagt Vlaams-Belang-Chef Frank Vanhecke, der<br />
seinen früheren Namen »Vlaams Blok« änderte, um einem Verbot<br />
der Partei zuvorzukommen, nachdem der belgische Oberste Gerichtshof<br />
festgestellt hatte, dass das Programm des Vlaams Blok<br />
als »rassistisch und diskriminierend« einzustufen sei.<br />
Horazek, Nina: »Zigeuner liquidieren«, in: Zeit online 4/2006<br />
M3<br />
Bruno Gollnisch (M), EU-Abgeordneter und Generalsekretär der französischen Nationalen Front, Dimitar<br />
Stoyanov, Bulgarien (l), Petre Popeanga, Rumänien (2. v. l.), Philip Claeys, Belgien (2. v. r), Luca Romagnoli,<br />
Italien (r) © dpa, 20. 1. 2007<br />
M 4<br />
Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien im EU-<br />
Parlament (Europawahlen Juni 2004)<br />
Land Name Prozent Sitze<br />
Belgien Vlaams Blok 23%<br />
3<br />
der Flamen<br />
Belgien Front National 7,45%<br />
–<br />
der Walonen<br />
Dänemark Dansk Folkeparti 6,8% 1<br />
Deutschland NPD 0,9% –<br />
Deutschland Republikaner 1,9% –<br />
Frankreich Front National 9,8% 7<br />
Frankreich<br />
Mouvement<br />
6,67% 6<br />
pour la France<br />
Griechenland LAOS 4,11% 1<br />
Großbritannien British National<br />
4,9% –<br />
Party<br />
Großbritannien United Kingdom<br />
16,1% 12<br />
Independence Party<br />
Italien Alternativa Sociale 1,2% 1<br />
Italien Fiamma Tricolore 0,7% 1<br />
Italien Alleanza Nationale 11,5% 9<br />
Lettland LNNK 29,8% 4<br />
Österreich FPÖ 6,3% 1<br />
Polen Liga Polskich Rodzin 15,92% 10<br />
Polen Samoobrona 10,78% 6<br />
Bulgarien Attak Coalition 2004 noch nicht<br />
Mitglied<br />
Rumänien<br />
Partidul Romania<br />
Mare<br />
2004 noch nicht<br />
Mitglied<br />
Angaben nach: EU-Parlament. Die restlichen Staaten haben keine diesbezüglich signifikanten<br />
Wahlergebnisse und auch keine rechtsextremen Abgeordneten<br />
1<br />
5<br />
Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in Europa<br />
Heft 53 · 2007