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deutschland & europa - lehrerfortbildung-gemeinschaftskunde ...

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Umbr_DuE53.qxd 10.04.2007 14:02 Uhr Seite 57<br />

M 3<br />

Imanuel Kant: Von<br />

der Rachbegierde<br />

als Leidenschaft<br />

§ 8o. Da Leidenschaften<br />

nur von Menschen auf<br />

Menschen gerichtete Neigungen<br />

sein können, so<br />

fern diese auf, mit einander<br />

zusammestimmende<br />

oder einander widerstreitende,<br />

Zwecke gerichtet,<br />

d. i. Liebe oder Haß sind;<br />

der Rechtsbegriff aber,<br />

weil er unmittelbar aus<br />

dem Be-griff der äußern<br />

Freiheit hervorgeht, weit<br />

wichtiger und den Willen<br />

weit stärker bewegender<br />

Antrieb ist, als der des<br />

Wohlwollens: so ist der<br />

Haß aus dem erlittenen<br />

Unrecht, d. i. die Rachbegierde,<br />

eine Leidenschaft,<br />

welche aus der Natur des<br />

Menschen unwiderstehlich<br />

hervorgeht, und, so<br />

bösartig sie auch ist,<br />

doch die Maxime der Vernunft,<br />

vermöge der erlaubten<br />

Rechtsbegierde,<br />

deren Analogon jene ist,<br />

mit der Neigung verflochten<br />

und eben dadurch<br />

eine der heftigsten und<br />

am tiefsten sich einwurzelnden Leidenschaften; die, wenn sie erloschen<br />

zu sein scheint, doch immer noch ingeheim einen Haß,<br />

Groll genannt, als ein unter der Asche glimmendes Feuer, überbleiben<br />

läßt.<br />

Die Begierde, in einem Zustande mit seinen Mitmenschen und in<br />

Ver-hältnis zu ihnen zu sein, da jedem das zu Teil werden kann,<br />

was das Recht will, ist freilich keine Leidenschaft, sondern ein Bestimmung-grund<br />

der freien Willkür durch reine praktische Vernunft.<br />

Aber die Er-regbarkeit derselben durch bloße Selbstliebe,<br />

d. i. nur zu seinem Vor-teil, nicht zum Behuf einer Gesetzgebung<br />

für jedermann, ist sinnlicher Antrieb des Hasses nicht der Ungerechtigkeit,<br />

sondern des gegen uns Ungerechten: welche Neigung<br />

(zu verfolgen und zu zerstören), da ihr eine Idee, obzwar<br />

freilich selbstsüchtig angewandt, zum Grund liegt, die Rechtsbegierde<br />

gegen den Beleidiger in Leidenschaft der Wieder-vergeltung<br />

verwandelt, die oft bis zum Wahnsinn heftig ist, sich selbst<br />

dem Verderben auszusetzen, wenn nur der Feind demselben nicht<br />

ent-rinnt, und (in der Blutrache) diesen Haß gar selbst zwischen<br />

Völker-schaften erblich zu machen; weil, wie es heißt, das Blut des<br />

Beleidigten, aber noch nicht Gerächeten, schreie, bis das unschuldig<br />

vergossene Blut wieder durch Blut – sollte es auch das<br />

eines seiner unschuldigen Nachkommen sein – abgewaschen<br />

wird.<br />

Kant, Anthropologie, S. A 234<br />

M 5<br />

Generalkarte der gesamten preußischen Länder, 1770, Kupferstich von Johann David Schleuen<br />

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz<br />

M 4<br />

GG der Bundesrepublik Deutschland<br />

Artikel 20<br />

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und<br />

sozialer Bundesstaat.<br />

(2) Alle Gewalt geht vom Volk aus. Sie wird vom Volk in Wahlen<br />

und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung,<br />

der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung<br />

ausgeübt.<br />

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die<br />

vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz<br />

und Recht gebunden.<br />

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen,<br />

haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn<br />

andere Abhilfe nicht möglich ist.<br />

M 6 Verfassungsentwurf der EU (2004)<br />

Artikel I-1 Die Werte der Union<br />

Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der<br />

Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit<br />

und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der<br />

Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte<br />

sind allen Mitgliedsstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die<br />

sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit,<br />

Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern<br />

auszeichnet.<br />

57<br />

Heft 53 · 2007<br />

Michael Kohlhaas von Heinrich von Kleist

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