Schwarzarbeit im Baugewerbe - Construction Labour Research
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"<strong>Schwarzarbeit</strong>" <strong>im</strong> deutschen <strong>Baugewerbe</strong><br />
nern" ist. Dritte werden da nicht benötigt. Wo es<br />
früher um das Aushandeln von Tagelöhnen,<br />
Stücklöhnen und Akkordlöhnen zwischen Unternehmern,<br />
Bauleitern, Polieren und Kolonnen<br />
ging oder um das Aushandeln von Preisen, Kosten<br />
und Nebenabsprachen zwischen Bauherrschaften,<br />
Architekten und Baugeschäften, geht<br />
es heute zwar um manches komplexer, komplizierter<br />
und wo noch möglich risikoreicher zu,<br />
aber nicht grundsätzlich andersartig oder gar<br />
völlig neu.<br />
Es kann deshalb nicht verwundern, dass nichtangezeigte<br />
Arbeit auf allen Ebenen und unter allen<br />
divergierenden Interessen - öffentlich geäußerten<br />
Beteuerungen zuwider - stillschweigend<br />
als durchaus hinnehmbar und letztlich unabwendbar<br />
eingestuft wird.<br />
Es gibt auch strategische Konstruktionen, die<br />
nichtangezeigtes Arbeiten - ebenso wie öffentlich<br />
gefördertes Arbeiten <strong>im</strong> "zweiten Bau-Arbeitsmarkt"<br />
als Arbeiten in betreuten bzw. beaufsichtigten<br />
Situationen und Arbeiten <strong>im</strong> "Informellen<br />
Bau-Arbeitsmarkt" - als Teil einer <strong>im</strong><br />
globalen Wettbewerb und in neoliberaler Standortsicherung<br />
notwendig gewordenen Korrektur<br />
des Wertes der lebendigen Arbeit nach unten<br />
ansehen. In dieser Strategie erscheinen Anreize<br />
zur Vermeidung von nichtangezeigter Arbeit vor<br />
allem dann positiv, wenn sie die Kostensituation<br />
von Bauherrschaften und Bauunternehmen<br />
verbessern, z.B. mit Hilfe:<br />
• der Einführung eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes<br />
für Bauleistungen;<br />
• verbesserter steuerlicher Absetzbarkeit<br />
von Baurechnungen <strong>im</strong> selbstgenutzten<br />
Wohneigentum;<br />
• mittel- und langfristiger Senkung der Lohnzusatzkosten.<br />
Das Auseinanderklaffen der Kosten von tariftreuen<br />
Bauleistungen und von solchen, die in<br />
nichtangezeigter Arbeit erbracht werden, so die<br />
Argumentation, begünstigt illegales Handeln <strong>im</strong><br />
"ersten Bau-Arbeitsmarkt".<br />
4.1 Vereinbarungen und Bündnisse der Tarifvertragsparteien<br />
des <strong>Baugewerbe</strong>s<br />
Gemeinsame Bemühungen der Tarifparteien<br />
des Bausektors zur Eingrenzung der <strong>Schwarzarbeit</strong><br />
– zum Teil gemeinsam mit staatlichen Stellen<br />
– leiden neben allen anderen Schwierigkeiten<br />
(z. B. der Feststellung, Kontrolle und Verfolgung)<br />
zunehmend daran, dass die Verbandstreue<br />
nachlässt. Den Verbänden der Bauwirtschaft<br />
gehören zur Zeit noch ca. 50 % der Baubetriebe<br />
mit ca. 70 % der Beschäftigten an. Diese<br />
Situation schränkt die Verhandlungs- und Aktionsmöglichkeiten<br />
der Verbände generell und<br />
natürlich auch in diesem Feld ein. Dies ist bei<br />
der Einschätzung von Absichtserklärungen zu<br />
berücksichtigen.<br />
• Berliner Erklärung der Tarifvertragsparteien<br />
des <strong>Baugewerbe</strong>s zur Bekämpfung der<br />
illegalen Beschäftigung 12<br />
Die Erklärung machte folgende Vorschläge:<br />
• Weiterentwickeln des Sozialversicherungsausweises<br />
zu einer Chipkarte, die bei jeder<br />
Tätigkeit auf Baustellen mitzuführen ist;<br />
• Einrichten eines Informationsverbundes<br />
BA, Zoll, Sozialversicherungsträgern und<br />
SOKA Bau;<br />
• Verbessern der Kontrollen auf den Baustellen<br />
durch verbesserten Datenabgleich;<br />
• Einführen eines generellen Steuerabzugsverfahrens<br />
des Hauptunternehmers.<br />
• Gemeinsame Erklärung zur Durchsetzung<br />
und Kontrolle der Mindestlöhne <strong>im</strong> <strong>Baugewerbe</strong><br />
13<br />
Die Erklärung der Tarifvertragsparteien vereinbarte<br />
die aktive Beteiligung an der Durchsetzung<br />
und Kontrolle der Mindestlöhne. Als Handlungsebene<br />
wurde eine zentral einzusetzende<br />
Kommission vorgesehen.<br />
12 Berlin, 19. 04. 2000<br />
13 Berlin/Frankfurt a.M., 29. 10. 2003<br />
17