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Schwarzarbeit im Baugewerbe - Construction Labour Research

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Vorwort des Herausgebers<br />

Am 4. Mai 2007 veranstaltete das CLR Regionalbüro<br />

Dortmund am Fachbereich Architektur<br />

der Fachhochschule Dortmund ein Diskussionsforum<br />

zum Thema "Beschäftigung in Bewegung<br />

- ungemeldete Arbeit <strong>im</strong> <strong>Baugewerbe</strong>".<br />

Ziel war die Präsentation und Diskussion der<br />

Veröffentlichung der europäischen Studie zu<br />

"ungemeldeter Arbeit" am Bau (vgl. den Hinweis<br />

unten). Grundlage des Forums waren naturgemäß<br />

die Befunde für Deutschland. Hierzulande<br />

heißt <strong>im</strong> Volksmund "<strong>Schwarzarbeit</strong>",<br />

was sehr verschiedenes illegit<strong>im</strong>es Nutzen von<br />

Arbeitskraft meint.<br />

Dieses Heft dokumentiert das Forum in seiner<br />

Daten-Grundlage - dem Bericht über die Ergebnisse<br />

der Empirie in Deutschland - und in den<br />

Beiträgen der eingeladenen Expert/in/en. Damit<br />

wird hier eine vergleichsweise aktuelle Revue<br />

der Daten - bis 2006 - und der Fachdiskussion<br />

zum Thema - in 2007 - vorgelegt, naturgemäß<br />

in ausgewählten Aspekten und Sichtweisen.<br />

Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

sondern einer darauf, spezifische arbeitsmarkt-<br />

und sozialpolitische Entwicklungslinien<br />

in der Branche aufzuzeigen und auf Schnittstellen<br />

zu benachbarten europäischen Situationen<br />

und Politiken hinzuweisen, um sie womöglich<br />

produktiv zu machen. Vollständigkeit<br />

kann und soll schon deshalb nicht reklamiert<br />

werden, weil es bedauerlicherweise nicht gelungen<br />

war, die Sichtweise der Kapitalseite der<br />

Branche so originär einzubeziehen, wie es mit<br />

der Seite der Arbeit geschehen konnte. So werden<br />

die Positionen dieser Partei <strong>im</strong> "sozialen<br />

Dialog" der Branche nur <strong>im</strong> Bericht selbst<br />

deutlich, bei genauerem Lesen sind sie auch in<br />

den Diskussionsbeiträgen präsent.<br />

In der Zwischenzeit haben sich Situation wie<br />

Richtung und Dynamik ihrer Entwicklung in der<br />

Sache wenig verändert. Die Bahn ist weiterhin<br />

abschüssig und ein Ende des Gebrauchs illegaler<br />

Praxen ist nicht abzusehen. Von Januar bis<br />

September dieses Jahres hat die "Finanzkontrolle<br />

<strong>Schwarzarbeit</strong>" ca. 1700 Ermittlungsverfahren<br />

wegen Mindestlohnverstößen eingeleitet<br />

- also knapp 200 pro Monat. Für <strong>Schwarzarbeit</strong><br />

gibt es prominente Beispiele: Etwa be<strong>im</strong><br />

Bau der BMW-Welt in München mit Löhnen um<br />

drei Euro pro Stunde oder auch der Neuen<br />

Messe Stuttgart um vier Euro die Stunde. Die<br />

Tricks zum Umgehen des gesetzlich festgelegten<br />

Mindestlohns sind stets entwicklungsfähig<br />

- statt der gearbeiteten 60 werden nur 40<br />

Stunden aufgeschrieben, der Rest anders<br />

"ausgeglichen" oder den Arbeitern wird ein<br />

unverhältnismäßig hoher Anteil für Unterkunft<br />

und Verpflegung abgezogen. Oder sie werden<br />

als Scheinselbständige geführt, die so keinem<br />

Mindestlohn unterliegen. (Quelle: ARD, Bericht<br />

aus Berlin)<br />

In der Öffentlichkeit werden zunehmend sensationsfähig<br />

große Fälle ungemeldeter und illegaler<br />

Arbeit ausgebreitet - nur die Spitzen einer<br />

breit angelegten Szenerie von kleinen Fällen,<br />

die niemand skandalisiert, weder die unmittelbar<br />

Beteiligten noch die Parteien in der<br />

Branche noch gar unbeteiligte Dritte, zuweilen<br />

die Medien. An zahlreichen Großbaustellen <strong>im</strong><br />

Land - <strong>im</strong> Westen z. B. in Aachen, Essen, Ratingen<br />

- werden Gruppen ausländischer Bauarbeiter,<br />

aktuell vor allem Rumänen und Polen, als<br />

einzeln selbständige Unternehmer gehalten<br />

und unterhalb aller Rahmen- und Lohntarife illegal<br />

"beschäftigt". Wenn es auffliegt, so nur<br />

wegen platzender Auszahlungstermine und<br />

nicht selten wochenlanger Verzögerungstaktiken<br />

der Schuldner. Dann werden zuweilen<br />

Praktiken bekannt, die weit zurück in frühkapitalistische<br />

Methoden der Ausbeutung zurückzuführen<br />

scheinen. Vor dem Licht der Öffentlichkeit<br />

kommt es bei entsprechendem Druck<br />

manchmal zur "Einigung" und zur Auszahlung<br />

vorenthaltener Löhne bzw. Entschädigungen,<br />

in der Regel dann die Mindestlöhne. Seltener<br />

kommt es zur Umwandlung der illegalen in legale<br />

Arbeitsbeziehungen.<br />

Der "Europäische Verband der Wanderarbeiter"<br />

(EVW) berichtet von einem Erfolg vor Ge-<br />

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