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Schwarzarbeit im Baugewerbe - Construction Labour Research

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Die Bekämpfung illegaler Beschäftigung<br />

Andreas Harnack<br />

Die Bekämpfung illegaler Beschäftigung<br />

oder die Unfähigkeit zu handeln<br />

1. Schneider-Thesen <strong>im</strong> Scheinwerfer der<br />

Interessen<br />

Zur gewerkschaftlichen Herangehensweise gehört<br />

zunächst die kurze Auseinandersetzung<br />

mit den inhaltlichen Ansätzen des Linzer Professors<br />

Friedrich Schneider und seinen<br />

Schlussfolgerungen zur <strong>Schwarzarbeit</strong>, die in<br />

der Veranstaltung von Ernst-Ludwig Laux zugespitzt<br />

vorgestellt wurden.<br />

Bei der gesellschaftlichen Bewertung und der<br />

Behandlung des Themas „<strong>Schwarzarbeit</strong>“ ist zu<br />

betonen, dass es trotz einer Vielzahl von Begriffen<br />

wie <strong>Schwarzarbeit</strong>, nicht angemeldete<br />

Arbeit, illegale Beschäftigung o.ä. <strong>im</strong>mer um<br />

Sachverhalte aus dem Bereich der Wirtschaftskr<strong>im</strong>inalität<br />

geht. Die Betonung wird dabei auf<br />

„Kr<strong>im</strong>inalität“ gelegt.<br />

Die Schneider – Thesen zur teilweisen Rechtfertigung<br />

oder Legalisierung von <strong>Schwarzarbeit</strong><br />

werfen zugleich Fragen auf, z.B.<br />

• Wo werden Grenzen zwischen illegaler und<br />

legaler Tätigkeit gezogen? Welche Tatbestände<br />

werden als „akzeptabel“ angesehen,<br />

welche nicht?<br />

• Welche Folgen entstehen für gesellschaftliche<br />

Systeme und die Menschen?<br />

• Wie wird mit der Aufweichung der gesellschaftlichen<br />

Sicherungs- und Schutzsysteme<br />

umgegangen? Ist sich bald wieder jeder<br />

selbst der Nächste?<br />

• Ist eine Risikoverlagerung hin zum „Kunden“<br />

erstrebenswert, z.B. durch fehlende<br />

Gewährleistung? Es wird über das Thema<br />

„Bauen“ diskutiert und nicht über verkraftbare<br />

„Kleinigkeiten“ (Es ist ein Unterschied,<br />

ob ein Joghurt schlecht ist oder ein<br />

Haus einstürzt!).<br />

• Wer hat den Nutzen bei der Legalisierung<br />

von <strong>Schwarzarbeit</strong>?<br />

Richtig dürfte allerdings sein, dass <strong>Schwarzarbeit</strong><br />

in den letzten Jahren zugenommen hat und<br />

verschiedene Entwicklungen zu weniger Transparenz<br />

und Klarheit bei der Erbringung von<br />

Bauleistungen geführt haben. Vor allem die<br />

Grauzonen wurden, teilweise unter staatlicher<br />

Mithilfe, ausgebaut, z.B. in den Bereichen der<br />

(Schein-) Selbständigen, Ich–AGen, Haushaltshilfen<br />

und der Pflege. Wer blickt da eigentlich<br />

noch durch?<br />

Aus gewerkschaftlicher Sicht ist deshalb festzuhalten:<br />

• Die Diskussion über den Nutzen von<br />

<strong>Schwarzarbeit</strong> führt letztlich zum Aufweichen<br />

traditioneller, positiver Werte zur Einhaltung<br />

von „Regeln“ in der Gesellschaft<br />

und verringert damit das Unrechtsbewusstsein<br />

bei entsprechenden Verstößen.<br />

Es kann „halt mal an den Regeln vorbei“<br />

gearbeitet werden.<br />

• Eine Sanktionierung wird durch die Grauzonen<br />

nicht nur rechtlich schwieriger, sondern<br />

teilweise auch in Frage gestellt. Tarifbruch<br />

wird ein Kavaliersdelikt.<br />

• Eingeforderte Vorbildfunktionen vom Staat<br />

(und auch von Verbänden) sind nicht mehr<br />

zu rechtfertigen oder werden schnell abgelegt.<br />

• Geltende Regeln werden in Frage gestellt!<br />

Spätestens dann fahren m.E. die Protagonisten<br />

der Schneider-Positionen auf der Deregulierungs-<br />

und Liberalisierungsschiene.<br />

Diese Diskussion um <strong>Schwarzarbeit</strong> kann nun<br />

als Ablenkungsmanöver und Verschleierungsstrategie<br />

entlarvt werden, mit der von weiteren<br />

konservativen bzw. neoliberalen Zielen abgelenkt<br />

wird.<br />

Der neoliberale Geist scheint bei einigen Akteuren<br />

auf dem Feld der Bekämpfung illegaler<br />

Beschäftigung die eigene Untätigkeit zu recht-<br />

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