Schwarzarbeit im Baugewerbe - Construction Labour Research
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"<strong>Schwarzarbeit</strong>" <strong>im</strong> deutschen <strong>Baugewerbe</strong><br />
und unterschiedlicher Interessen (an hohen<br />
oder niedrigen Zahlen). Die in der Arbeitsmarktund<br />
Sozialpolitik zumeist verwendeten Schätzungen<br />
stammen von folgenden Autoren und Instituten:<br />
• Pedersen, Rockwool Foundation, Ermittlungen<br />
über Befragungen, vergleichsweise<br />
niedrige Schätzwerte;<br />
• Schneider, Universität Linz, Ermittlungen<br />
über Beobachten umlaufenden Bargelds,<br />
vergleichsweise hohe Schätzwerte;<br />
• IAW Tübingen, Ermittlungen über Befragungen,<br />
vergleichsweise niedrige Schätzwerte.<br />
Die OECD veröffentlichte 2004 eine international<br />
vergleichende Studie, die die tatsächlichen<br />
Zahlungen an die Sozialversicherungen den<br />
theoretischen Beitragsverpflichtungen gegenüberstellt.<br />
Danach wurden <strong>im</strong> Jahr 2000 in<br />
Deutschland 10% der potentiellen Beitragsverpflichtungen<br />
nicht erfüllt.<br />
Die Experten sind sich hingegen einig in der Einschätzung<br />
der aktuellen Dynamik der Entwicklung<br />
– sie konstatieren ein langanhaltendes Ansteigen<br />
der gemittelten Umsatzvolumen von<br />
nichtangezeigter Arbeit bis 2003 und einen<br />
nachfolgenden allmählichen Rückgang<br />
2003: 370 Mrd. Euro (davon 140 Mrd.<br />
Euro <strong>im</strong> Bausektor, also fast 40%)<br />
2004: 355 Mrd. Euro;<br />
2005: 345 Mrd. Euro;<br />
und ebenso des gemittelten Anteils nichtangezeigter<br />
Arbeit am Bruttoinlandprodukt<br />
2003: 17,5%;<br />
2004: 16,5%;<br />
2005: 15,5%3<br />
1.3 Gründe für das Nichtanzeigen von Arbeit<br />
Die Argumentation vor allem aus den Unternehmensverbänden,<br />
Industrie- und Handwerkskammern<br />
und politisch aus der angebotsorien-<br />
3<br />
Angaben nach: Hintergrundmaterial zum Thema<br />
<strong>Schwarzarbeit</strong> und illegale Beschäftigung, Hrsg.: Zentralverband<br />
des Deutschen <strong>Baugewerbe</strong>s, März 2006<br />
tierten, marktliberalen Richtung erklärt das<br />
Nichtanzeigen von Arbeit aus der ("zu großen")<br />
Höhe der Löhne, den ("zu rigiden") Zwängen<br />
der Rahmentarifvereinbarungen, der ("zu großen")<br />
Höhe der Abgabenquote und aus ("zu<br />
einengender") Bürokratie und Regulierungsdichte<br />
- was zusammen ordentlich angezeigte<br />
Arbeit unverhältnismäßig stark belaste und das<br />
Nichtanzeigen von Arbeit als gewinnbringend<br />
angeraten sein lasse.<br />
Die Argumentation vor allem aus den Gewerkschaften,<br />
den Sozialverbänden und politisch<br />
aus der nachfrageorientierten, regulatorischen<br />
Richtung erklärt das Nichtanzeigen von Arbeit<br />
aus der ("zu hohen") Arbeitslosigkeit, der ("zu<br />
wenig kontrollierten") grenzüberschreitenden<br />
Arbeit, der ("unzureichenden") Generalunternehmerhaftung<br />
gegenüber Subunternehmertätigkeit,<br />
mit einem bundesweit fehlenden Korruptionsregister<br />
und mit einem bundesweit fehlenden<br />
Tariftreuegesetz – was zusammen zum<br />
Ausnutzen des Vorhandenseins angewachsener<br />
"Reservearmeen" <strong>im</strong> eigenen und in anderen<br />
Staaten durch Nichtanzeigen von Arbeit führe.<br />
Der herrschenden Theorie und Praxis neoliberaler<br />
Ökonomie und Politik geht es insgesamt um<br />
eine Strategie, den Wert der Arbeitskraft abzusenken<br />
und damit den Anteil des variablen Kapitals<br />
als Moment der Produktion zu verringern.<br />
Das bedeutet konkret ein generelles Absenken<br />
tarifvertraglich hergestellter und gesetzlich best<strong>im</strong>mter<br />
Standards an Arbeitsmarkt und Arbeitsplatz<br />
mit dem Ziel der Sicherung der Profitabilität<br />
in Produktion oder Dienstleistung investierten<br />
Kapitals. Damit wird konkret auch ein<br />
Absenken der Kosten für Investitionstätigkeit<br />
und für Arbeit <strong>im</strong> öffentlichen Sektor erreicht –<br />
Staat, Länder und Kommunen in Deutschland<br />
sind inzwischen finanziell so unterausgestattet,<br />
dass sie ihre Aufgaben in der Gewährleistung<br />
von Infrastruktur und in der Daseinsfürsorge<br />
nur noch zu Bedingungen erfüllen können, die<br />
nicht mehr ohne weiteres "angezeigt" werden<br />
können.<br />
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