Schwarzarbeit im Baugewerbe - Construction Labour Research
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Andreas Harnack<br />
b) Seit Jahren bekennen sich die Tarifvertragsparteien<br />
zur Einführung einer Baucard<br />
bzw. eines fälschungssicheren elektronischen<br />
Sozialversicherungsausweises am<br />
Bau. Anhand einer Machbarkeitsstudie soll<br />
die Praxistauglichkeit von etwas bewiesen<br />
werden, was in anderen europäischen Länfertigen<br />
und zu beflügeln. Zumindest lassen einige<br />
Widersprüche diese Schlussfolgerung zu.<br />
2. Bekennermut zeigen und Widersprüche beseitigen<br />
„Die Bauwirtschaft“ (gemeint sind die Akteure,<br />
vor allem die Verbände) versteckt sich m.E. zu<br />
sehr. Es gibt zu wenige Bekenntnisse zum<br />
Wirtschaftzweig und der (Bau-) Tätigkeit an<br />
sich. Aber es gibt zu viel Zögerlichkeit und Unentschlossenheit<br />
bei der Bekämpfung illegaler<br />
Beschäftigung. So kommt die Branche nicht<br />
aus der Schmuddelecke heraus!<br />
Bekenntnisse:<br />
• Es gibt nach wie vor erheblichen Baubedarf,<br />
vor allem <strong>im</strong> Bereich der öffentlichen<br />
Daseinsvorsorge und Bildung (Infrastruktur,<br />
Schulen u.ä.)<br />
• Bauen bleibt ein bedeutender gesellschaftlicher<br />
Prozess mit Beteiligung des Staates,<br />
der Verbände und Institutionen, großer<br />
und kleiner Auftraggeber u.a.m. Deshalb<br />
besteht auch eine grundsätzliche Verantwortung,<br />
diesen Bereich gesellschaftlich<br />
zu steuern und zu regulieren.<br />
• Bauen bedeutet relativ großen finanziellen<br />
Aufwand – für langfristigen Nutzen und<br />
prinzipiell dauerhafte Werte. Bauen bedeutet<br />
also: Man muss es können und wollen<br />
oder muss es lassen – ob öffentliches oder<br />
privates Bauen!<br />
• Die Finanzierungsfrage ist in den Vordergrund<br />
zu rücken, die Finanzierungsquellen<br />
sind zu benennen und eine entsprechende<br />
politische Prioritätensetzung ist einzufordern:<br />
• Wofür gibt der Staat Geld aus, z.B.<br />
für Rüstungsprojekte oder für Schulen?<br />
• Sinnvolle Förderprogramme für privates<br />
Bauen in Bund und Ländern sind notwendig,<br />
wie z.B. das Programm für junge Familien<br />
in Hessen in den 1990er Jahren<br />
(Förderung, Hilfe und Selbsthilfe kombinieren).<br />
Es gilt sich zur Bauarbeit zu bekennen und sich<br />
deren Bedeutung nicht schlechtreden zu lassen.<br />
Nach einem erheblichen subjektiven Bedeutungsverlust<br />
der Bauwirtschaft und ihrer<br />
Verbände muss ganz grundsätzlich wieder Einfluss<br />
und Macht in der Gesellschaft gewonnen<br />
werden.<br />
Widersprüche beseitigen …<br />
… oder warum tun „wir“ uns so schwer?<br />
Für Außenstehende ist es in weiten Teilen nicht<br />
nachvollziehbar, was in der Baubranche geschieht.<br />
Es gibt eine Reihe von (Lippen-) Bekenntnissen<br />
und <strong>im</strong>mer wieder Ankündigungen,<br />
etwas gegen illegale Beschäftigung und<br />
<strong>Schwarzarbeit</strong> zu tun – mehr oft aber nicht.<br />
Zum besseren Verständnis seien einige Widersprüche<br />
genannt, die überwunden werden<br />
müssen.<br />
Der Gesetzgeber und die „deutsche Untugend“:<br />
a) 2002 wurde das so genannte Bauabzugsteuergesetz<br />
verabschiedet. Dieses verpflichtet<br />
Bauunternehmen zur Entrichtung<br />
eines prozentualen Geldbetrages an die<br />
Sozialversicherung. Ausnahme: Seriöse<br />
Firmen können sich davon freistellen lassen,<br />
weil sie „sicher zahlen“. Zwei bis drei<br />
Jahre nach Einführung des Gesetzes haben<br />
nahezu alle Unternehmen Freistellungsbescheinigungen<br />
– und das Gesetz läuft ins<br />
Leere. Inkonsequente Entscheidungen führen<br />
dazu, dass Ausnahmen zur Regel werden.<br />
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