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IV. Olympische Winterspiele 1936

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daß er mit Freude habe feststellen können, daß durch diesen Militärpatrouillenlauf<br />

Gelegenheit gegeben worden sei, sich kennenzulernen und mit den Gefühlen der<br />

gegenseitigen Achtung einen harten aber ritterlichen Kampf auszutragen.<br />

Am 15. Februar veranstaltete Reichsleiter Dr. Ley in der großen, am 6. Februar<br />

eingeweihten Festhalle der NS.-Gemeinschaft ,,Kraft durch Freude” einen<br />

Abend für die Teilnehmer.<br />

Am 16. Februar gab der Präsident des Deutschen <strong>Olympische</strong>n Ausschusses<br />

im Festsaalbau Garmisch-Partenkirchen ein Fest für die Teilnehmer,<br />

die er mit folgenden Worten begrüßte:<br />

,,Meine Kameraden!<br />

Indem ich mir erlaube, in meiner Anrede die Formen der internationalen Höflichkeit zu<br />

durchbrechen, möchte ich zum Ausdruck bringen, daß ich in dem hier versammelten Kreis von<br />

Männern und Frauen eine Versammlung erblicke, die das Band einer besonderen Kameradschaft<br />

umschließt. Denn Sie, meine olympischen Siegerinnen und Sieger, sind nicht durch irgendeinen<br />

Zufall oder durch irgendeine willkürliche Auswahl aus aller Welt zusammengekommen. Sie<br />

haben das Recht der Teilnahme an dieser Tafelrunde nicht Vorzügen der Geburt, der Klasse oder<br />

des Standes zu verdanken, auch nicht der Zugehörigkeit zu irgendeiner bevorzugten Nation,<br />

sondern einzig und allein Ihrer eigenen Liebe zum Sport, Ihrem wunderbaren Talent und Ihrem<br />

hingebungsvollen Einsa” beim Training und bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen selbst. Sie sind infolgedessen<br />

wirklich allesamt Kameraden einer Idee. Allein es wäre doch nicht möglich, diesen Kreis<br />

erlesener junger Menschen zu versammeln, wenn nicht die olympische Idee, die dem internationalen<br />

Sport ein le”tes Ziel und eine le”te Weihe gegeben hat, von edlen und klugen Männern<br />

zu neuem Leben erweckt worden wäre. Ihnen allen und an Ihrer Spi”e dem sehr verehrten<br />

Präsidenten des I.O.K., Grafen de Baillet-Latour, zu danken, halte ich auch in dieser Stunde für eine<br />

selbstverständliche Pflicht, die nicht zule”t auch tief aus den Herzen aller Aktiven kommt.<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist verlöscht und die Kämpfe sind beendet. Sie sind mit einer Härte<br />

ausgetragen worden, wie wohl noch nie in der Geschichte der <strong>Olympische</strong>n <strong>Winterspiele</strong>. Sieger<br />

und Besiegte sind oft nur durch Sekunden und Zehntelpunkte voneinander geschieden. Aber,<br />

Kameraden, gibt es wirklich Gewinner und Unterlegene? Lassen Sie mich Umschau halten; wahrhaftig,<br />

ich sehe nur Sieger! Sieger über eine schwache und feige Moral, Sieger über Engherzigkeit<br />

und Mißgunst und schließlich auch Sieger über den Unverstand, der den Völkern ihre<br />

gemeinsame Idee abspricht.<br />

Wir haben auf den olympischen Festplä”en heftige Gefechte ausgetragen. Die Begleitmusik<br />

dieser Schlachten aber war nicht der Donner der Geschü”e, sondern der brausende Beifall einer<br />

enthusiasmierten Menge. Wir sind Zeugen von erbitterten Kämpfen gewesen, ihr Erfolg waren<br />

nicht Tränen von Witwen und Waisen, es war vielmehr — ich bin glücklich, es festzustellen — die<br />

gemeinsame Freude aller. Wir haben also erlebt, daß eine große Idee der Menschheit praktisch<br />

verwirklicht werden kann, wenn es nur Menschen gibt, die an ihrer Verwirklichung arbeiten.<br />

Wir haben alle miteinander bewiesen, daß es nur des guten Willens bedarf, um in der Achtung<br />

vor der Ehre des einzelnen die Ehre aller Völker zu sichern.<br />

Sie, meine olympischen Siegerinnen und Sieger, sind gekrönt mit der höchsten Würde, die<br />

die völkerumfassende olympische Organisation zu vergeben hat. Damit sind Sie nun Fahnenträger<br />

der olympischen Idee geworden. Auf Sie wird man schauen, wenn man vom Olympia<br />

redet, Ihre Namen stehen auf den Tafeln der Geschichte eingegraben. Sie sind den Lebenden<br />

ein immerwährender edler Ansporn und den Zukünftigen ein ehrfurchterweckendes Beispiel.<br />

Tragen Sie die olympische Idee in die Zukunft und damit in eine Zeit, die glücklicher als die<br />

heutige sein möge und die ehrenvolle und friedliche Beziehungen unter den Menschen wie unter<br />

den Völkern als ganz selbstverständlich ansehen wird.<br />

Ich trinke auf Sie, meine olympischen Siegerinnen und Sieger, als den Garanten einer glücklichen<br />

Zukunft und als den Garanten der weltumspannenden olympischen Idee.”<br />

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