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Verstärktes Handeln zur Beendigung von Zwangsarbeit

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Prävention<br />

sowie die geringen Bildungschancen für Mädchen. Die diesbezüglichen Präventionsmaßnahmen<br />

können im weiteren Sinne als „Sensibilisierung und soziale und wirtschaftliche<br />

Befähigung“ bezeichnet werden, die auf die gefährdetsten Bevölkerungsgruppen<br />

und Gebiete abzielen.<br />

92. Der zweite Kausalzusammenhang betrifft das Umfeld, in dem <strong>Zwangsarbeit</strong>spraktiken<br />

auftreten, insbesondere im Hinblick auf die Täter. Eine wichtige zugrunde liegende<br />

Ursache sind Defizite bei der strafrechtlichen Verfolgung, die dazu führen, dass <strong>Zwangsarbeit</strong><br />

und damit zusammenhängende Gesetzesverstöße ungestraft bleiben. Wenn die<br />

Beschäftigung <strong>von</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong>ern als „geringes Risiko“ angesehen wird, kann eine<br />

Minderheit skrupelloser Arbeitgeber zu der Ansicht gelangen, dass man dieses Risiko<br />

durchaus eingehen kann, um unerlaubte Profite zu erzielen. Weitere Ursachen sind:<br />

extremer Druck für Arbeitgeber, Kosten zu reduzieren, insbesondere in arbeitsintensiven<br />

Industrien, oder unrealistische Zeitvorgaben für die Produktion durch Kunden; Korruption<br />

und schlechte Regierungsführung; Wissenslücken bei Arbeitgebern im Hinblick auf<br />

das Arbeitsrecht oder praktische Hindernisse bei der Anwendung des Arbeitsrechts; die<br />

Herausforderungen für die Rechtsdurchsetzung durch lange, komplexe Zulieferketten, an<br />

denen verschiedene Subunternehmer beteiligt sind, oder die auf mehrere Orte bzw. Länder<br />

verteilt sind, und durch das Entstehen einer informellen Wirtschaft; un<strong>zur</strong>eichende<br />

Regulierung <strong>von</strong> privaten Arbeitsvermittlungen oder Vermittlern, die Arbeitnehmer<br />

anwerben und manchmal auch selbst beschäftigen. Weitere Probleme sind das Fehlen<br />

schriftlicher Arbeitsverträge insbesondere in Unternehmen im informellen Sektor und<br />

die Existenz verschleierter Arbeitsverhältnisse. Eine besondere Herausforderung stellen<br />

Ursachen dar, die mit langjährigen Praktiken verbunden sind, wie beispielsweise die<br />

Zahlung <strong>von</strong> Lohnvorauszahlungen oder gesellschaftliche Verhaltensweisen (z. B. Diskriminierung<br />

aus verschiedenen Gründen).<br />

93. Wenn es keine wirksame Koordination und Zusammenarbeit zwischen betroffenen<br />

Akteuren gibt, wird ebenfalls ein Umfeld geschaffen, in dem <strong>Zwangsarbeit</strong> entstehen<br />

oder unentdeckt bleiben kann. Durch Schwächen bei der Koordination, beispielsweise<br />

zwischen verschiedenen Teilen der Regierung, zwischen Regierung und Zivilgesellschaft<br />

oder zwischen Herkunftsregionen und -ländern und den Zielregionen <strong>von</strong> Arbeitsmigranten,<br />

entstehen Lücken bei der Strafverfolgung und der Einhaltung <strong>von</strong> Rechtsvorschriften.<br />

Die geforderten Präventionsmaßnahmen betreffen im weitesten Sinne die „verstärkte<br />

Anwendung <strong>von</strong> Gesetzen, Koordination und Zusammenarbeit“.<br />

94. Ein dritter Kausalitätszusammenhang bezieht sich auf die Händler, Einzelhändler,<br />

Nutzer und Konsumenten der Produkte und Dienstleistungen, die eventuell mit Hilfe<br />

„schmutziger“ Praktiken der <strong>Zwangsarbeit</strong> produziert oder erbracht worden sind. Die Art<br />

der Nachfrage nach solchen Gütern und Dienstleistungen ist zwar komplex und kann<br />

hinterfragt werden, das Fehlen entsprechender Informationen bedeutet jedoch, dass die<br />

Verbraucher normalerweise nicht in der Lage sind, auf dem Hintergrund <strong>von</strong> Informationen<br />

zu entscheiden, was sie kaufen, nutzen oder konsumieren. 7 Verbraucherorientierte<br />

Präventionsmaßnahmen zielen darauf ab, verstärkte Transparenz, Information und<br />

7 Der Begriff „Nachfrage“ wird im Kontext <strong>von</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong> und Menschenhandel normalerweise für ein breites<br />

Spektrum <strong>von</strong> Akteuren und Interessen benutzt, wie beispielsweise Arbeitgeber, Vermittler, Unternehmen und<br />

Endverbraucher/-nutzer <strong>von</strong> Gütern und Dienstleistungen. Das Ziel, die „Nachfrage zu verringern“, war<br />

ursprünglich mit Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung verbunden. Es ist problematischer im<br />

Hinblick auf andere (nicht-sexuelle) Formen <strong>von</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong>, bei denen die Verbrauchernachfrage im Allgemeinen<br />

auf billige Güter und Dienstleistungen ausgerichtet ist. Wenn Arbeitskräfte im Zuge des Produktionsprozesses<br />

ausgebeutet werden, handelt es sich um „versteckte Kosten“, die die Verbraucher nicht bewusst wahrnehmen,<br />

wenn sie Güter und Dienstleistungen kaufen oder nutzen.<br />

ILC.103/IV/1 27

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