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Verstärktes Handeln zur Beendigung von Zwangsarbeit

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Verstärktes <strong>Handeln</strong> <strong>zur</strong> <strong>Beendigung</strong> <strong>von</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong><br />

für die Opfer <strong>von</strong> <strong>Zwangsarbeit</strong> ermittelt worden. Im Allgemeinen sind Informationen<br />

über solche Mechanismen aber schwer zu beschaffen. 10 Ein wichtiger Unterschied zwischen<br />

den verfügbaren Mechanismen ist die Quelle der Entschädigung, ob vom Staat<br />

oder vom Täter. Die Arten der gerichtlichen Verfahren sind ebenfalls unterschiedlich<br />

und können strafrechtliche Verfahren, zivilrechtliche Verfahren, Arbeitsgerichte, staatliche<br />

Entschädigungsfonds oder irgendeine Verbindung <strong>von</strong> diesen umfassen. 11<br />

Entschädigung durch die Täter<br />

172. In nahezu allen der 71 Länder, in denen Entschädigungsmechanismen ermittelt<br />

worden sind, haben <strong>Zwangsarbeit</strong>sopfer die Möglichkeit, eine Entschädigung <strong>von</strong> den<br />

Tätern zu erlangen. In Ländern wie Irland und Kenia sind die Strafgerichte gesetzlich<br />

befugt, die Zahlung einer Entschädigung an die Opfer anzuordnen und nach der Verurteilung<br />

die Höhe der Entschädigung festzusetzen. In Nepal muss eine Person, die der<br />

Ausbeutung eines Schuldarbeiters für schuldig befunden worden ist, nach dem Gesetz<br />

<strong>von</strong> 2002 über das Verbot der Schuldarbeit den doppelten Mindestlohn für jeden<br />

Beschäftigungstag als Entschädigung zahlen. In einigen Ländern, wie Liberia, Mexiko<br />

und den Vereinigten Staaten, muss nach einer strafrechtlichen Verurteilung wegen Menschenhandels<br />

die Zahlung einer Entschädigung angeordnet werden. In Mexiko muss ein<br />

verurteilter Angeklagter nach dem Allgemeinen Gesetz <strong>von</strong> 2012 <strong>zur</strong> Verhütung, Bestrafung<br />

und Beseitigung des Menschenhandels dem Opfer eine volle Entschädigung zahlen,<br />

einschließlich der durch die Begehung der Straftat erzielten Gewinne, sowie eine Entschädigung<br />

für entgangene Chancen, Beschäftigung, Bildung und Sozialleistungen.<br />

173. In einer Reihe <strong>von</strong> Ländern, darunter Deutschland, Frankreich, Kambodscha, die<br />

Russische Föderation und Ukraine, können im Rahmen der strafrechtlichen Verfolgung<br />

oder nach ihrem erfolgreichen Abschluss im Namen des Opfers zivilrechtliche Forderungen<br />

geltend gemacht werden. Viele Länder sehen auch die Möglichkeit für Opfer vor,<br />

eigenständige Zivilklagen gegen Täter anzustrengen, obgleich solche Klagen in der<br />

Praxis anscheinend relativ selten sind wegen der damit verbundenen Kosten, der Komplexität<br />

und der Dauer der betreffenden gerichtlichen Verfahren und des Fehlens <strong>von</strong><br />

Präzedenzfällen.<br />

174. Ein dritter Weg zu einer Entschädigung führt über die Arbeitsgerichte. Solche Forderungen<br />

können an Stelle <strong>von</strong> straf- und zivilrechtlichen Forderungen oder zusätzlich<br />

zu ihnen geltend gemacht werden und können sowohl materielle als auch immaterielle<br />

Schäden umfassen. In einigen Ländern sind arbeitsgerichtliche Verfahren einfacher als<br />

andere Mechanismen, und die Beweislast ist leichter. Ein weiterer Vorteil besteht darin,<br />

dass die Arbeitsaufsicht oder die Arbeitsverwaltung im Allgemeinen die Arbeitgeber auf<br />

Schadenersatz verklagen kann, so dass die Arbeitnehmer <strong>von</strong> dieser Verantwortung entlastet<br />

werden. In Brasilien können Arbeitsinspektoren Arbeitnehmer sofort durch Geldstrafen<br />

entschädigen, die auf der Stelle dem Arbeitgeber auferlegt werden; zwischen<br />

1995 und 2012 beliefen sich die Entschädigungszahlungen auf insgesamt mehr als<br />

37 Millionen US-Dollar. Arbeitsgerichte können eine Entschädigung für Arbeitnehmer<br />

auch durch zivilrechtliche Klagen gegen Arbeitgeber geltend machen. In Nepal können<br />

10 Neben landesspezifischen Quellen stützt sich dieses Kapitel auf Untersuchungen der OSZE und des<br />

COMP.ACT-Projekts. Siehe OSZE (2008): Compensation for trafficked and exploited persons in the OSCE<br />

region, Warschau; und COMP.ACT (2012): Findings and results of the European action for compensation for<br />

trafficked persons.<br />

11 Im Vereinigten Königreich beispielsweise könnte ein <strong>Zwangsarbeit</strong>sopfer eine Entschädigung auf vier möglichen<br />

Wegen erlangen, je nach den Umständen seines Falls: durch das staatliche Opferentschädigungssystem, ein<br />

Arbeitsgericht, einen getrennten Zivilprozess oder durch strafrechtliche Verfolgung des Täters.<br />

52 ILC.103/IV/1

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