Verstärktes Handeln zur Beendigung von Zwangsarbeit

Verstärktes Handeln zur Beendigung von Zwangsarbeit
Opfer von Menschenhandel für Vergehen im Zusammenhang mit ihrem Opferstatuts
nicht verhaftet, inhaftiert oder strafrechtlich verfolgt werden sollen. Dies gilt beispielsweise,
wenn sie nicht im Besitz einer gültigen Aufenthaltsgenehmigung sind oder ein
falsches Reise- oder sonstiges Dokument benutzen“.
Besonderer Schutz für Kinder
145. Ein Viertel aller Zwangsarbeitsopfer sind Kinder unter 18 Jahren, für die besondere
Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Bei allen Maßnahmen, die im vorliegenden Kapitel
beschrieben werden, müssen die besondere Gefährdung von Kindern und das Kindeswohl
berücksichtigt werden. Nationale Weiterleitungsmechanismen und andere relevante
Leitlinien sollten Bestimmungen zu kindgerechtem Verhalten enthalten. In Trinidad und
Tobago beispielsweise wird im Gesetz gegen den Menschenhandel von 2011 vorgeschrieben,
dass die Einsatzgruppe gegen Menschenhandel Unterstützung unter Berücksichtigung
des „Kindeswohls“ leistet. Außerdem muss sie die Kinderschutzbehörde konsultieren,
damit sie kindgerechte Schutzmaßnahmen anbieten kann. Dies beinhaltet auch
ein kindgerechtes Angebot psychischer und physischer Gesundheitsfürsorge (Artikel 44).
In anderen Ländern schreiben speziell auf Kinder zugeschnittene Bestimmungen beispielsweise
vor, dass Befragungen möglichst kurz gehalten werden sollten, dass dabei
kindgerechte Befragungstechniken angewendet werden müssen und, wenn erforderlich,
ein Vormund eingesetzt werden muss.
146. Wenn Zweifel über das Alter eines Kindes bestehen und keine Ausweisdokumente
vorliegen, ist es wichtig anzunehmen, dass das Kind minderjährig ist. In solchen Fällen
können Staaten psychologische Gutachten oder Gutachten über den Stand der Entwicklung
heranziehen, um das Alter eines Kindes zu schätzen. Wenn bestimmte Schutzmaßnahmen,
wie beispielsweise das Recht, im Land zu bleiben, nur für Opfer im Kindesalter
gelten, können ungenaue Schätzungen potenziell die Rechte eines Kindes auf den
Zugang zu solchen Maßnahmen verletzen. Bestimmte Länder wie Finnland oder die Vereinigten
Staaten erkennen an, dass es schwierig ist, das Alter von Kindern genau zu
schätzen und akzeptieren daher die niedrigste Schätzung, wenn bei Verfahren zur Schätzung
des Alters verschiedene Altersangaben möglich sind.
147. Kinder haben das gleiche Recht auf Unterstützung wie erwachsene Opfer von
Zwangsarbeit, allerdings muss die Unterstützung an ihre Bedürfnisse angepasst werden.
In Indonesien, im Senegal und in den Niederlanden z. B. werden kindgerechte Unterkünfte
zur Verfügung gestellt. In den Unterkünften wird mitunter auch provisorischer
Unterricht für Opfer im Kindesalter angeboten, z. B. in Sambia. In anderen Ländern wie
Bulgarien und Dänemark dürfen Kinder vor Ort eine Schule besuchen.
148. Migrantenkinder als Opfer von Zwangsarbeit brauchen besonderen Schutz, insbesondere
wenn sie unbegleitet sind und/oder einen illegalen Migrantenstatus haben. In
Italien z. B. wird im Grunde allen Opfern im Kindesalter bis zu 18 Jahren eine Aufenthaltserlaubnis
erteilt. Die Berücksichtigung des Kindeswohls und des Vorrangs von Kindern
kann bedeuten, dass Kinder, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, im
Zielland Rehabilitationsmaßnahmen erhalten, wenn beispielsweise die Situation zu
Hause dazu beigetragen hat, dass sie Opfer von Menschenhandel geworden sind. In
Schweden z. B. untersuchen die Sozialdienste, ob unbegleitete Kinder wieder zu ihren
Eltern gebracht werden oder ob sie mit einem gesetzlichen Vormund in Schweden bleiben
sollten.
149. Im Fall einer Rückführung von Opfern im Kindesalter in das Land ihres Wohnsitzes
ist eine Zusammenarbeit mit diesem Land besonders wichtig, um das Kindeswohl zu
gewährleisten. Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit der Vereinigten Arabischen
Emirate und Bahrains mit Bangladesch, Pakistan, Mauretanien und Sudan, um Jungen,
44 ILC.103/IV/1