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'Die Gemeinde' November 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...

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35 Nebenkläger bei<br />

Demjanjuk-Prozess<br />

Zu Beginn des Prozesses gegen den<br />

mutmaßlichen nS-Verbrecher John<br />

Demjanjuk Ende november in mün -<br />

chen wird ein Großaufgebot von<br />

nebenklägern erwartet. Rund 20 ne -<br />

benkläger wollen am 30. november<br />

zum Auftakt ins Landgericht mün -<br />

chen ii kommen, wie der neben klä -<br />

ger vertreter und Kölner Strafrechts -<br />

professor Cornelius Nestler der Deut -<br />

schen Presse-Agentur (dpa) sagte.<br />

ins gesamt seien mindestens 35 ne ben -<br />

kläger zugelassen. Sie alle haben im<br />

na zi-Vernichtungslager Sobibor im<br />

von Hitler-Deutschland besetzten Po -<br />

len nahe Angehörige verloren. Der ge -<br />

bürtige Ukrainer Demjanjuk soll dort<br />

<strong>als</strong> Wachmann geholfen haben, die in<br />

massentransporten ankommenden<br />

Ju den zu vergasen. Die Anklage wirft<br />

dem 89-Jährigen Beihilfe zum mord<br />

in 27.900 Fällen vor. Die nebenkläger<br />

wollten keine harte Strafe für Dem -<br />

jan juk, sondern Wahrheit und Gerech -<br />

tigkeit, sagte nestler, der zusammen<br />

mit mehreren Kollegen rund 30 der<br />

nebenkläger vertritt. „Der Weg ist das<br />

Ziel: Jeder, der verantwortlich war für die<br />

Morde an ihren Familienangehörigen,<br />

muss sich bis zum Lebensende seiner Ver -<br />

antwortung stellen.“ Die Zahl der ne -<br />

POLITIK • NS-ZEIT<br />

ben kläger könnte noch weiter steigen:<br />

Unter anderem bei einigen Überlebenden<br />

aus Sobibor ist laut nestler of -<br />

fen, ob sie den entsprechenden An trag<br />

beim Gericht stellen. Das Verfahren<br />

sei sehr ungewöhnlich, verglichen mit<br />

den bisherigen Prozessen gegen mutmaßliche<br />

nS- und Kriegsverbrecher.<br />

„Die Konstruktion der Anklage ist geradezu<br />

revolutionär im Vergleich zu allen<br />

anderen großen NS-Verfahren in der<br />

Vergangenheit.“ Früher sei immer auf<br />

die einzelnen Täter und ihre Exzesse<br />

geschaut worden. „Hier geht es um die<br />

Vernichtungsmaschinerie, in der Dem jan -<br />

juk eine Funktion gehabt hat.“<br />

insgesamt starben in Sobibor nach<br />

Schät zungen binnen zweieinhalb Jah -<br />

ren 250.000 menschen. Demjanjuk, <strong>als</strong><br />

Rotarmist in deutsche Gefangen schaft<br />

geraten, wurde im SS-Ausbil dungs -<br />

lager Trawniki zum Wachmann ausgebildet<br />

und kam nach Sobibor, wo ihn<br />

die nazis mit rund 100 anderen Traw -<br />

niki <strong>als</strong> Helfer ihrer Vernichtungsma -<br />

schi nerie einsetzten. Dass Demjanjuk<br />

Trawniki geworden sei, könnte man<br />

nachvollziehen, da er sich selbst retten<br />

wollte, sagte nestler. „Dass er in Sobi bor<br />

geblieben ist, hat mit retten nichts mehr<br />

zu tun“, betonte der nebenklä ger ver -<br />

tre ter. „Während ringsherum in Osteu -<br />

ro pa für alle die Gefahren des Krieges<br />

drohten, war das Leben in Sobibor für die<br />

Trawniki angenehm - um den Preis der<br />

Beteiligung an der fortwährenden Er mor -<br />

dung von Tausenden von Juden.“ Die<br />

Opfer-Angehörigen, die am Prozess -<br />

auf takt teilnehmen wollen, kommen<br />

aus den USA und aus israel, vor al lem<br />

aber aus den niederlanden. Vier der<br />

bisher zugelassenen nebenkläger wa -<br />

ren selbst in Sobibor und haben die<br />

Vernichtungsmaschinerie überlebt.<br />

ins gesamt leben noch neun ehemalige<br />

Häftlinge - bis auf einen kamen sie bei<br />

dem Gefangenen-Aufstand im Okto -<br />

ber 1943 frei, nach dem das Lager<br />

geschlossen wurde.<br />

Australien will<br />

mutmaßlichen<br />

Kriegsverbrecher an<br />

Ungarn ausliefern<br />

Die australische Regierung hat die<br />

Aus lieferung des mutmaßlichen<br />

Kriegs verbrechers Charles (Karoly)<br />

Zen tai nach Ungarn gebilligt. Laut<br />

dem australischen innenminister<br />

Bren dan O’Connor bedeute diese Ent -<br />

scheidung nicht, dass damit eine<br />

„Schuld oder Unschuld Zentais dokumentiert<br />

werden soll“. Es gehe vielmehr<br />

darum, dass Australien seine Pflich ten<br />

erfülle, die sich aus internationalem<br />

Recht ergeben.<br />

Zentai wird beschuldigt, <strong>als</strong> mitglied<br />

der mit Hitler verbündeten ungarischen<br />

Armee 1944 einen jungen Ju den<br />

getötet zu haben. Zentai befindet sich<br />

seit dem 22. Oktober in Australien in<br />

Po lizeigewahrsam. Der 88-Jährige<br />

hat te sich gegen eine Auslieferung<br />

nach Ungarn gewehrt, da er nach ei -<br />

ge ner Aussage kein Vertrauen „in die<br />

ungarische Demokratie“ hat.<br />

Der Ungar war nach dem Krieg nach<br />

Australien ausgewandert und lebt in<br />

Perth im Westen des Landes. Zentai<br />

wies stets die vom Simon-Wiesen thal-<br />

Zentrum erhobenen Kriegsver bre cher-<br />

Vor wür fe zurück. Die Budapes ter<br />

Regierung hatte bereits im märz 2005<br />

einen Auslieferungsantrag gestellt.<br />

Auf der aktuellen Liste der zehn<br />

meistgesuchten nazi-Kriegsver bre cher<br />

des Simon-Wiesenthal-Zentrums in<br />

Jerusalem nimmt Zentai den siebenten<br />

Platz ein.<br />

APA<br />

november <strong>2009</strong> - Cheschwan/Kislew 5770 21

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