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'Die Gemeinde' November 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...

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KULTUR • ISRAELISCHE AUTOREN<br />

hart aus. ist es Koketterie, wenn er sich<br />

<strong>als</strong> Scheiternder darstellt, ist es Ge -<br />

kränktheit, weil er so lange gerade in<br />

is rael um Anerkennung kämpfen<br />

muss te? das Buch ist ganz schön, sogar<br />

interessant, etwas deprimierend, schade,<br />

dass er sich nicht kürzer gefasst hat, es ist<br />

ein schlechtes Buch, ein wüster Schrift -<br />

steller …, nimmt er vorauseilend ein<br />

mög liches Urteil seiner Kritiker vorweg.<br />

nach soviel nichts muss etwas kommen.<br />

Und es kommt. Ungerufen<br />

kommt das Leben zurück und mit ihm<br />

kommt Schimon, sein groß gewachsener,<br />

starker, pünktlicher, einsamer<br />

und schweigsamer Begleiter, dessen<br />

Aufgabe es einzig und allein ist, mit<br />

dem wackeligen alten mann spazieren<br />

zu gehen. Schimon, man entnimmt<br />

es jedem Satz dieser wunderbaren<br />

Cha rakterstudie, ist Yoram Kaniuks<br />

letzte Liebe. Kein Plauderer und kein<br />

Leser, aber Menschen liest er mit der Ver -<br />

nunft eines Mannes, der nie das Bedürf nis<br />

verspürt hat, Bücher zu lesen. Jeden mor -<br />

gen geht das seltsame Paar seine Wege<br />

durch Tel-Aviv und über den Roth -<br />

schild-Boulevard und da wird noch<br />

eine Liebe spürbar. Die zur Stadt und<br />

zur Geschichte ihrer menschen, die<br />

sich auch in den Bauwerken spiegelt.<br />

Ein erlesener literarischer Stadtführer<br />

zum Abschied, den Kaniuk mit diesem<br />

Buch doch sehr deutlich nimmt.<br />

Yoram Kaniuk<br />

„Zwischen Leben und Tod“.<br />

Ein autobiographischer Roman.<br />

Deutsch von Ruth Achlama<br />

Claassen Verlag<br />

ZUM AUTOR<br />

Geboren 1930 in Tel-Aviv <strong>als</strong> Sohn des<br />

ersten Direktors des Tel-Aviv-Mu se -<br />

ums und einer Lehrerin, verließ Yo -<br />

ram Kaniuk mit 17 das Gymnasium,<br />

um unter Jizchak Rabin Palmach -<br />

kämpfer zu werden. Nachdem er 1948<br />

im Un ab hängigkeitskrieg verwundet<br />

wurde, ging er für zehn Jahre <strong>als</strong> Ma -<br />

ler nach New York, wo er seine Frau<br />

Miranda ken nen lernte. 1961 kehrte er<br />

<strong>als</strong> Schrift steller zurück und veröffentlichte<br />

seit her 16 Romane un ter ihnen<br />

„Adam Hun desohn“, Kurz ge schich -<br />

ten und Kinderbücher. Erst nachdem<br />

er längst international anerkannt war,<br />

nahm ihn auch Israel zur Kenntnis.<br />

Heute zählt er zu den be deutendsten<br />

Gegen wartsautoren des Landes.<br />

Überall & Nirgendwo<br />

P. Weinberger<br />

Das älteste jüdische Grab<br />

in New York (1708)<br />

Um new York kennen zu<br />

lernen genügt es nicht,<br />

einmal mit dem Schiff, mit<br />

der „Circle Line“, rund um<br />

man hattan zu fahren und<br />

gelegentlich in "Ahs" und<br />

"Ohs" auszubre chen, sich<br />

Blasen auf den Füßen vom<br />

He rum laufen in mid town<br />

zu holen, oder in das me -<br />

tro politan museum zugehen.<br />

man sollte zumindest<br />

einen halben Tag in der U-<br />

Bahn verbringen, z.B. eine<br />

Fahrt mit der Linie A, von<br />

der nordspitze manhattans bis an die At lantikküste von<br />

Brooklyn, unternehmen. Fahrzeit etwa zwei Stunden.<br />

Dann bekommt man zumindest einen op tischen Ein druck<br />

von der sozialen Schichtung in dieser Stadt. „Hispanos“<br />

steigen aus, „Afroamerikaner“ ein und wieder aus, da -<br />

nach gibt es Russen, zum Schluss überwiegt die „weiße<br />

mittelklasse“, man sieht vorwiegend „Ang los“.<br />

man kann auch, um ein ganz bestimmtes new York zu er -<br />

kunden, einen Ausflug auf die Roosevelt insel (mit der U-<br />

Bahn) unternehmen, um junge jüdische Familien, jeweils<br />

mit einem halben Dutzend kleinen Kindern, die männer<br />

mit seidenen Kaftans, Kniehosen und weißen Strümpfen<br />

angetan, zu sehen, die an nachmittagen die insel in Scha -<br />

ren besuchen. Den Ausflug kann man sich im Grunde<br />

genommen aber genauso gut ersparen, indem man sich<br />

das jeweilige nachbarschaftsverzeichnis anschaut. nimmt<br />

man sich z.B. das von Washington Heights, von einem<br />

Vier tel, das nicht <strong>als</strong> vorwiegend von Juden bewohnt gilt,<br />

dann gibt es dort immerhin neun orthodoxe Ge mein den<br />

und eine Reformgemeinde. Ob die orthodoxen Gemein den<br />

untereinander reden ist nicht bekannt. natürlich kann man<br />

auch historischen Spuren jüdischer Einwanderung nach -<br />

gehen und einen kurzen Blick durch einen eisernen Zaun<br />

auf das älteste jüdische Grab in new York (1708) werfen.<br />

Seit Joseph Hellers Romanen ist es wohlbekannt, dass so<br />

manche new Yorker Chinesen Jiddisch sprechen oder zu -<br />

mindest bestens verstehen. Selbst neu eingewanderten<br />

Pu ertorikanern werden rasch mit Ausdrücken wie „Toas-<br />

ted Challe“ konfrontiert, auch wenn sie manches mal<br />

nicht unbedingt wissen, was damit gemeint ist. manche,<br />

scheint es, haben allerdings „Spilkes in Toches“, so eilig<br />

sind sie unterwegs.<br />

Wer glaubt, sich in dieser Stadt in einem der hoch ent wi -<br />

c kelten industrieländer zu befinden, in einer der großen<br />

metropolen der Ersten Welt, dem sei dringend geraten,<br />

eine Fahrt mit dem Bus über die George Washington<br />

Bridge zu unternehmen. Ähnlichkeiten mit Busfahrten<br />

irgendwo in Lima oder Bogota drängen sich einem auf.<br />

Alle reden in voller Lautstärke, auf Spanisch natürlich, der<br />

Busfahrer mit eingeschlossen. Der Komfort im Bus steht<br />

übrigens dem in einem Bus in tiefsten Latein ame ri ka nicht<br />

im geringsten nach: alt, schäbig und dreckig, wie halt so<br />

manche U-Bahnstation. Das sollte man auf keinen Fall ver -<br />

gessen, wenn man, wie die meisten Besucher von new<br />

York, lediglich in midtown die gigantischen Glasfassa den<br />

der Hochhäuser oder die gusseisernen Fassaden in Lo -<br />

wer manhattan bewundert.<br />

Allerdings, um in die innerste Bewußtseinssphäre dieser<br />

Stadt vorzudringen muss man mit Leuten reden, mit ehe -<br />

maligen immigranten oder deren nachkommen etwa,<br />

oder schlicht und einfach mit mitfahrende in der U-Bahn,<br />

im Bus oder im Aufzug. Wenn dann etwa im november<br />

die Frage nach dem Datum von Erev Thanksgiving ge stellt<br />

wird, ja, dann beginnt man langsam die Sprach schi -<br />

zophrenie dieser Stadt zu begreifen: sie ist eben „nFT“<br />

(not For Tourists), so, wie hier der Stadtplan für Ein ge -<br />

weihte tatsächlich heißt.<br />

november <strong>2009</strong> - Cheschwan/Kislew 5770 41

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