'Die Gemeinde' November 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...

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WIRTSCHAFT • ISRAEL Ab 2010 keine Zölle auf israelische Lebensmittel in der EU israel und die Europäische Union haben am 4.11.2009 ein neues Land - wirt schaftsabkommen unterzeichnet. nach einem langen Verhand lungs - vor lauf aktualisiert es das ursprüngliche Abkommen von 1970. Der Zugang zu den märkten wurde für beide Seiten erheblich erleichtert. im verarbeiteten Agrarsektor werden nun 95% aller Produkte von Steuern und Abgaben befreit. im Frischwa ren - bereich entfallen die Zollbestim mun - gen für 80% der Produkte. Das Abkommen wurde von israels Botschafter bei der EU, Ran Curiel, und von Schwedens Botschafter Chris - tian Danielsson unterzeichnet. Es stellt ein weiteres Element in der langen Reihe bestehender Abkommen zwischen israel und der EU dar, zu der das israel-EU-Assoziierungsab kom - men und zahlreiche andere Partner - schaftsverträge gehören. Europa ist der bei weitem wichtigste Handelspartner israels im Agrar bereich. mehr als 25% aller landwirtschaftlichen Produkte und mehr als 75% aller Frischwaren aus israel werden in die EU exportiert. Start-Up Nation. The Story of Israel’s Eco - nomic Miracle heisst das Buch von Dan Senor und Saul Singer, das is - raels beispiellosen wirt - schaftlichen Erfolg er - klärt (erschienen bei Twelve Books, iSBn 978-0446539258). Einer der Gründe war der arabische Boykott israels. Er zwang die israelischen Unternehmen zur Entwicklung von extrem attraktiven Produkten, um weltweit die Angst vor den Boykottdrohungen zu überwinden. Avo ca do-Export 2009 50.000 Tonnen erreicht israels Avo ca - do-Export 2009. Die Steigerung um sagenhafte 50% gegenüber dem Vor - jahr führen Experten auf perfekte Wet - terbedingungen in israel, den außerordentlichen nährstoffgehalt und den biologischen Anbau zurück. © Dylan Schweizer Israels neuer Exportschlager Ganz unverhofft ist israel zum weltweit größten, ja eigentlich einzigen Ex portland von nilpferden geworden. Dahinter steht der beliebte Safari-Zoo in Ramat-Gan, der in den vergangenen monaten mehr als ein Dutzend der Paarhufer an Zoos auf der ganzen Welt verkauft hat. „Es gibt keinen Profit in diesem Export - be reich, aber ohne Zweifel sind wir ein ein zigartiger Zoo, denn normalerweise ha ben Zoos nur eine kleine Anzahl von Flusspferden“, sagt Sagit Horowitz, die Sprecherin des Rama Gan Safari- Parks unweit von Tel Aviv. Bei einem Bestand von mehr als 40 nilpferden und einer hohen Geburtsrate war der Zoo gezwungen einen Weg zu finden, um die Population herunterzuschrauben. Bislang sind 14 nilpferde auf dem Luft- oder Seeweg nach Kasachstan, Russland, Vietnam, in die Ukraine und in die Türkei geliefert worden. Und die nachfrage lässt nicht nach. Dabei gestaltet sich der Transport nicht immer einfach: Die bis zu 3.5 Tonnen schweren Tiere können nur betäubt werden, wenn sie schlafen. Ansonsten rennen sie nach der Sprit ze ins Wasser, wo man sie dann nicht mehr fangen kann. Sobald das nil - pferd bewusstlos ist, wird es mit ei nem Bagger in einen Container verladen. Touristenrekord im Oktober Laut aktuellen Angaben des Tou ris - musministeriums sind im vergangenen Oktober 330.000 Urlauber nach israel gereist – ein bislang unerreichter Rekord. Gegenüber dem Vorjah res - mo nat bedeutet dies einen Anstieg von ganzen 9%. Seit Beginn des Jahres bis einschließlich Oktober waren in israel 2.3 mio. Touristen aus dem Ausland zu Gast; das sind so viele wie im gesamten Jahr 2007. im Jahr 2008 sind im gleichen Zeitraum allerdings noch mehr Urlauber zu verzeichnen gewesen. israels Tourismusminister Stas Mise - zh ni kov erklärte, noch ein größeres Wachstum der Branche erzeugen zu wollen. im marketing-Bereich gebe es noch nachholbedarf. ESL bald auch in Israel vertreten Die Welt weite Computerspiele-Liga Electronic Sports League (ESL) soll künf tig auch in israel vertreten sein. Ausgerichtet werden sollen die Tur - niere vom israelischen Gaming- und Jugendportal Vgames. Die ESL, Europas größte Liga für Com - puterspieler, ist bereits in zahlreichen Ländern vertreten. nun blickt man über den europäischen Teller rand und will ab Januar 2010 auch in israel eSport-Turniere ausrichten. im Rah - men der nun beschlossenen Koo pera - tion übernimmt Vgames als Li zenz part - ner Aufbau und Betreu ung einer isra - e lischen Sektion im weltweiten Por tal der Electronic Sports League (ESL). Künftig werden israelische Spieler sich auch für internationale Turniere wie die Intel Extreme Masters qualifizieren und dort um die (teilweise sehr be - achtlichen) Preisgelder spielen können. nach Angaben von Veranstalter Turtle Entertainment wird die ESL is - ra el „alle populären eSport-Titel unterstützen und sich an Gelegenheitsspieler und Profis gleichermaßen richten“. im Profi-Bereich werden wahrscheinlich vor allem Spiele wie Counter-Strike, Warcraft 3, aber auch FiFA gespielt werden, die sich in allen mitglie ds län - dern der ESL großer Beliebtheit er - freuen. 26 november 2009 - Cheschwan/Kislew 5770
WISSENSCHAFT • ISRAEL Forschungsvertrag mit Ben-Gurion Universität Die curasan AG (Produzent und Ver - trei ber aus dem Bereich der Rege ne ra - tiven medizin) gab bekannt, dass sie einen Forschungs- und Entwick lungs - vertrag mit der Ben-Gurion Uni ver si - tät (BGU) in israel unterzeichnet hat. Wie der Spezialist für Knochen- und Geweberegeneration mitteilte, geht es in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt um die Entwicklung spezieller Trä germaterialien zur Knochenregene ra - ti on. Unter der Leitung von Dr. Hanna Rapaport, Fakultät für Biotechnologie an der BGU, sei eine neue Eiweiß ma - trix entwickelt und patentiert worden, die den Knochenregenera tions pro zess erheblich beschleunigen könne. in Kooperation mit curasan solle diese matrix mit einem anorganischen Trä - ger verbunden werden, um daraus spä ter eine Reihe von Knochen rege - ne rationsmaterialien für den orthopädischen und zahnmedizinischen Ein - satz herzustellen. Wie die Gesellschaft mitteilte, wird sie von den 1,48 mio. Euro Förder gel dern 900.000 Euro in die Arbeit des israelischen Forschungsteams investieren. im Gegenzug habe sich curasan für alle aus der Kooperation hervorgehenden Produkte das Vorrecht auf ex - klusive Lizenznahme gesichert. Wissenschaftliche Veröffent - lichungen: Platz 4 für Israel Was die Zahl wissenschaftlicher Ver - öffentlichungen pro Kopf angeht, be - legt israel weltweit den 4. Platz. Dies belegen Angaben, die der Rat für hö - here Bildung auf einer Konferenz an der Bar-ilan-Universität bekannt ge - geben hat. Die sich auf das Jahr 2005 beziehenden Daten positionieren israel gleich hinter der Schweiz, Schweden und Dä nemark. Dahinter folgen Finnland, die niederlande und Kanada. Die USA erreichen Rang 12 und Deutsch - land Rang 15. insgesamt wurden im Jahr 2005 6.309 wissenschaftliche Aufsätze in israel publiziert; das sind 0.89% aller weltweit veröffentlichten Artikel. israels wissenschaftspublizistischer Ausstoß ist somit um 10 mal größer als sein Anteil an der Weltbevölkerung. noch beeindruckender ist die Fre - quenz, mit der israelische Artikel von Kollegen zitiert werden. So sind etwa die 148 Veröffentlichungen des Che mi - kers Avram Hershko vom Tech ni on in Hai fa, der 2004 den Chemie-no bel - preis gewann, mehr als 16.000 mal zi - tiert worden. „Der Wettbewerb um Stel len wächst in Israel, und die Beförde - rungs prozeduren sind sehr rigide, wes - we gen die Leute von vornherein viel publizieren“, sagt Meir Zadok, der Di - rektor der is rae li schen Aka demie der Wis sen schaf ten. „Außer dem gibt es sehr star ke Traditionen von Qualität an der israelischen Uni ver si tät.“ Universität in der Eisenbahn Wer in israel an einer akademischen Vorlesung teilnehmen will, braucht ab sofort nicht mehr in die Univer si tät zu gehen. Er kann sich auch in einen Zug setzen und während der Fahrt wissenschaftliche Vorträge zu unterschiedlichen Themen hören. Bei dem Projekt arbeiten die Hebräische Uni - ver sität Jerusalem und die israe lische Bahn zusammen. Die Teilnahme selbst ist kostenfrei, bis auf den Preis für die Fahrkarte. Die Vorträge dauern 20 minuten, dann ist etwa zehn mi - nuten lang Zeit für Fragen an den Do - zenten. Wer zu spät kommt, verpasst den Zug und damit auch die Vor le - sung. Der erste Vortrag in der Bahn, – Abfahrt 9.43 Uhr aus modiín, An kunft um 10.28 Uhr in Tel Aviv – wude von Physikprofessor Hanoch Gottfreund ge - halten. Er sprach über die Liebes brie fe Albert Einsteins. „Jeder in diesem Wag - gon ist heute eine Versuchs maus, und ich bin ein Versuchs kanin chen“, sagte der frühere Rektor der He brä i schen Uni - ver sität in seiner ungewöhnlichen Vor lesung. „Wir haben niemals so etwas getan. Ich habe nie vor einem Publikum ge sprochen, in dem manche Leute mit dem Rücken zu mir saßen. Aber wir hoffen, dass wir, die wir normalerweise abgesondert an der Universität sind, auf diese Weise eine breitere Öffentlichkeit erreichen.“ Bezug zwischen Relativitätstheorie und Eisenbahn Gottfreund fügte hinzu: „Die Rela ti vi - täts theorie ist immer mit Zügen verbunden. Einstein sagte, wenn wir in einem Zug sind, dessen Fenster abgedichtet sind (und dessen Gleise und Räder gut ge - schmiert sind), so dass die Passagiere die vorbeifliegenden Bäume nicht sehen, dann kann kein wissenschaftliches Experiment den Passagieren mitteilen, ob sie sich be - we gen. Diese Annahme Einsteins ist die Grundlage für alles, was folgte - einschließlich der ganzen Theorie von der speziellen Relativität, einschließlich der Formel E=MC². Es gibt also wirklich einen besonderen Grund, in einem Zug über Einstein zu sprechen.“ Die wissenschaftliche Arbeit des Phy - siknobelpreisträgers habe sich auch in dessen Liebesbriefen niedergeschlagen, teilte der Einstein-Experte mit. „Wir würden Briefe wie die von Einstein nicht in der Generation der Mo - bi ltelefon-Textnachrichten sehen. Ihre Ge neration verpasst dies.“ Er fuhr fort: „Neben den intimen Äußerungen in je dem Liebesbrief gibt es Zeugnisse seines Nach - sinnens über Themen aus der Welt der Phy sik, das er mit den Frauen teilte, die er liebte.“ Öffentlichkeit und Akademie verbinden Aus der Hebräischen Universität hieß es laut der Tageszeitung ‘maáriv’: „Un ser Ziel ist es, den Campus zu verlassen und die breite Öffentlichkeit zu er - rei chen. Wir werden auch an unge wöhn li - chen Orten mit der Öffentlichkeit zu sam - mentreffen und sie mit dem verbinden, was in der Akademie geschieht. Aus Sicht der Bahn gibt es einen Mehrwert für die Passagiere, und aus unserer Sicht gibt es ein erwünschtes Zusammentreffen zwischen den Akademiechefs und der Öffentlichkeit.“ Die Passagiere reagierten zufrieden auf die erste Eisenbahn-Vorlesung: „Vie le von uns haben davon geträumt, Uni versitätsvorlesungen zu hören, aber ha ben keine Zeit dafür“, sagte eine Rei - sende gegenüber der Zeitung ‘Haá- retz’. „Wenn die Universität zu uns kommt, umso besser.“ Ein anderer Pas - sagier bemerkte: „Ich habe den Zug um 8.43 Uhr verpasst, aber ich habe dies ge - wonnen: Eine halbe Stunde lang, statt in der Zeitung zu lesen, gab es eine faszinierende Vorlesung.“ Auf die Frage, wie viele Fahrten für einen akademischen Abschluss benötigt würden, antwortete Professor Gottfreund: „Es kommt darauf an, wie schnell der Zug fährt.“ inn WISSENSCHAFT november 2009 - Cheschwan/Kislew 5770 27
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