'Die Gemeinde' November 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...
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JUDENTUM<br />
Kislew 5770<br />
(18. <strong>November</strong> - 17. Dezember)<br />
Historische Ereignisse & wichtige Tage<br />
Bitte beachten, dass alle jüdischen Tage mit dem<br />
Sonnenuntergang des Vortages beginnen!<br />
Der Monat Kislew, der dritte Monat des jüdischen<br />
Ziviljahres, welches mit Rosch Ha Scha -<br />
nah beginnt, hat meistens 30, in manchen Jah -<br />
ren jedoch nur 29 Tage.<br />
3. Kislew (20. <strong>November</strong>)<br />
• Vertreibung der Juden aus Pressburg durch<br />
Maria von Habsburg, vor 483 Jahren<br />
13. Kislew (30. <strong>November</strong>)<br />
• Jahrzeit von Rawina, dem Herausgeber der<br />
Ge marra des Babylonischen Talmuds, vor<br />
1510 Jahren<br />
23. Kislew (10. Dezember)<br />
• In Folge der Beschuldigung der Brunnen ver -<br />
giftung begann ein Jahr des Terrors und der<br />
Verfolgung für die Älsässer Juden, vor 661<br />
Jah ren<br />
• Pogrom gegen die Juden von Nürnberg, vor<br />
660 Jahren<br />
25. Kislew (12. Dezember)<br />
• Erster Tag von Chanukka, 1. Schabbos Cha -<br />
nuk ka<br />
26. Kislew (13. Dezember)<br />
• Ausrufung des ersten Kreuzzugs durch Papst<br />
Urban II, vor 914 Jahren, dem viele Tausende<br />
deutsche Juden durch Vertreibung und Er mor -<br />
dung zum Opfer fielen<br />
2. Tewes (19. Dezember)<br />
• Letzter Tag von Chanukka, 2. Schabbos<br />
Chanukka<br />
Addendum - In der letzten Ausgabe schrieb<br />
ich, dass eine Beschneidung, die von ei -<br />
nem Arzt durchgeführt wurde, der nicht<br />
ebenfalls ein jüdischer Mohel ist, im jüdischen<br />
Recht keine Gül tig keit <strong>als</strong> Brit Milah<br />
hat, und das Kind weiterhin <strong>als</strong> Orel (Un -<br />
be schnittener) gilt. Um Missver ständ nis se<br />
aus dem Weg zu räumen: jede Be schnei -<br />
dung, die von einem jüdischen Arzt <strong>als</strong> Brit<br />
Milah durchgeführt wurde ist selbstverständlich<br />
gültig, denn ein solcher Arzt wird<br />
Mo hel genannt; es ist keinesfalls erforderlich,<br />
dass der Mohel ein Rabbiner sein muss.<br />
Die meisten Mohelim sind keine Rab biner,<br />
und die meisten Rabbiner sind keine Mo -<br />
he lim! Ungültig ist, gemäss der Ha la chah,<br />
lediglich die Beschneidung durch einen<br />
nicht-jüdischen Arzt, sowie eine Be schnei -<br />
dung, die <strong>als</strong> rein chirurgischer Eingriff<br />
durchgeführt wurde. Aber auch dieses Pro -<br />
blem kann im Nachhinein jederzeit - diskret<br />
und schmerzlos - behoben werden. Un se -<br />
re Gemeinde ist in der glücklichen Situa ti -<br />
on, eine Auswahl von Mohelim verschiedener<br />
Berufsgruppen zu haben: Fleischer,<br />
Ärzte und Rabbiner - und wir vermitteln<br />
Euch gerne den Mohel Eurer Wahl.<br />
Schailos &Tschuwos<br />
ausgewählte halachische<br />
Fragen, beantwortet<br />
von Gemeinderabbiner<br />
Schlomo Hofmeister<br />
AskTheRabbi@ikg-wien.at<br />
FRAGE: „Awraham hatte zwei Söhne,<br />
der ältere war Jischmael und der jüngere<br />
Jizchak. Warum wird Jischmael scheinbar<br />
völlig ignoriert und Jizchak <strong>als</strong> der einzige<br />
Sohn Awrahams bezeichnet?<br />
AnTWORT: Die Torah nennt nicht<br />
Jischmael, sondern Jizchak <strong>als</strong> den<br />
Sohn und Stammhalter von Awra ham<br />
Avinu, obwohl beide seine biologischen<br />
Söhne sind und auch kein Zwei -<br />
fel besteht, welcher von beiden der<br />
Ältere ist. im Talmud Kidduschin 66b,<br />
sowie im Schulchan Aruch Ewen Ha -<br />
Eser lernen wir, dass der Sohn einer<br />
Schifcha (Hausmagd), dem gesetzli -<br />
chen Status der mutter folgt und recht -<br />
lich nicht <strong>als</strong> Sohn seines biologischen<br />
Vaters betrachtet wird. Das bedeutet<br />
keinesfalls, dass Awraham <strong>als</strong> biologischer<br />
Vater keine halachische und<br />
moralische Verantwortung für den<br />
Sohn seiner Hausmagd Hagar hatte,<br />
wohl aber, dass Jischmael nicht an der<br />
rechtlichen Erbfolge beteiligt war und<br />
somit Jizchak den gesetzlichen Status<br />
des ältesten Sohnes Awrahams hatte<br />
und in der Torah mehrfach <strong>als</strong> Awra -<br />
hams „einziger Sohn“ bezeichnet wird<br />
- obwohl der ältere Jischmael eben falls<br />
<strong>als</strong> sein Sohn erwähnt wird.<br />
FRAGE: „Sollen Buben und unverheiratete<br />
Männer ei nen Tallit beim Morgen ge bet tra -<br />
gen oder nicht? Wenn nein, warum nicht?“<br />
AnTWORT: Wie in vielen Bereichen<br />
der Halachah, so gibt es auch bezüglich<br />
dieser Frage unterschiedliche Tra -<br />
ditionen, und jeder sollte sich, wenn<br />
möglich, an der Herkunft seiner vä ter -<br />
lichen Familie orientieren. Unter ori -<br />
en talischen, jeminitischen, italienischen<br />
und sefardischen Juden ist es allgemein<br />
üblich, dass jeder Bub spätestens<br />
ab der Bar mizwa, wenn möglich schon<br />
früher, einen Tallit (Gebetsmantel) beim<br />
morgengebet trägt (Tur, Ram bam, Se fer<br />
HaChinuch, Schulchan Aruch, Ben Isch<br />
Chai, Raw Owadja Jossef, u. a.); bei deut -<br />
schen, französischen und einigen un -<br />
garischen Aschkenasim sogar schon ab<br />
einem Alter von 3 Jahren, vorausgesetzt<br />
das jeweilige Kind ist reif ge nug<br />
seinen Tallit und die Tsitsit (die an den<br />
vier Ecken des Tallit befestigten Fäden<br />
und Knoten) mit dem angemessenen<br />
Respekt zu behandeln (Tosfos, Maha -<br />
ram, Chassam Sofer, Raw S. R. Hirsch,<br />
u. a.) - und so war seit jeher auch der<br />
Minhag HaMokom (der lokale Brauch)<br />
in Wien. Unter chassidischen und an -<br />
de ren osteuropäischen Juden, hat sich<br />
jedoch der Brauch durchgesetzt, dass<br />
Unverheiratete, gleich welchen Al ters,<br />
keinen Tallit tragen. Einen Hinweis für<br />
diesen Brauch sehen manche im Tal -<br />
mud (Kidduschin 29b), sowie in der<br />
Aneinandereihung der beiden biblischen<br />
Verse: „Befästige Tsitsit an den vier<br />
Ecken“ (Deworim 22:12) direkt gefolgt<br />
von dem Vers beginnend mit den Wor -<br />
ten: „Wenn ein Mann sich eine Frau<br />
nimmt ...“ (22:13). Andere Autoritäten<br />
wiederum bezweifeln die halachische<br />
Legitimität, die Erfüllung eines derart<br />
wichtigen Gebots der Torah vorsätzlich<br />
zu unterlassen solange man unverheiratet<br />
ist, und führen praktische Grün -<br />
de wie die Armut unter den osteuropäischen<br />
Juden, die sich nicht für jedes<br />
Kind einen Tallit leisten konnten, <strong>als</strong><br />
praktische Erklärung für den Ur sprung<br />
dieses Brauchs an (Sch“Knesses Ha -<br />
Gadol 17:2, Ber Heitiw 17:4); manche<br />
fordern daher die Aufhebung dieses<br />
Min hags (Jechawe Daas IV, 2). Dies<br />
alles bezieht sich auf den Tallit Gadol,<br />
die mizwa sich beim morgengebet in<br />
den grossen Gebetsmantel zu hüllen.<br />
Alle Autoritäten sind sich jedoch ei nig,<br />
dass die mizwa von Tsitsit, in Form des<br />
wie ein Unterhemd permanent ge -<br />
tragenen Tallit Katan, von allen män -<br />
nern und Buben zu jeder Zeit erfüllt<br />
werden muss (Talmud Sukka 42a, Elija<br />
Rabba 17:3, u. a.); manche sagen ab ei -<br />
nem Alter von sechs Jahren (Bach, Je -<br />
cha we Daas), andere ab einem Alter von<br />
drei Jahren (Scharei Teschuwa, Aruch<br />
HaSchulchan 17:5), Rabbiner Jeschaja<br />
HaLewi Horowitz (1565-1630), be kannt<br />
<strong>als</strong> der Schlah HaKodesch, sagt jeder Bub<br />
soll einen Tallit Katan tragen, sobald<br />
er zu sprechen beginnt.<br />
Zu Chanukka bekam moische von sei ner<br />
Schwiegermutter zwei Pul lo ver geschenkt.<br />
Um ihr zu zeigen wie sehr er sich über dieses<br />
Ge schenk gefreut hat, entschloss er sich beim<br />
nächsten Besuch einen davon anzuziehen.<br />
Doch <strong>als</strong> die Schwiegermutter ihm die Tür<br />
öffnete wurde er nicht mit dem er warteten Lä -<br />
cheln empfangen. Statt dessen raunzte sie ihn<br />
an: „Was soll das denn? Der andere Pullover<br />
hat dir nicht gefallen?!?<br />
J<br />
46 november <strong>2009</strong> - Cheschwan/Kislew 5770