'Die Gemeinde' November 2009 als pdf herunterladen - Israelitische ...
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KULTUR • INLAND<br />
seine Familie, flüchteten daraufhin so<br />
rasch sie konnten aus dem Lager. Ei -<br />
ne weise Entscheidung, denn irgendwann<br />
in der ersten April-Hälfte 1945<br />
wurden die übrigen insassen zu Fuß<br />
Richtung mauthausen getrieben. Und<br />
wer für diesen Todesmarsch nicht fit<br />
ge nug war, der wurde bereits in Vie -<br />
hofen umgebracht.<br />
„Die Großmutter hat interessiert, was mit<br />
diesen Leuten passiert ist, und sie ist mit<br />
mir hingegangen gleich nach dem Krieg.<br />
Das waren so Sutten, Gruben rund um das<br />
Lager, da haben sie auch Schotter ausgehoben.<br />
In diesen Sutten lagen Leichen, et -<br />
li che Leichen, mit Laub bedeckt, gleich ne -<br />
ben dem Lager. Großmutter hat gesagt,<br />
dass die erschossen worden sind. Sie hat<br />
mich weggezogen, ist gleich wieder weggegangen<br />
mit mir“, erinnert sich ein<br />
Zeitzeuge.<br />
Heute kann man über dieses Areal<br />
nicht mehr einfach drüberspazieren.<br />
in den sechziger Jahren nahm dort<br />
eine Sand- und Schottergewinnungs -<br />
an lage ihren Betrieb auf. Der Abbau<br />
wurde von dem Pottenbrunner Un -<br />
ter nehmer Karl Paderta durchgeführt.<br />
„Die Schotteraufbereitungsanlage hatte<br />
eine Stundenleistung von 100 Tonnen.<br />
Da rin sind wohl die Reste des Zwangs -<br />
arbeiterlagers und vermutlich auch die<br />
Skelette der nicht gehfähigen Lagerin sas -<br />
sen gelandet“, schrieb Wieniniger in<br />
einem Artikel anlässlich des Gedenk -<br />
jahres 2005.<br />
Bis 1985 entstand durch den Schotter -<br />
ab bau der Paderta-See mit einer Flä -<br />
che von 19,8 Hektar und einer mittleren<br />
Tiefe von 3,3 metern. Der See ist<br />
heute beliebtes naher ho lungs gebiet<br />
der St. Pöltner. Welch schaurige Ge -<br />
schichte der Grund dieses Ge wäs sers<br />
zu erzählen hat, weiß kaum niemand.<br />
Als die Stadt St. Pölten und „Kunst<br />
im öffentlichen Raum nie der öster -<br />
reich“ dieses Jahr einen Wett bewerb<br />
für ein mahnmal Viehof ner See ausschrieben,<br />
hakten zwei Künst lerinnen<br />
bei genau diesem Freizeit- und Tou -<br />
ris musaspekt ein. Lecomte mit ihrer<br />
Postkarten-idee und Catrin Bolt mit<br />
ei nem Kozept, das die Auf stellung<br />
von informationstafeln in dem Gebiet<br />
vorsieht. Beide Künstle rin nen gingen<br />
schließlich <strong>als</strong> Siege rin nen hervor.<br />
insgesamt hatte die Jury aus 164 Ein -<br />
reichungen von Kunst schaffenden aus<br />
elf Ländern auszuwählen.<br />
nun geht es langsam in die Umset -<br />
zungs phase des Projekts. Dafür stehen<br />
insgesamt 80.000 Euro zur Verfü gung.<br />
Als eines von drei motiven für ihre<br />
Post karten hat Lecomte eine vordergründig<br />
idyllische Ansicht des Sees<br />
ge wählt. Der handgeschriebene Satz<br />
„Ich bin gesund, es geht mir gut“ erin -<br />
nert an die SS-Zeit: KZ-insassen wurden<br />
angehalten, diese Formulierung<br />
zu wählen, wenn sie nach Hause<br />
schrieben – so sie überhaupt Post an<br />
die Außenwelt richten durften.<br />
Auf der Postkarte wird aber auch<br />
eine internetadresse zu finden sein,<br />
Avishai Cohen<br />
«Aurora»<br />
auf der man sich über die Geschichte<br />
des Viehofener Lagers informieren<br />
kann. Und wenn nur ein Bruchteil der<br />
rund 20.000 St. Pöltner, die im öffentlichen<br />
Telefonbuch eingetragen sind<br />
und daher nun angeschrieben werden,<br />
die Seite anklicken wird, wird damit<br />
kollektive Erinnerungsarbeit geleistet<br />
werden. Oder, wie es die Stadt St. Pöl -<br />
ten formuliert: „Im Idealfall gelingt es<br />
ihr, bei vielen Menschen einen Denkpro -<br />
zess anzuregen, um das Geschehen nicht<br />
in Vergessenheit geraten zu lassen.“<br />
www.publicart.at<br />
Handlanger der Nazis?<br />
Die Geschichte des John Demjanjuk.<br />
Film von Sibylle Bassler, Angelica Fell und Christoph Röckerath<br />
ZDF/Mittwoch, 2. 12. <strong>2009</strong>, 0.35 Uhr<br />
Am 30. <strong>November</strong> <strong>2009</strong> beginnt in München der wohl letzte große NS-Kriegs ver bre cher pro zess.<br />
Ein knappes halbes Jahr soll vor dem Ober lan des gericht der Fall John alias Iwan Dem jan juk<br />
verhandelt werden. Der 89-Jährige gebürtige Ukrainer ist wegen Beihilfe zum Mord an 27.900<br />
Menschen angeklagt, angeblich be gan gen <strong>als</strong> KZ-Aufseher in dem deut schen Vernichtungslager<br />
Sobibor in Polen. War er ein Handlanger des To des, oder ist er - wie er beteuert - unschuldig und<br />
selbst ein Opfer des da maligen Nazi-Regimes? Wer ist die ser Mann, dessen Spuren nach Po len,<br />
Israel, Amerika und Deutsch land führen? Demjanjuk, Sol dat in der Roten Ar mee, war<br />
Kriegsgefangener der Deut schen, so viel ist sicher. Und das sei er bis zum Kriegsende auch geblieben,<br />
sagt er. Aber es gibt Zeu gen und Doku men te, die Demjanjuk <strong>als</strong> SS-Schergen im Prozess<br />
überführen könnten. So soll er <strong>als</strong> „freiwil liger Helfer“ im SS-Ausbildungslager Trawnik das<br />
Handwerk des Quälens und Mor dens in den Todeslagern der Nazis erlernt haben, ein sogenannter<br />
„Trawniki“ gewesen sein. Unter den „Trawnikis“ ist auch der Ukrainer A.N., eine<br />
Schlüsselfigur, der <strong>als</strong> Belastungszeuge gegen Demjanjuk aussagt. Im ZDF berichtet der 92-<br />
Jährige über gemeinsame Zeiten <strong>als</strong> Aufseher im KZ Flossenbürg/Bayern.<br />
Kann eine DNA-Untersuchung heute, 16 Jahre später, beweisen, dass sich hinter Demjanjuk<br />
doch der gefürchtete "Iwan" verbirgt? Die israelische Richterin Dalia Dorner ist bis heute fest<br />
davon überzeugt. Dagegen glaubt die ukrainische Gemeinde in Cleveland/Ohio fest an die<br />
Unschuld ihres beliebten Mitbürgers Demjanjuk. Zeitzeugen, Opfer, Zeugen, Wissenschaftler,<br />
Staatsanwälte und Verteidiger - sie alle stellen sich der Frage: Wer ist John alias Iwan<br />
Demjanjuk wirklich? Ein gerissener Kriegsverbrecher oder doch ein Opfer der Justiz? ZDF<br />
30. <strong>November</strong> <strong>2009</strong><br />
Wiener Konzerthaus<br />
21.00 Uhr<br />
Mozartsaal<br />
„Avi shai Cohen ist ein genialer Musiker, ein<br />
großartiger Komponist mit einer wirklich star -<br />
ken Vision von der Musik, die er ma chen will.<br />
Mit ihm zu arbeiten war außer gewöhnlich<br />
erfrischend.“ Chick Corea<br />
Avishai Cohens musik hat viele Ge -<br />
sichter: Sein name steht für multikulturellen<br />
Jazz höchster Qualität; seine<br />
vielseitigen Stücke vereinen spanische,<br />
nahöstliche und afrikanische Klän ge<br />
und erweisen zudem den Alt meis tern<br />
der Klassik ihre Reverenz. Und doch<br />
betont der israeli seine kulturellen<br />
Wur zeln wie kein anderer Jazzmu -<br />
siker der Spitzenklasse. nach dem er<br />
im vergangenen September im Rah -<br />
men von ‘Spot On: Jiddisch keit’ mit<br />
seinem Trio erstm<strong>als</strong> im Wie ner Kon -<br />
zerthaus zu erleben war, kehrt er nun<br />
mit seiner gefeierten Eas tern Unit<br />
hierher zurück.<br />
november <strong>2009</strong> - Cheschwan/Kislew 5770 33