Direktor: Prof. Dr. med. Alexander Katalinic
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2. Hintergrund: Das kolorektale Karzinom<br />
2.1 Ätiologie und Pathogenese:<br />
Als sichere Risikofaktoren gelten eine positive Familienanamnese (Erhöhung des Risikos<br />
um den Faktor 2-3), Colitis ulcerosa (Erhöhung des Risikos etwa um den Faktor 5), Alter<br />
(90% der kolorektalen Karzinome treten nach dem 50. Lebensjahr auf), kolorektale<br />
Adenome (insbesondere >1 cm) und die familiäre Adenopolyposis coli (Karzinomrisiko<br />
100%). Auch Umweltfaktoren dürften eine wichtige Rolle spielen (1). Emigranten aus<br />
Ländern mit niedriger Prävalenz in Ländern mit hoher Prävalenz nehmen in der 2.-3.<br />
Generation das Risiko des Gastlandes an. Ballaststoffarme Kost sowie hoher Konsum von<br />
Fleisch und tierischen Fetten mit verlängerter Darmpassagezeit und eine durch die<br />
westliche Ernährungsweise veränderte bakterielle Besiedelung des Darmes mit z.T.<br />
kanzerogenen Stoffwechselprodukten werden diskutiert (5). Genetische Faktoren sind zur<br />
Zeit für zwei Sonderformen des Kolonkarzinoms nachgewiesen: Zum einen für die bereits<br />
erwähnte familiäre Adenopolyposis coli (ca. 1% der kolorektalen Karzinome), zum<br />
anderen für das Lynch-Syndrom (syn. engl. HNPPC: „Hereditary non-polyposis colorectal<br />
cancer“), einer autosomal-dominant vererbten Form des Kolonkarzinoms, bei der es<br />
vorwiegend im rechten proximalen Kolon zu multiplen Karzinomen kommt und die für 4-<br />
6% der Kolonkarzinome verantwortlich gemacht wird (1).<br />
Mehr als 90% der Karzinome entwickeln sich auf dem Boden vorbestehender Adenome<br />
(sog. Adenom-Karzinom-Sequenz). Von besonderer Bedeutung sind hierbei der<br />
Funktionsverlust des auf Chromosom 5 lokalisierten Tumorsuppressorgens APC<br />
(Adenomatous polyposis coli)-Gens, dem bei der Karzinomentstehung eine<br />
Wächterfunktion („gatekeeper“) zugesprochen wird. Etwa 50% der Karzinome zeigen eine<br />
K-ras-Onkogen-Mutation. Das RAS-Protein wird funktionell als ein Teil der<br />
intrazellulären Signaltransduktion verstanden, das Zellproliferation und –differenzierung<br />
steuert. In vielen Tumoren ist auch der Funktionsverlust eines Tumorsuppressorgens<br />
namens DCC („Deleted in Colorectal Carcinoma“) nachweisbar. DCC weist eine<br />
signifikante Homologie zur Familie der Zelladhäsionsmoleküle auf und ist daher in der<br />
Lage, über Beeinflussung der Zell-Zell-Kontakte oder der Zell-Extrazellular-Matrix-<br />
Interaktion in die Wachstumskontrolle einzugreifen. Der Übergang von mittel- zu<br />
hochdysplastischen Adenomen (=Carcinoma in situ) geht zu etwa 70% mit dem Verlust<br />
des kurzen Arms des Chromosoms 17 einher, auf dem das Tumorsuppressorgen p53<br />
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