26.02.2014 Aufrufe

stereoplay Klang aus Licht (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Electronica<br />

Darkside <br />

Kosmische Beats<br />

Das natürliche Habitat des <strong>stereoplay</strong>-Lesers ist<br />

nicht der Club, sondern der heimische Hörraum.<br />

Wenn wir elektronische Musik vorstellen, wählen<br />

wir Alben <strong>aus</strong>, die fernab des Dancefloors funktionieren.<br />

Geradezu mustergültig umgesetzt hat<br />

diese Vorgabe Nicolas Jaar mit dem Projekt Darkside.<br />

Der Minimalist modelliert sich mit Gitarrist<br />

Dave Harrington einen avantgardistischen Dance-<br />

Entwurf, der durch den Titel „Psychic“ ziemlich<br />

gut beschrieben wird. Über einen verschlungenen<br />

Supertramp(el)pfad stößt das Duo vor in einen<br />

Mikrokosmos zwischen Elektronik und Rock, mathematischer<br />

Präzision und psychedeli scher Ungenauigkeit,<br />

trifft auf House-Fragmente, gechillten<br />

balearischen Sound und Improvisation. Musik<br />

jenseits aller Genre-Grenzen, irre intensive Atmosphäre,<br />

schön detailreicher <strong>Klang</strong>.<br />

Auch Maurycy Zimmermann alias Mooryc vermeidet<br />

das Offensichtliche. Sein Album „Roofs“<br />

(Freude am Tanzen / Rough Trade, 39:23, CD, LP,<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Psychic<br />

DL) wird Track für Track immer vertrackter und<br />

wagt sich an komplexe Strukturen im Stil von Boards<br />

Of Canada. Zerbrechlicher Gesang voll zarter<br />

Melancholie trifft flächigen Rave-Sound mit einem<br />

Hang zu theatralischem Bombast. Musikalisch ist<br />

das sehr kontrastreich und dabei eine klar durchhörbare<br />

Aufnahme.<br />

Vex Ruffin veröffentlicht auf dem Beat-Forscher-<br />

Label Stones Throw ein verstörend gutes Elektro-<br />

Punk-Album: radikal minimalistisch wie damals die<br />

Proto-Punks von Suicide, mit klapprigen, schleppenden<br />

Beats wie zu besten Old-School-HipHop-<br />

Zeiten und Endlosschleifen wie von Kraut-Rockern<br />

gejammt. Der <strong>Klang</strong> ist nicht der beste, aber wenigstens<br />

schnörkellos und trocken. „Vex Ruffin“<br />

(Stones Throw / Rough Trade, 43:38, CD, LP) hält<br />

die Zeit an und erschafft sich dadurch seinen eigenen,<br />

von Trends nicht beeinflussten Raum. Einer<br />

dieser Rohdiamanten, dessen Schönheit sich nicht<br />

zwingend beim ersten Hören offenbart. MS<br />

Matador-Beggars / Indigo<br />

(45:04)<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

World beat<br />

Dissidenten <br />

Exil / Indigo<br />

(78:23)<br />

How Long Is Now?<br />

Auch eine Möglichkeit, ein Best-of-Album zu gestalten:<br />

Die Dissidenten, eine der dienstältes ten<br />

Bands der pankulturellen Grenzüberschreitung,<br />

wurden 2012 gebeten, anlässlich der Verleihung<br />

des Praetorius-Friedensmusikpreises ein akustisches<br />

Konzert zu geben. Dar<strong>aus</strong> entstand ein<br />

Programm, mit dem die Combo auf Tournee ging.<br />

In Berlin hielten die Mikrofone 13 Stücke transparent<br />

fest: aufs Wesentliche reduzierte Hits à la<br />

„Fata Morgana“ und weniger Bekanntes wie „Mani“.<br />

Gäste, etwa der Oud-Spieler Roman Bunka<br />

oder der Sänger Manickam Yogeswaran, verdichteten<br />

die Dissidenten-Musik zur polystilistisch<br />

raffinierten <strong>Klang</strong>eruption. <br />

rD<br />

rock<br />

alternative Country<br />

rock<br />

Roger Taylor <br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Fun On Earth<br />

Howe Gelb <br />

The Coincidentalist<br />

Boston <br />

Life, Love & Hope<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />

Hier steht mal der Drummer im Rampenlicht.<br />

Roger Taylor war der Rhythmusgeber von Queen,<br />

er hat eine trainierte Rockstimme, gerade in den<br />

späteren Bandjahren steuerte er als Komponist<br />

Topsongs wie „Radiogaga“ oder „Heaven For<br />

Everyone“ bei. „Spaß auf Erden“ wollte Taylor<br />

schon immer haben, aber auf seine eigene smarte<br />

Art. „Fun On Earth“ spiegelt dieses Understatement<br />

mit zwölf sympathischen Rocksongs in<br />

kompakt ereignislosem <strong>Klang</strong>. Highlights: „Fight<br />

Club“ erinnert entfernt an Roxy Music, auf „Say<br />

It’s Not True“ ist Jeff Becks brillante Gitarre das<br />

Sahnehäubchen, und „Smile“ lächelt den Hörer<br />

gar mit Vokalharmonien à la Queen an. MI<br />

Virgin / Universal<br />

(47:27)<br />

Entspannt wie ein Conferencier, der Tag für<br />

Tag mit professionellem Charme und hypnotischem<br />

Bariton sein Publikum einlullt, empfängt<br />

Howe Gelb den Zuhörer. Tatsächlich ist der Mann<br />

<strong>aus</strong> Arizona seit drei Jahrzehnten im Business –<br />

und doch hat er sich eine jazzige Leichtigkeit bewahrt.<br />

Ideenreich und handwerklich geschickt<br />

jongliert er mit staubtrockenem Wüsten-Pop, rockiger<br />

Psychedelik, Easy Listening oder eben Jazz.<br />

Der Macher von Giant Sand ist bestens vernetzt.<br />

Musiker wie Bonnie Prince Billy, KT Tunstall<br />

oder M. Ward standen ihm bei und machen dieses<br />

natürlich klingende, filigran wirkende Album zu<br />

mehr als nur einem Zufallstreffer. <br />

MS<br />

New West / Warner<br />

(36:03)<br />

Schon zwei Jahre nach dem Megadebüt „Boston“,<br />

das sich allein in den USA 17 Millionen Mal verkaufte,<br />

war die Luft r<strong>aus</strong>. 1978 hatte Mastermind<br />

Tom Scholz außer aufgedonnerten Reprisen seiner<br />

mächtigen Soundeffekte nichts zu bieten. Und<br />

das gilt bis heute. Der Ex-Produktdesigner für<br />

Polaroid ging auf Nummer sicher und recycelte<br />

für sein sechstes Album den „Kathedralen-Sound“<br />

<strong>aus</strong> bombastischen Saitenklängen und zuckrigen<br />

Vokalharmonien. „Life, Love & Hope“ ist wieder<br />

nur ein Abziehbild des vergangenen Boston-<br />

Glanzes, selbst der Originalsänger Brad Delp<br />

reißt’s nicht her<strong>aus</strong>. Der zugekleisterte Sound<br />

macht HiFi-Fans wenig Freude. <br />

HWA<br />

Frontiers / Soulfood<br />

(42:57)<br />

Musik max. 10 Punkte, <strong>Klang</strong> max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf Vinyl erhältlich als Download<br />

1/14 <strong>stereoplay</strong>.de 139

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!