stereoplay Klang aus Licht (Vorschau)
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Musik Klassik<br />
Voigts Kolumne<br />
Supergünstiges Startpaket:<br />
Str<strong>aus</strong>s-Opern bei Warner.<br />
Eine gute Saison für Opern-Novizen:<br />
Nach Wagner und Verdi gibt es jetzt auch<br />
die großen Opern von Richard Str<strong>aus</strong>s<br />
zum Dumping-Preis: 22 CDs für rund<br />
50 Euro. Und immerhin sieben Spitzen-<br />
Aufnahmen des EMI-Katalogs sind dabei:<br />
Karajans orchestral luxuriöse „Salome“<br />
mit seiner „Entdeckung“ Hildegard<br />
Behrens und sein klassischer „Rosenkavalier“<br />
von 1956 mit Elisabeth<br />
Schwarzkopf, Christa Ludwig und Otto<br />
Edelmann. Dann zwei maßstäbliche Aufnahmen<br />
mit der Staatskapelle Dresden:<br />
die wunderbar kammermusikalische „Ariadne“<br />
unter Rudolf Kempe und die ungekürzte,<br />
mit Jeanette Scovotti und Theo<br />
Adam attraktiv besetzte „Schweigsame<br />
Frau“ unter Marek Janowski.<br />
„Intermezzo“, Str<strong>aus</strong>s’ autobiografische<br />
Version von „Szenen einer Ehe“, sollte<br />
man allein schon wegen der herrlich komödiantischen<br />
Lucia Popp als Christine<br />
(Pauline) gehört haben; und ihre Gestaltung<br />
der Daphne ist auch das beste Argument<br />
für die BR-Aufnahme unter Bernard<br />
Haitink. Mit fünf Opern ist Wolfgang<br />
Sawallisch der zentrale Dirigent dieser<br />
Kollektion. Neben „Intermezzo“ sind<br />
es „Capriccio“, „Friedenstag“, „Frau ohne<br />
Schatten“ und „Elektra“. Das unbestreitbare<br />
Highlight ist die kommerzielle<br />
Ersteinspielung des „Capriccio“ von<br />
1957. Produzent Walter Legge hatte das<br />
reizvolle Kammerspiel seinerzeit fast einschüchternd<br />
groß besetzt: mit Schwarzkopf,<br />
Ludwig, Moffo, Gedda, Wächter,<br />
Fischer-Dieskau, Hotter und Schmitt-<br />
Walter. Allenfalls die Böhm-Aufnahme<br />
(BR/DG 1971) kann da mithalten.<br />
Statt „Friedenstag“, einem der schwächsten<br />
Bühnenwerke von Str<strong>aus</strong>s, wäre mir<br />
Sawallischs „Arabella“-Aufnahme wesentlich<br />
lieber gewesen, aber die befindet<br />
sich im Besitz von Orfeo. Sawallischs<br />
Aufnahmen der „Frau ohne Schatten“<br />
und „Elektra“ haben große Momente<br />
(unter den Solisten ragt Cheryl Studer<br />
als Kaiserin und Chrysothemis hervor),<br />
doch ganz oben stehen die Studio-Klassiker<br />
unter Karl Böhm. Zum einen klingen<br />
diese trotz ihres Alters („Frau ohne<br />
Schatten“ entstand 1955, „Elektra“<br />
1960) prächtig und differenzierter als die<br />
meis ten jüngeren Versionen. Und zum<br />
anderen kommt man in Sachen Str<strong>aus</strong>s-<br />
Opern weder an Leonie Rysanek als Kaiserin<br />
noch an Inge Borkh als Elektra vorbei<br />
(Warner 431 799 2, 22 CDs).<br />
Klassik-DVDs<br />
DVD / OPER<br />
John Adams: El niño<br />
Arth<strong>aus</strong> 101 669 (119 Min. + 28 Min. Bonus)<br />
DVD / OPER<br />
Opus Arte BD7129 D (120 Min.)<br />
Upshaw, Hunt Lieberson,<br />
White, Bubeck, Cummings,<br />
Rickards, Graça, Kimball,<br />
Schumacher, London Voices,<br />
DSO Berlin, Nagano; Regie:<br />
Peter Sellars (2000)<br />
Typ: DVD<br />
Tonformat: 2.0 / 5.0<br />
Sprache: E, SP, LAT<br />
Untertitel: D, E, F, SP<br />
Extra: Making of<br />
Kunst: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Philip Glass: The Perfect American<br />
Purves, Pittsinger, Kaasch,<br />
Kelly, McLaughlin, Tynan,<br />
Teatro Real Madrid, Davies;<br />
Regie: Phelim McDermott<br />
(2013)<br />
Typ: DVD / Blu-ray<br />
Tonformat: 2.0 / dts-HD 5.1<br />
Sprache: E<br />
Untertitel: D, E, F, SP, JAP, KOR<br />
Kunst: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Ton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Bild: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Walt Disney ist der Held der 25. Oper von Philip<br />
Glass, die 2013 in Madrid uraufgeführt wurde.<br />
Auf der Grundlage von Jungks Roman „Der<br />
König von Amerika“ zeigt der Komponist den<br />
Gründer des Zeichentrick-Imperiums als ambivalenten<br />
Charakter: Disney erscheint in „The<br />
Perfect American“ als unsympathischer Größenwahnsinniger,<br />
intoleranter Rechter und<br />
gr<strong>aus</strong>amer Arbeitgeber. Trotzdem sieht Glass<br />
ihn als einen Mann, der zutiefst menschliche<br />
Fragen über das Leben, den Tod oder das Wesen<br />
der Kunst aufgreift.<br />
Phelim McDermotts Regie erschafft eine<br />
Traumwelt, in der die flackernden <strong>Licht</strong>kegel<br />
John Adams setzt sich in seinen Bühnenwerken<br />
immer wieder mit Themen wie Terrorismus,<br />
Krieg und Migration <strong>aus</strong>einander. Sein<br />
Weihnachtsoratorium „El niño“ spielt in der<br />
Latino-Community Kaliforniens. Librettist Peter<br />
Sellars hat Texte der Evangelien, apokryphe<br />
Schriften sowie lateinamerikanische Gedichte<br />
zu einer Meditation über die Kindheit<br />
Jesu und das Thema Geburt verwoben. Sellars<br />
führte auch bei der Uraufführungsinszenierung<br />
Regie (Paris 2000), die Bühnenhandlung, Videosequenzen<br />
sowie choreografische und oratorienhafte<br />
Passagen so ineinandergreifen ließ,<br />
dass sich eine ungeheuer ästhetische, berührende<br />
Bildsprache entwickelt. Einer der Höhepunkte<br />
ist die Begegnung der Jungfrau Maria<br />
mit dem Erzengel Gabriel, der vom Tänzer Michael<br />
Schumacher verkörpert wird und von<br />
drei Countertenören seine Stimme erhält – eine<br />
tiefschürfend sinnliche Annäherung, die<br />
noch lange im Zuschauer nachwirkt. Die postminimalistische<br />
Partitur mit ihren Anklängen<br />
an Händels Chorschaffen wird von Lorraine<br />
Hunt Lieberson, Dawn Upshaw (Sopran), Willard<br />
White (Bass) und dem Theatre of Voices<br />
mustergültig umgesetzt. Kent Nagano interpretiert<br />
rhythmisch pointiert und mit Sinn für<br />
die vielen Schönheiten der Musik.<br />
Miquel Cabruja<br />
der Kinosäle und der Prozess des Zeichnens<br />
selbst zu Akteuren werden. Die traumhaft surrealen<br />
Szenen sowie die vielen Orts- und Zeitwechsel<br />
der Oper werden mit einfachsten Mitteln<br />
und einer perfekt abgestimmten Choreografie<br />
von Chorsängern und Statisten verwirklicht.<br />
Christopher Purves ist ein charismatischer<br />
und sch<strong>aus</strong>pielerisch absolut überzeugender<br />
Darsteller der Titelfigur. Auch Roy<br />
Disney (David Pittsinger) und der <strong>aus</strong>gebeutete<br />
Zeichner Dantine (Donald Kaasch) sind<br />
hervorragend besetzt. Glass-Experte Dennis<br />
Russell Davies ist ein exzellenter Sachwalter<br />
der minimalistischen Partitur.<br />
Miquel Cabruja<br />
150 1/14 <strong>stereoplay</strong>.de