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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 21.12.13 (Vorschau)

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Geld&Börse<br />

»Der Markt will<br />

nach oben«<br />

GELDANLAGE 2014 | Aktien dürften noch steigen, die Anleihezinsen ziehen leicht an,<br />

Immobilien bleiben gefragt, und der Goldpreis zittert sich nach unten: Alles in Butter<br />

also? Wohl kaum. Denn im Hintergrund lauern Risiken: bremsende Notenbanken,<br />

Angst vor Inflation und die ungelöste Staatsschuldenkrise.<br />

Wenn Börsianer das Wort des<br />

Jahres hätten wählen dürfen,<br />

dann wäre sicher nicht<br />

„GroKo“ sondern „Tapering“<br />

mit weitem Abstand<br />

auf Platz eins gelandet. Mit dem Anglizismus<br />

wird der langsame Ausstieg aus den<br />

Anleihekaufprogrammen der US-Notenbank<br />

Fed beschrieben. Ein Ausstieg, der –<br />

so die vielfache Befürchtung – Kursverluste<br />

an den Finanzmärkten nach sich ziehen<br />

könnte. „Ein Tapering dürfte erhebliche<br />

Turbulenzen auslösen“, sagt Eberhardt Unger,<br />

Chefvolkswirt bei Fairesearch im hessischen<br />

Kronberg.<br />

Erst am 18. Dezember jedoch beruhigte<br />

Fed-Chef Ben Bernanke auf der letzten US-<br />

Notenbank-Sitzung des Jahres die Börsianer,<br />

als er versprach, weiter „expansiv Anleihen<br />

aufzukaufen“. Zwar führt die Fed ihr<br />

Anleihekaufprogramm im kommenden<br />

Jahr pro Monat um 10 auf 75 Milliarden<br />

Dollar zurück, doch das ist noch zu gering,<br />

um Börsianer zu verschrecken. Die Erleichterung<br />

zeigte sich prompt: Der Dow<br />

Jones drehte binnen Minuten um fast 200<br />

Punkte nach oben. Die Reaktion zeigte erneut,<br />

wie eng die Börsenentwicklung an<br />

die Entscheidungen der Notenbanken gekoppelt<br />

sind. Konjunkturelle und unternehmensspezifische<br />

Einflüsse auf die<br />

Märkte sind dagegen eher untergeordnet.<br />

Diese extreme Abhängigkeit von der<br />

Geldpolitik führt zwangsläufig zu einer<br />

Fehlallokation von Kapital – und birgt Gefahren<br />

für die Märkte, die aber nicht<br />

zwangsläufig schon 2014 zum Tragen kommen<br />

müssen. Vier Thesen, wie es im kommenden<br />

Jahr bei den wichtigsten Anlageklassen<br />

weitergehen dürfte.<br />

Aktien<br />

40Aktien oder<br />

Gold?<br />

Beides. Zwar sind die Kurse insbesondere<br />

bei Nebenwerten schon<br />

deutlich heiß gelaufen. Lockere<br />

Geldpolitik und die Tatsache, dass<br />

sich Alternativen mies verzinsen,<br />

dürften die Börsen stützen. Gold<br />

könnte zwar noch mal unter Druck<br />

geraten, bleibt aber der beste Versicherungsschutz<br />

gegen die Schuldenkrise,<br />

die nur übertüncht wurde.<br />

Nach einem Zuwachs von<br />

rund einem Fünftel inklusive<br />

Dividenden bei den 30 Dax-<br />

Aktien und von mehr als einem<br />

Drittel bei den 50 Nebenwerten aus<br />

dem MDax blicken Anleger auf ein fantastisches<br />

Jahr zurück. US-Aktien aus dem Index<br />

S&P 500 liegen in Dollar rund 25 Prozent<br />

im Plus, in Yen machten japanische<br />

Titel rund 50 Prozent gut.<br />

Sollte die Börse ihre Funktion als Vorlaufindikator<br />

erfüllen, dann dürften die<br />

Kurse in den kommenden zwölf Monaten<br />

kaum an das Boomjahr 2013 anknüpfen.<br />

Denn die Unternehmensergebnisse hinken<br />

der Kursentwicklung deutlich hinterher.<br />

Zwar könnten 2014 angesichts einer<br />

wahrscheinlich verbesserten Weltkonjunktur<br />

die Gewinne der Unternehmen signifikant<br />

wachsen – sie würden aber nur nachholen,<br />

was die Kurse vorgemacht haben.<br />

Im MDax und bei vielen Technologietiteln<br />

wären starke Kurssteigerungen nur bei<br />

überraschend stark steigenden Gewinnen<br />

gerechtfertigt. Hier signalisieren Bewertungsparameter<br />

bereits eine Überhitzung.<br />

Für den Dax dagegen bewegen sich alle<br />

wichtigen Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis,<br />

das Kurs-Buchwert-Verhältnis,<br />

die Gewinnmarge, die Kapital- und<br />

Dividendenrendite noch auf einem Niveau,<br />

das zunächst noch Spielraum für 10<br />

bis 20 Prozent Kurszuwachs zulässt.<br />

Unterstützen dürfte die lockere Geldpolitik.<br />

Und zweifellos geben die Charts Kaufsignale,<br />

auch wenn die Kurven zuletzt etwas<br />

nach unten zeigten. Anleger sollten<br />

trotz teilweise luftiger Bewertung noch keine<br />

kalten Füße bekommen und die starke<br />

Aufwärtsbewegung der Börsen nicht unterschätzen.<br />

n These: Die Märkte gehen bereits zu Jahresbeginn<br />

weiter nach oben, der Dax<br />

schafft die 10 000-Punkte-Marke.<br />

n Strategie: Anleger sollten an ihren Aktienpositionen<br />

festhalten. Bei einer weiter<br />

starken Aufwärtsdynamik, die bereits das<br />

erste Quartal bringen dürfte, sollten sie darauf<br />

achten, dass ihr ohnehin schon deutlich<br />

gewachsener Anteil an Aktien im Depot<br />

nicht zu einem Übergewicht führt. Ist<br />

dies der Fall, dürfen einige Positionen auch<br />

mal mit Gewinn verkauft werden, um das<br />

Gewicht auf ein Normalmaß zu stutzen. Je<br />

nach Risikoneigung sollten Aktien 30 bis 60<br />

Prozent im Portfolio ausmachen. Statt Aktien<br />

zu verkaufen, können Anleger auch<br />

Zertifikate kaufen, die bei fallenden Kur-<br />

»<br />

ILLUSTRATIONEN: MARTIN HAAKE<br />

122 Nr. 52 21.12.2013 WirtschaftsWoche<br />

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