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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 21.12.13 (Vorschau)

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Saubermann ganz<br />

dreckig<br />

Uwe Laue, Chef der Debeka, präsentierte<br />

sich in der Versicherungszunft bisher als Tugendwart<br />

und Wertepapst. Als vor zwei Jahren<br />

die Düsseldorfer Ergo wegen ihrer Sexreisen<br />

für Vermittler unter Beschuss kam,<br />

empörte sich Laue: Bei seinem Unternehmen,<br />

Deutschlands größtem Anbieter privater<br />

Krankenversicherungen (PKV), bekämen<br />

die erfolgreichsten Vermittler bestenfalls einen<br />

Besuch der Bundesgartenschau spendiert.<br />

Nun zeigen sich nicht nur ein paar<br />

dunkle Flecken auf Laues vermeintlich weißer<br />

Weste, nein, der ganze Anzug ist verschmutzt.<br />

Vertreter der Debeka, so der Verdacht,<br />

sollen mit schmuddeligen Methoden<br />

Adresslisten von Beamtenanwärtern ergaunert<br />

haben, um diesen Krankenversicherungen<br />

zu verkaufen. Die Staatsanwaltschaft<br />

ermittelt. Die Debeka wehrt sich gegen die<br />

Vorwürfe. Erst im Juni war Laue Vorsitzender<br />

des Verbands der Privaten Krankenversicherer<br />

geworden. Mister Saubermann, so<br />

das Kalkül der Branche, sei erste Wahl, um<br />

in Berlin für den Erhalt der unter Beschuss<br />

geratenen PKV zu trommeln. Doch Politiker<br />

dürften nun allenfalls müde lächeln, wenn<br />

Laue in Berlin aufkreuzt. Im schlechtesten<br />

Fall drücken sie ihm Eimer und Lappen in<br />

die Hand, um in der Debeka-Zentrale in<br />

Koblenz mal richtig sauber zu machen.<br />

Havarie in<br />

stürmischer See<br />

Er wollte der Herr der Meere sein. Jahr für<br />

Jahr mit seiner Klitsche namens Windreich<br />

einen milliardenschweren Mühlenpark in<br />

die Nordsee rammen und Stromkonzernen<br />

wie RWE und E.On zeigen, wie man Energiewende<br />

auf hoher See macht.<br />

Mit dem Nordsee-Windpark Global Tech 1<br />

haut das sogar hin. 2012 rast Willi Balz auf<br />

der Überholspur. Doch der Gegenverkehr<br />

wird immer dichter. Das Geld für neue<br />

Windparks bekommt er nicht zusammen.<br />

Darlehen werden fällig, die Verschuldung<br />

steigt. Fortan dreht sich beim umtriebigen<br />

Schwaben alles um Zwischen- und Brückenfinanzierungen.<br />

Selbst die Staatsanwaltschaft<br />

Stuttgart kann den Motorsportfreak<br />

nicht bremsen. Die Behörde rückt im<br />

März zur Razzia am Firmensitz und andernorts<br />

aus. Der Verdacht: Insolvenzverschleppung,<br />

Anlagebetrug, Bilanzmanipulation.<br />

Balz weist die Vorwürfe weit von sich, es<br />

seien Versuche von Neidern, ihn zu stoppen.<br />

Nach der Razzia schreibt er Beruhigungsbriefe<br />

an die Zeichner seiner Anleihen.<br />

„Die Talsohle ist durchschritten, bei<br />

Windreich geht es richtig aufwärts“, jubelt<br />

er Ende Juli. Alle „Lügengeschichten über<br />

Pleiten, Pech und Pannen“ könnten Windreich<br />

nichts anhaben, trompetet er später.<br />

„Die Liquidität ist nicht überschäumend.<br />

Aber von einer Insolvenz sind wir ganz weit<br />

weg“, tönt die Ein-Mann-Energiewende Mitte<br />

August.<br />

Ganz weit weg ist dann genau einen Monat<br />

später: Mitte September beantragt Balz<br />

Insolvenz in Eigenregie. Schließlich seien<br />

die Zahlungsschwierigkeiten nur vorübergehender<br />

Natur. Denkste. Die Insolvenz in Eigenregie<br />

scheitert. Im Dezember wird das<br />

Insolvenzverfahren eröffnet.<br />

n<br />

WirtschaftsWoche 21.12.2013 Nr. 52 83<br />

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