Wirtschaftswoche Ausgabe vom 21.12.13 (Vorschau)
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USA<br />
WIRTSCHAFTSWACHSTUM*<br />
2013: 1,8 %, 2014: 2,5 %<br />
INFLATION*<br />
2013: 1,5 %, 2014: 1,4 %<br />
ARBEITSLOSENQUOTE*<br />
2013: 7,4 %, 2014: 6,6 %<br />
Basteln an<br />
der Blase<br />
Wohnungsbauprojekt<br />
in<br />
Zaozhuang<br />
Die USA glänzen zum Ende des Jahres mit<br />
neuer Dynamik. Im November stiegen in<br />
der größten Volkswirtschaft der Welt die<br />
Einzelhandelsumsätze, die Arbeitslosenquote<br />
sank auf sieben Prozent. Der Immobilienmarkt<br />
erholt sich stetig, die Energiekosten<br />
bleiben günstig, die Inflation niedrig.<br />
Das ist positiv, aber noch kein Grund<br />
zum Aufatmen. Denn auf das Gesamtjahr<br />
2013 gerechnet, bleibt ein mageres Wirtschaftswachstum<br />
von 1,8 Prozent.<br />
Doch die jüngsten konjunkturellen Entwicklungen<br />
geben Hoffnung, dass es 2014<br />
stärker aufwärts geht. Die Ratingagentur<br />
Standard & Poor’s hat ihren Ausblick von<br />
2,6 auf 2,8 Prozent Wachstum nach oben<br />
korrigiert. Vor allem Unternehmen haben<br />
sich in diesem Jahr trotz guter Gewinne,<br />
niedriger Zinsen und massiver Geldspritzen<br />
der US-Zentralbank mit Investitionen<br />
zurückgehalten. Im dritten Quartal lag die<br />
Investitionsquote gerade einmal um 1,6<br />
Prozent über dem Wert des Vorjahresquartals.<br />
Grund dafür waren die chaotische fiskalpolitische<br />
Lage in Washington und die<br />
Unsicherheit darüber, wie es mit der Geldpolitik<br />
der Notenbank weitergehen wird.<br />
Bei den Konsumenten, wichtigste Stütze<br />
der US-Konjunktur, drückten steuerliche<br />
Belastungen auf die Stimmung. US-Verbraucher<br />
mussten in diesem Jahr im Rahmen<br />
der Einsparungen im Haushalt Steuererhöhungen<br />
von insgesamt 200 Milliarden<br />
Dollar und Kürzungen bei den Sozialleistungen<br />
hinnehmen. Um magere 1,9<br />
Prozent legte der Konsum in den ersten<br />
drei Quartalen zu.<br />
Anfang Oktober belastete der 16 Tage<br />
dauernde Shutdown der Regierung die<br />
Konjunktur. Tausende Angestellte in Bundesbehörden<br />
mussten in den Zwangsurlaub,<br />
weil sich Demokraten und Republikaner<br />
weder auf einen Haushalt noch auf<br />
die Erhöhung des gesetzlichen Schuldenlimits<br />
einigen konnten. Im Februar könnte<br />
der Streit um die Erhöhung des Schuldenlimits<br />
im US-Kongress erneut losgehen. Immerhin<br />
überraschte Washington im Dezember<br />
mit einer Einigung für einen zweijährigen<br />
Haushaltsplan. So sind Zwangskürzungen<br />
in Höhe von 65 Milliarden Dollar<br />
abgewendet, die vor allem das US-Militär<br />
getroffen hätten. Stattdessen laufen nun<br />
Hilfen für rund 1,3 Millionen Langzeitarbeitslose<br />
aus, staatliche Bedienstete müssen<br />
mehr für ihre Altersvorsorge zahlen,<br />
und die Sicherheitsgebühren auf Flugtickets<br />
steigen.<br />
Mit der Einigung im Haushaltsstreit und<br />
der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt<br />
rückte die Geldpolitik der US-<br />
Notenbank in den Fokus. Am 18. Dezember<br />
hat Notenbankchef Ben Bernanke angekündigt,<br />
den Kauf von Staatsanleihen<br />
und Hypothekenpapieren von bislang monatlich<br />
85 Milliarden Dollar ab Januar auf<br />
75 Milliarden Dollar zurückzufahren. Dieser<br />
Schritt war an den Märkten lange erwartet<br />
worden. Den Leitzins, kündigte der<br />
noch bis Ende Januar amtierende Fed-<br />
Chef weiter an, werde die Fed weiterhin<br />
bei nahezu null Prozent halten, bis die Arbeitslosenquote<br />
auf 6,5 Prozent gesunken<br />
sei. Aber auch diese Zielmarke rückt in<br />
greifbare Nähe. Im Juni war für kurze Zeit<br />
Panik an den Märkten ausgebrochen,<br />
nachdem der noch amtierende US-Zentralbankchef<br />
Ben Bernanke den Ausstieg<br />
aus der ultraexpansiven Geldpolitik nur<br />
angekündigt hatte. Nachfolgerin Janet Yellen<br />
muss es jetzt gelingen, den Fuß so<br />
langsam <strong>vom</strong> Gaspedal zu nehmen, dass<br />
Schockwellen an den Börsen ausbleiben<br />
und die sich erholende Konjunktur keinen<br />
Schaden nimmt.<br />
angela.hennersdorf@wiwo.de | New York<br />
CHINA<br />
WIRTSCHAFTSWACHSTUM*<br />
2013: 7,7 %, 2014: 8,1 %<br />
INFLATION*<br />
2013: 2,7 %, 2014: 2,7 %<br />
ARBEITSLOSENQUOTE*<br />
2013: 4,1 %, 2014: 4,0 %<br />
China macht sich bereit für den großen<br />
Umbau seiner Wirtschaft. Die chinesischen<br />
Medien sprechen bereits von „historischen<br />
Reformen“. Gemeint sind die Beschlüsse<br />
der Dritten Plenarsitzung Mitte<br />
November, die selbst die Hoffnungen liberaler<br />
Reformer übertroffen haben. Eine Änderung<br />
des wirtschaftspolitischen Kurses<br />
ist auch dringend notwendig: 7,7 Prozent,<br />
schätzt die OECD, ist Chinas Wirtschaft<br />
2013 gewachsen, 0,2 Prozentpunkte mehr<br />
als die Zielvorgabe aus Peking. Doch nach<br />
wie vor generiert China zu viel Wachstum<br />
aus Investitionen und zu wenig aus dem<br />
Konsum der Haushalte. Die mächtigen<br />
Staatsbetriebe, die für rund ein Drittel der<br />
Wirtschaftsleistung verantwortlich sind,<br />
hemmen Innovationen und fördern Korruption<br />
und Ineffizienz. Um die Wirtschaft<br />
zu transformieren, will Peking bis 2020 unter<br />
anderem die Macht der staatlichen Riesen<br />
beschränken und die Zinsen sowie den<br />
Handel mit dem Yuan freigeben. Das soll<br />
den Konsum antreiben, der bisher nur<br />
rund ein Drittel zum Wirtschaftswachstum<br />
beiträgt.<br />
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WirtschaftsWoche 21.12.2013 Nr. 52 * Quelle: IHS Global Insight<br />
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