Wirtschaftswoche Ausgabe vom 21.12.13 (Vorschau)
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Politik&Weltwirtschaft<br />
bankchef Mark Carney hatte im August<br />
verkündet, eine Zinssenkung werde erst erwogen,<br />
wenn die Arbeitslosenquote von<br />
derzeit 7,6 auf 7,0 Prozent fallen sollte.<br />
Denkbar ist nun, dass diese Marke schon<br />
2015 und nicht erst im Herbst 2016 erreicht<br />
wird, wie bisher angenommen. Die BoE<br />
will die Exzesse am Immobilienmarkt<br />
kurzfristig nicht mit Mitteln der Geldpolitik,<br />
sondern durch Streichung der öffentlichen<br />
Subventionen für Hypothekenkredite<br />
bekämpfen.<br />
yvonne.esterhazy@wiwo.de | London<br />
IRLAND<br />
Einbahnstraße<br />
Richtung London<br />
Industriegebiet<br />
in Manchester<br />
WIRTSCHAFTSWACHSTUM*<br />
2013: 0,0 %, 2014: 1,8 %<br />
INFLATION*<br />
2013: 0,5 %, 2014: 1,1 %<br />
ARBEITSLOSENQUOTE*<br />
2013: 13,3 %, 2014: 12,3 %<br />
GROSSBRITANNIEN<br />
WIRTSCHAFTSWACHSTUM*<br />
2013: 1,4 %, 2014: 2,6 %<br />
INFLATION*<br />
2013: 2,6 %, 2014: 2,3 %<br />
ARBEITSLOSENQUOTE*<br />
2013: 7,7 %, 2014: 7,3 %<br />
Nach fünf schwierigen Jahren geht es in<br />
Großbritannien schneller aufwärts als erwartet,<br />
aber der Aufschwung könnte eine<br />
Scheinblüte sein. 2014 soll die britische<br />
Wirtschaft um 2,4 Prozent zulegen, prognostiziert<br />
das Haushaltsbüro OBR, das<br />
noch im März lediglich ein Plus von 1,8<br />
Prozent vorhergesagt hatte. Großbritannien<br />
würde damit stärker wachsen als die<br />
restliche Euro-Zone und die anderen<br />
G7-Staaten. Sogar den europäischen Musterknaben<br />
Deutschland würden die Briten<br />
damit in den Schatten stellen.<br />
BEKANNTE WACHSTUMSTREIBER<br />
Das spült der Regierung zusätzliches Geld<br />
in die Kassen, sie muss nun weniger Schulden<br />
am Markt aufnehmen. Doch es hilft<br />
nichts, die Briten werden weiter sparen<br />
müssen. Das Haushaltsdefizit dürfte 2013<br />
zwar fallen, liegt mit den erwarteten 6,8<br />
Prozent des Bruttoinlandsproduktes aber<br />
immer noch viel zu hoch.<br />
Zudem hat der Konjunkturaufschwung<br />
Schönheitsfehler. Die Wirtschaftsleistung<br />
ist immer noch geringer, als sie es vor dem<br />
Ausbruch der Finanzkrise war. Außerdem<br />
wird das Plus bisher vor allem <strong>vom</strong> privaten<br />
Konsum und Immobilienboom rund<br />
um London – also den altbekannten<br />
Wachstumstreibern – befeuert. Bei Produktivität,<br />
Investitionen und Export sieht<br />
es weiterhin düster aus. Die Erholung<br />
könnte deshalb schon bald verpufft sein.<br />
Die Bank of England will die Leitzinsen<br />
deshalb nicht anheben. Dabei befinden<br />
sich die bereits seit März 2009 auf dem Rekordtief<br />
von 0,5 Prozent. Auch das Anleiheankaufprogramm<br />
im Volumen von insgesamt<br />
375 Milliarden Pfund tasteten die<br />
Währungshüter bislang nicht an. Noten-<br />
14Ändert sich<br />
Deutschlands<br />
Image in der Welt?<br />
Hoffentlich nicht. Nach einer Umfrage<br />
der BBC leben wir im beliebtesten<br />
Land der Welt. Zu unseren Fans zählen<br />
84 Prozent der Ghanaer, aber<br />
auch unsere Nachbarn – Euro-Zoff<br />
und historischer Last zum Trotz: 68<br />
Prozent der Spanier, 78 Prozent der<br />
Briten und 81 Prozent der Franzosen<br />
mögen Deutschland, vor allem wegen<br />
der starken Wirtschaft.<br />
Irland steht die größte Bewährungsprobe<br />
seit einem Jahrzehnt bevor. Eisernes Sparen<br />
und die Einhaltung der Troika-Vorgaben<br />
haben das Land zum Vorbild für die<br />
anderen EU-Sorgenkinder gemacht. Die<br />
nächsten Monate werden aber zeigen, ob<br />
Irland sich zu viel zugemutet hat, als es beschloss,<br />
den Rettungsschirm Mitte Dezember<br />
ohne eine Notfall-Kreditlinie zu verlassen.<br />
Zwar verfügt das Land über ein Finanzpolster<br />
von mehr als 20 Milliarden Euro<br />
und kann damit theoretisch ganz 2014<br />
überstehen. Doch Dublin will schon bald<br />
testen, ob es sich an den Kapitalmärkten<br />
wieder neues Geld besorgen kann.<br />
Kritisch wird der EU-Bankenstresstest<br />
werden, denn die irischen Banken stufen<br />
derzeit mehr als 26 Prozent ihrer Hypothekenkredite<br />
als notleidend ein. Die Ratingagentur<br />
Moody’s warnt, Irlands Banken<br />
seien gefährdet, beim Stresstest durchzufallen.<br />
Mit 4,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
hat Irland auch 2014 eines<br />
der höchsten Defizite in der Euro-Zone,<br />
bis 2015 soll dieser Wert auf 2,9 Prozent<br />
sinken, so muss weiter gespart werden.<br />
Um den Schuldenstand von rund 123 Prozent<br />
des BIPs abzubauen, ist langfristiges<br />
Wachstum erforderlich. Für 2014 wurde<br />
die offizielle Prognose allerdings bereits<br />
von 2,4 Prozent auf 1,8 Prozent revidiert.<br />
Die Arbeitslosenquote fiel zwar mittlerweile<br />
von knapp 15 Prozent auf 12,8<br />
Prozent, ist damit aber immer noch viel<br />
zu hoch.<br />
n<br />
yvonne.esterhazy@wiwo.de | London<br />
FOTO: GETTY IMAGES/FLICKR<br />
46 * Quelle: IHS Global Insight<br />
Nr. 52 21.12.2013 WirtschaftsWoche<br />
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