utzräUmen ·~ - Hochschule für bildende Künste Hamburg
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Neujahrsgrüße vom VS 1 Es gibt erfreuliche<br />
Neujahrsgrüße und<br />
unerbetene. Zu den letzteren gehört ein Rundbrief,<br />
den der Erste Vorsitzende des ,.Verbands deutscher<br />
Schriftsteller in Nordrhein-Westfalen" (VS) Ende Dezember<br />
an seine ,.lieben Kolleginnen und Kollegen"<br />
schickte. Volker Degener, von Beruf Polizist, ein Freizeitautor,<br />
will mit diesem Rundschreiben einen<br />
Schlußstrich ziehen unter die kontroversen Diskus<br />
$.ionen im Schriftstellerverband und um den VS in der<br />
Offentlichkeit. ,.Nachdem nun allgemein mehr Ruhe<br />
und Verständigungsbereitschaft in die Gespräche<br />
eingekehrt ist, kann ich als Landesvorsitzender ein<br />
Resümee ziehen: der VS hat nicht mit der gebotenen<br />
Sensibilität auf die politischen und kulturpolitischen<br />
Aktivitäten und Sorgen einiger ehemaliger DDR-Autoren<br />
reagiert.<br />
Das ist eine schlichte Verdrehung. Nicht ,.einige ehemalige<br />
DDR-Autoren" haben durch irgendwelche Aktivitäten<br />
die schweigende Mehrheit des Verbands<br />
herausgefordert. Sondern: eine Minderheit von Aktivisten<br />
im VS hat zumindest die Kölner Großveranstaltung<br />
,.lnterlit '82", einen offiziösen Besuch beim<br />
Autorenverband der·csSR und den publizistischen<br />
Einfluß in der Verbandszeitun~ ,.Die Feder" als Plattform<br />
genutzt: als ,.Hebel <strong>für</strong> d1e Friedenspolitik" nach<br />
dem Muster der DKP- dieser von der Partei- und<br />
Staatsführung der DDR ausgehaltenen Parodie auf<br />
eine kommunistische Partei. Einzelne Schriftstellerund<br />
keinswegs nur ,.ehemalige DDR-Autoren" - haben<br />
eben solchen Aktivitäten widersprochen oder<br />
sich darüber empört. wie die Verbandsspitze und der<br />
VS-Bundesvorsitzende Engelmann mit den aufgebrochenen<br />
Widersprüchen verfuhren.<br />
Die Verdrehungen in Degeners Neujahrsbrief gehen<br />
freilich sehr viel weiter; der Landesvorsitzende<br />
schreibt da: ,.Allerdings gibt es unter uns Schriftstellern<br />
einige, denen daran gelegen ist, den VS zu einem<br />
strammen Antikommunismus und damit zu einem<br />
harten Abgrenzungsschritt zu bewegen. Das schließt<br />
jedoch jede Initiative zu einer konkreten Friedensarbeit<br />
aus, die sich auf Ost und West erstreckt."<br />
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Es gibt unter uns<br />
Schriftstellern einiqe, denen darangelegen ist. den<br />
VS stramm auf jenen Kurs der ,.Friedenspolitik" zu<br />
bringen, den die DKP propagiert. Degeners Behauptung,<br />
daß eine Abgrenzung vom regierungsamtlichen<br />
,.Kommunismus" der Sowjetunion oder der DDR ,.jede<br />
Initiative zu einer konkreten Friedensarbeit" ausschließe,<br />
dürfte nicht nur bei der Mehrzahl der Menschen,<br />
die sich in der Bundesrepublik und in der DDR<br />
zur ,.Friedensbewegung" rechnen, auf Widerspruch<br />
stoßen. Diese Behauptung ist auch - wenigstrenspolitisch<br />
leichtfertig: denn sie schließt einen großen<br />
Teil der an der Erhaltung des Friedens Interessierten<br />
von den gegenwärtigen hauptsächlichen Bemühungen<br />
des Schriftstellerverbandes aus und gäbe- wäre<br />
sie eine zutreffende Aussage - den einschlägigen Leitartikel<br />
der Rechtspresse und markigen Reden der<br />
Regierungsparteien recht.<br />
Aber ich zweifle daran, daß der Landesvorsitzende<br />
der Schriftsteller genau und verantwortlich mit der<br />
Sprache umgehen kann. Denn da schreibt er: ,.Bei aller<br />
Kompromißbereitschaft muß die Einigkeit der Einzelgän~er<br />
in ihrer beruflichen Rolle unser Ziel bleiben."<br />
L1est man solche Sätze genau, so enthalten sie<br />
die Drohung, daß eine nicht näher beschriebene<br />
,.Kompromißbereitschaft" wohl bald erschöpft sei,<br />
die Verbandsführung jetzt also unduldsamer mit den<br />
Kritikern umzugehen gedenke. Und dann steht da<br />
noch die Formel von der ,.Einigkeit der Einzelgänger<br />
in ihrer beruflichen Rolle." Das muß man dreimal lesen.<br />
Ist dieser Verbandsfunktionär wirklich der Meinung,<br />
die Autoren in der Bundesrepublik müßten hinsichtlich<br />
ihrer ,.beruflichen Rolle" -was immer unter<br />
diesem dehnbaren Begriff zu verstehen sein mag -<br />
,.vereinheitlic.ht'' werden? Ich danke bestens: meine<br />
öffentlichen Außerungen beispielsweise zielen keineswegs<br />
auf die Einheit mit der Rolle, die Herr Degener<br />
beruflich spielt. Ich bin Kritiker, er ist Polizist. Es<br />
könnte ja sein, daß ich bei Gelegenheit jenen Staat<br />
kritisieren muß, dem er die lebenslängliche Treue<br />
und Pflichterfüllung geschworen hat.<br />
Kaum verwunderlich ist schließlich, daß sich -bevor<br />
noch eine Einladung zur Kandidatur ergangen istder<br />
Landesvorsitzende <strong>für</strong> eine Wiederwahl des umstrittenen<br />
Bernt Engelmann mit warmen Worten<br />
ausspricht, denn, so argumentiert er, ,.ein erfolgversprechender<br />
Mitbewerber um das Amt des Bundesvorsitzenden<br />
(ist) nicht in Sicht." So wie die Dinge<br />
liegen und die Statuten des VS aussehen, habe ich<br />
kaum einen Zweifel daran, daß Engelmann wiedergewählt<br />
wird. Immerhin habe ich drei der acht Delegierten<br />
und Ersatzdelegierten des stimmstärksten<br />
rheinisch-westfälischen Landesverbandes <strong>für</strong> die politischen<br />
Ziele der DKP reden hören; auch von der<br />
sozialdemokratisch orientierten Vertretermehrheit<br />
steht zu erwarten, daß sie Engelmann nochmals akzeptiert.<br />
Volker Degenerläßt seine Neujahrsbotschaft mit den<br />
Worten schließen: ,.Der Lauf der Dinge hat uns Bescheidenheit<br />
gelehrt." Ich bin so unbescheiden, mich<br />
dagegen auszusprechen, daß Bescheidenheit auch<br />
noch in den Tugendkanon einer im Mittelmaß vereinten<br />
Schriftstellerschar aufgenommen wird, deren<br />
Sprecher ,.Realpolitik" -eine höchst anfechtbare<br />
Realpolitik- machen namens der bundesdeutschen<br />
Schriftsteller.<br />
Frieder Reininghaus, Köln<br />
"Das Lernfest" 1 Lernfest wird das erste Wochenende<br />
genannt, das die ,.Volksuniversität"<br />
Harnburg im Februar mit Vortrags-, Diskussions-<br />
und Konzertveranstaltungen bestreitet. Das<br />
Programm stellt sich - beim Durchblättern - als<br />
Sammelsurium der Themen- und Projektliste der Alternativ-Szene<br />
dar, durchschossen mit einigen<br />
Speerspitzen der DKP- oder SEW-Wissenschaftsfront.<br />
ln Harnburg also macht Schule, was zuvor in<br />
Berlin ausprobiert wurde. Der als Eröffnungsfestredner<br />
vorgesehene ARGUMENT-Herausgeber Wolfgang<br />
Fritz Haug verteidigt die bisherigen Versuche<br />
im Hinblick auf den kommenden: ,.So lächerlich es<br />
ist, so viele hat es doch verwirrt, wenn von der FAZ<br />
bis zur TAZ behauptet wurde, die Volksuni habe ohne<br />
das Volk stattgefunden."<br />
Spuren wird also den Aufmarsch des Volkes zum<br />
<strong>Hamburg</strong>er ,.Lernfest" beobachten, auch die Lernbegierigkeit<br />
und die Feststimmung. Freilich ar9.wöhnt<br />
unser Korrespondent schon im voraus, daß 1hm in die<br />
festliche Fröhlichkeit der DKP-und SEW-Wissenschaftsriege<br />
einzustimmen ebenso schwer falle wie<br />
der Glaube an den hartnäckigen Lerneifer jener Szene,<br />
die er stellvertretend <strong>für</strong> das Volk in der Gesamtschule<br />
Steilshoop erwartet ( 11.2. bis 13.2.): Also<br />
lernfeiert, festlernt mal schön!<br />
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