Kapitel 2 - Ipce
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An das Vorliegen eines dringenden sozialen Bedürfnisses stellen die Konventionsorgane recht<br />
hohe Anforderungen.<br />
„[N]ecessary in this context does not have the flexibility of such expressions as useful,<br />
reasonable, or desirable, but implies the existence of a pressing social need for the<br />
interference in question". 39<br />
Bei der Feststellung eines „dringenden sozialen Bedürfnisses" steht den nationalen Behörden<br />
ein gewisser Ermessensspielraum zu, der jedoch umso kleiner ist, je größer sich die<br />
Übereinstimmung der nationalen Rechtsordnungen in einer bestimmten Frage darstellt. 40<br />
Das Ausmaß des Ermessensspielraums der einem Staat zukommt wird aber nicht nur vom<br />
Konsens zwischen den nationalen Rechtsordnungen bestimmt, sondern auch anhand der<br />
wissenschaftlichen Erkenntnisse und der öffentlichen Meinung. Auch hier sinkt der Spielraum<br />
mit steigendem Konsens. 41<br />
Werden Normen nur selten vollzogen, so liegt darin ein Hinweis darauf, daß sie nicht<br />
„notwendig" sind. 42<br />
Eingriffe in das Sexualleben, als einem „most intimate aspect of private life" 43 , unterzieht der<br />
Gerichtshof einer noch verstärkten Prüfung; er verlangt zu ihrer Rechtfertigung „particularly<br />
serious reasons". 44<br />
Was den sexualstrafrechtlichen Jugendschutz betrifft, so führt die Kommission aus, daß ,,[t]he<br />
establishment of the existence of a danger making it necessary to protect a social category<br />
must be based on various concording analysis of the position and particularly [...], those of<br />
psychologists, sociologists and specialists in social protection" 45 .<br />
Verhältnismäßigkeit<br />
Die „Notwendigkeit" einer Maßnahme ergibt aber nicht schon alleine aus einem dringenden<br />
sozialen Bedürfnis danach, sondern sie ist vor allem an das Merkmal der „demokratischen<br />
Gesellschaft" geknüpft.<br />
So hält der Gerichtshof fest, daß „[a]ccording to the Court's case-law, a restriction on a<br />
Convention right cannot be regarded as necessary in a democratic society - two hallmarks of