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Integrationsförderung durch Migrantenorganisationen

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Reich - Vernetzung: Ein Beitrag zur Partizipation von <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

nehmen oder -verbände vertreten sie ökonomische<br />

Interessen, als Einrichtungen der Zivilgesellschaft ergänzen<br />

oder erweitern sie die Spielräume staatlichen<br />

Handelns. Für sie sind Migranten als Empfänger von<br />

Hilfe Klienten, als Arbeitskräfte Mitarbeiter, als Bürger<br />

Adressaten des Verwaltungshandelns, als Lernende<br />

Schüler und Schülerinnen (wie andere auch); für sie<br />

sind die Migranten als Einzelne in das Handeln der<br />

Institutionen einbezogen. Dass es zwischen der Institution<br />

und den Einzelnen Organisationen (wie die<br />

<strong>Migrantenorganisationen</strong>) geben sollte, ist zunächst<br />

einmal nicht vorgesehen.<br />

Partizipationserwartungen entstehen erst dann, wenn<br />

erkannt wird, dass die institutionelle Aufgabe in Kooperation<br />

mit <strong>Migrantenorganisationen</strong> besser bewältigt<br />

werden kann als aus eigenen Kräften.<br />

Betrachtet man das Verhältnis von <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

und ihren potenziellen Netzwerkpartnern<br />

unter gesellschaftlicher Perspektive, so zeigt sich<br />

das Bild eines Umbruchs, der sich vor unseren Augen<br />

vollzieht und noch nicht abgeschlossen ist, eine<br />

Gleichzeitigkeit von Altem und Neuem. Das Alte, die<br />

frühere Situation, war gekennzeichnet <strong>durch</strong> ein ziemlich<br />

beziehungsloses Nebeneinander, grob gesagt:<br />

<strong>durch</strong> das Fehlen von Netzwerken. Die Zeichen des<br />

Wandels sind aber unverkennbar:<br />

In den <strong>Migrantenorganisationen</strong> ist der Generationenwechsel<br />

vollzogen. Bei und nach den zahlreichen<br />

Neugründungen der 1990er Jahre hat eine zunehmende<br />

Neudefinition der Ziele – weg von den Problemen<br />

in den Herkunftsstaaten hin zu den Lebensbedingungen<br />

und Zukunftschancen in Deutschland<br />

– eingesetzt, die sich auch in konkreten Aktivitäten<br />

niederschlägt. Mit dem Entstehen einer „Mittelschicht<br />

mit Migrationshintergrund“ in Deutschland haben<br />

auch ökonomische, administrative und publizistische<br />

Sachkenntnisse breiteren Eingang in die <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

gefunden. Sie haben ihre Sache in<br />

die eigenen Hände genommen und lassen sich nicht<br />

mehr so leicht abspeisen wie in der Vergangenheit.<br />

Auf der anderen Seite bemühen sich zahlreiche größere<br />

und ältere Organisationen seit einigen Jahren<br />

schon um Kooperationen mit <strong>Migrantenorganisationen</strong>.<br />

Namentlich die Wohlfahrtsverbände sind an<br />

solchen Kooperationen interessiert, und die Politik unterstützt<br />

dieses Bestreben bei vielen Gelegenheiten;<br />

auch die heutige Veranstaltung ist ein Teil dieser politischen<br />

Unterstützung.<br />

Das alles zeigt, dass die Zeit reif dafür ist, die <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

als Teilhaber an einem gemeinsamen<br />

Ganzen zu sehen, in das alle gleichermaßen<br />

involviert sind. Man kann von einer sich anbahnenden<br />

„partizipatorischen Wende“ sprechen. In dem Entwurf<br />

zu einem „Bundesweiten Integrationsprogramm“,<br />

der dieses Jahr vom Bundesamt für Migration und<br />

Flüchtlinge erarbeitet worden ist, finden sich interessante<br />

Aussagen dazu. Dort heißt es im Sinne einer<br />

Zielvorgabe: „Der Stärkung von <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

kommt aufgrund ihres partizipations- und integrationsfördernden<br />

Potenzials hohe Bedeutung zu.“<br />

(S. 193) Und im Sinne einer kritischen Analyse des<br />

Ist-Zustands: „Eine gleichberechtigte Einbeziehung,<br />

Nutzung und Anerkennung der Kompetenzen von<br />

<strong>Migrantenorganisationen</strong> bei der Gestaltung von Integrationsangeboten<br />

sowie eine systematische Stärkung<br />

als Akteure der Integrationsförderung findet<br />

bundesweit jedoch in unterschiedlichem Umfang und<br />

nicht auf allen Ebenen programmatisch umfassend<br />

statt.“ (S. 197) Diese Linie weist in die Zukunft, sie<br />

zeigt die Aufgaben, die zu lösen sind, und sie zeigt,<br />

in welchem Geiste sie zu lösen sind. (In Klammern<br />

gesagt: Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung<br />

lässt noch nichts von diesem Geist erkennen, er<br />

beruht noch auf einer anderen Philosophie.)<br />

In welchem Sinne kann Vernetzung zu einer solchen<br />

partizipatorischen Wende beitragen? Dazu möchte<br />

ich gerne einige Beispiele aus der eingangs erwähnten<br />

Studie in Rheinland-Pfalz bringen, bei der<br />

insbesondere die Partizipation im Bereich der kommunalen<br />

Politik und im Bereich der Bildung untersucht<br />

worden ist.<br />

Im Bereich der Bildung sind wir auf drei interessante<br />

Felder möglicher Partizipation und Vernetzung gestoßen<br />

– die außerschulische Förderung, die interkulturelle<br />

Bildung und den islamischen Religionsunterricht.<br />

Außerschulische Förderung, vor allem in den Fächern<br />

Deutsch, Mathematik und Englisch, wird inzwischen<br />

von zahlreichen <strong>Migrantenorganisationen</strong>, besonders<br />

auch solchen mit religiöser Zielsetzung, angeboten.<br />

Die religiös orientierten Organisationen ergänzen<br />

dieses Angebot auch <strong>durch</strong> Bildungsangebote in den<br />

Herkunftssprachen und <strong>durch</strong> religiöse Unterweisung.<br />

Man darf dies aber keineswegs dahingehend missverstehen,<br />

als ob die schulbezogenen Angebote bloße<br />

Einstiegsangebote für die identitäts- und herkunftsbezogenen<br />

Angebote wären. Im Gegenteil: Der Bildungserfolg<br />

der Kinder und Jugendlichen in Deutschland<br />

steht im Vordergrund dieser Bemühungen; diese<br />

orientieren sich konsequenterweise an den fachlichen<br />

Erwartungen der deutschen Schule. Das wäre eine<br />

gute Grundlage für Kooperation. Die in Rheinland-<br />

Pfalz kontaktierten Einrichtungen dieser Art geben<br />

BBE - Dokumentation 11

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