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Integrationsförderung durch Migrantenorganisationen

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Reich - Vernetzung: Ein Beitrag zur Partizipation von <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

zu geringer Wahlbeteiligung, das damals gültige Quorum<br />

von 10% wurde nicht erreicht. Die Problemanalyse<br />

führte zu der Schlussfolgerung, dass Legitimation<br />

und Partizipation sich – in diesem Falle zumindest<br />

– gegenseitig im Weg gestanden hätten, und dass<br />

man – meine Formulierung – einen Weg zurück zur<br />

Partizipation <strong>durch</strong> Vernetzung finden müsse, ohne in<br />

die alten informellen (man könnte sagen „patriarchalischen“)<br />

Strukturen zurückzufallen. In kommunalem<br />

Alleingang wurde beschlossen, einen Integrationsbeirat<br />

einzusetzen, dessen Mitglieder ohne Bindung<br />

an eine bestimmte Staatsbürgerschaft vom Stadtrat<br />

zu bestellen waren. Bestellt wurden Vertreter von <strong>Migrantenorganisationen</strong>,<br />

Vertreter des Stadtrats, engagierte<br />

Einzelpersonen sowie Fachleute der Wohlfahrtsverbände<br />

und anderer Institutionen – insgesamt<br />

wurde also eine sehr breite Vernetzung angelegt, die<br />

man als Verankerung der Integrationsarbeit in der<br />

kommunalen Gesellschaft bezeichnen kann. So ist<br />

es etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, gelungen,<br />

auch Flüchtlinge und Asylbewerber für die politische<br />

Partizipation am Ort zu gewinnen, weil ein Vertreter<br />

der kirchlichen Flüchtlingsarbeit eingebunden war, der<br />

glaubhaft für die gemeinsamen Interessen von Kurden<br />

und Kosovo-Albanern eingetreten ist.<br />

Was das Beispiel lehrt, ist, dass in der Tat – unter den<br />

aktuellen Umständen – die Verbindungen mit und<br />

innerhalb der Kommune eine entscheidende Größe<br />

sind, wenn es um die politische Partizipation von <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

geht.<br />

Inzwischen gilt in Rheinland-Pfalz neues Recht: Die<br />

Integrationsbeiräte werden gewählt, doch ist das passive<br />

Wahlrecht nicht mehr an den Ausländerstatus<br />

gebunden, und die gewählten Beiräte können <strong>durch</strong><br />

Persönlichkeiten, die vom Stadtrat bestellt werden, erweitert<br />

werden. Damit ist eine gesetzliche Verbindung<br />

von Legitimation und Partizipation geschaffen, die für<br />

die politische Teilhabe von <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

neue Perspektiven eröffnet. Die Wahlen nach dem<br />

neuen Recht haben kürzlich stattgefunden. Zwar haben<br />

sie den großen Durchbruch noch nicht gebracht;<br />

doch kann man festhalten, dass in den Städten, gerade<br />

auch in den kleineren Städten, die Wahlbeteiligung<br />

deutlich gestiegen ist. Das spricht für die eben aufgestellte<br />

These. Es wird jetzt darauf ankommen, die<br />

neue Grundlage zu nutzen, um die damit gegebenen<br />

Chancen zur Vernetzung auszubauen und im Sinne<br />

partizipatorischer Politik zu nutzen.<br />

der übergreifenden Zielsetzung einig sind, mögen sie<br />

auch sonst noch so verschieden voneinander sein.<br />

Sie kann diesen Beitrag leisten, wenn sie über den<br />

Zusammenschluss von <strong>Migrantenorganisationen</strong> hinausgeht<br />

und Netzwerkpartner einbezieht, die sozusagen<br />

die Kontakte und Verbindungen mitbringen, die<br />

in die übrige Gesellschaft hineinreichen. Dazu gehört<br />

– nicht zwingend, aber doch in der großen Mehrzahl<br />

der Fälle – die Bereitschaft der Regelsysteme (also<br />

der Verwaltung, der kommunalen Parlamente, der<br />

Einrichtungen des Bildungssystems), die Arbeit der<br />

Netzwerke zu stützen oder ihnen selbst beizutreten.<br />

Auch eine symbolische Anerkennung ist hier von<br />

hohem Wert.<br />

Die Vernetzung wird aber nur dann einigermaßen<br />

nachhaltig sein, wenn alle Partner auch für sich<br />

selbst einen Nutzen darin sehen. Man muss es wohl<br />

– noch – als Appell formulieren: Den <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

ist zuzumuten, ihre Netzwerkpartner<br />

nicht nur als Gönner und Geldgeber zu betrachten,<br />

sondern sich auch mit deren eigennützigen Zielen<br />

und Interessen auseinanderzusetzen und ggf. zu<br />

arrangieren. Von den potenziellen Netzwerkpartnern<br />

ist zu verlangen, dass sie die <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

nicht nur für sich als Türöffner zu den<br />

Migranten und deren Familien betrachten, sondern<br />

dass sie die eigenständigen Beiträge erkennen,<br />

welche die Organisationen in Fragen der kommunalen<br />

Entwicklung, der Bildung, der Ökologie, der<br />

Folgen demographischer Verschiebungen leisten<br />

können, und dass sie – im Netzwerk, bei der Beantragung<br />

von Projekten, bei der Formulierung von<br />

Anträgen – für die erforderliche personelle und materielle<br />

Ausstattung der <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

eintreten. „Integration auf Augenhöhe“ muss kein<br />

Schlagwort bleiben, sie kann <strong>durch</strong> die Vernetzung<br />

gleichberechtigter Partner Wirklichkeit werden.<br />

Was ist unser Fazit?<br />

Vernetzung kann einen Beitrag zur Partizipation leisten,<br />

wenn sie Partner zusammenführt, die sich in<br />

BBE - Dokumentation 13

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