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Integrationsförderung durch Migrantenorganisationen

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Talkrunde<br />

eröffnet <strong>Migrantenorganisationen</strong>, als aktive Dialogund<br />

Aktionspartner zu wirken. Netzwerke sind in der<br />

Regel informelle Sozialformen, in den sich die unterschiedlichsten<br />

Gruppen, Einrichtungen und Personen<br />

zueinander in Beziehung setzen können, ohne ihre<br />

jeweilige Eigenständigkeit aufgeben zu müssen. Sie<br />

sind daher besonders geeignet für Formen der Zusammenarbeit,<br />

die über traditionelle, bürokratische,<br />

politische oder kulturelle Grenzen hinausgehen. Sie<br />

beruhen auf der Bereitschaft ihrer Mitglieder, sich bei<br />

Bedarf die jeweiligen Fähigkeiten und Kenntnisse gegenseitig<br />

zur Verfügung zu stellen, um gemeinsame<br />

Ziele zu verfolgen.<br />

Netzwerkarbeit in lokalen Bezügen ist gerade auch für<br />

kleinere, meist ehrenamtlich arbeitende <strong>Migrantenorganisationen</strong>,<br />

von Bedeutung, weil da<strong>durch</strong> Kooperationen<br />

unter Partnern mit unterschiedlichem Grad<br />

an hauptamtlichen Strukturen möglich werden. Die<br />

Vernetzung von <strong>Migrantenorganisationen</strong> untereinander<br />

und mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren<br />

findet auf vielen Ebenen statt. Auf Bundes- und Landeseben,<br />

aber auch in den Kommunen gibt es bereits<br />

vielfältige Strukturen des politischen und zivilgesellschaftlichen<br />

Engagements, in denen <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

als aktive Partner beteiligt sind. Diese gilt<br />

es mit dem Ziel weiterzuentwickeln, <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

als elementaren Bestandteil von Kooperationsstrukturen<br />

zu etablieren, in denen es nicht nur<br />

um die Analyse von Bedarfen geht, sondern um die<br />

Erarbeitung von gemeinsamen Handlungs- und Lösungsstrategien.<br />

So kann eine Politik gelingen, die <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

partnerschaftlich in eine gemeinsam verantwortete<br />

Integrationsarbeit einbindet.<br />

Beiträge aus dem Plenum:<br />

Cemalettin Özer (MOZAIK gGmbH):<br />

Herrn Özer geht es um die Frage, was MO tun müssen,<br />

um politisch besser Gehör zu finden. Ein Grund<br />

für den bislang nur mäßigen Erfolg liege seines Erachtens<br />

im Fehlen internationaler, d.h. über ethnische<br />

Grenzen hinweg stattfindender MO-Bewegungen. Er<br />

sieht eine besondere Herausforderung in der Ausformulierung<br />

schriftlicher Handlungsempfehlungen zur<br />

Steigerung ihrer politischen Durchsetzungskraft, die<br />

dann auch von MO verschiedener ethnischer Herkunft<br />

unterschrieben werden müssen.<br />

Philip Egbune (Integrationsbeirat Nordhausen):<br />

Herr Egbune spricht das Thema des Bleiberechts von<br />

Flüchtlingen an und bemängelt, dass die laufenden<br />

bundesweiten Projekte – wenn auch mit gut gemeinter<br />

Absicht initiiert – zu spät gestartet seien. Eine erschwerende<br />

Grundlage seien die problematischen<br />

Formulierungen in politischen Absichtserklärungen<br />

der Bundesregierung wie dem Koalitionsvertrag,.<br />

Sein zweites Anliegen betrifft den Integrationsplan:<br />

Dessen Ausformulierung erachtet Herr Egbune auch<br />

auf kommunaler Ebene als unbedingt notwendig,<br />

während auf Bundesebene eine übergreifende politische<br />

Partizipationsstrategie erarbeitet werden müsse.<br />

Herr Egbune spricht sich für eine Fortsetzung der<br />

Tagungsreihe des BBE in einem ostdeutschen Bundesland<br />

aus.<br />

Tobias Klaus (Flüchtlingsrat Bayern):<br />

Herr Klaus berichtet kurz von seiner Tätigkeit im<br />

Flüchtlingsrat, insbesondere von Protestaktionen mit<br />

jungen Flüchtlingen. Er plädiert ausdrücklich dafür,<br />

die Flüchtlingsarbeit in die Arbeit des BBE mit einzubeziehen.<br />

Grundsätzlich hält er die kritische Reflexion<br />

einer paternalistischen Helferposition, die sich um<br />

die Belange der Flüchtlinge kümmert, für dringend<br />

notwendig.<br />

Antworten aus dem Podium:<br />

Behshid Najafi:<br />

Frau Najafi eröffnet die Antwortrunde. Sie konstatiert,<br />

dass sich die Rahmenbedingungen für migrationspolitische<br />

Belange in den letzten Jahren kaum verbessert<br />

haben. Da<strong>durch</strong> gestalte sich die Arbeit im<br />

lokalen Rahmen besonders schwierig. Hierzu gehöre<br />

unter anderem die Abschaffung der Residenzpflicht,<br />

die bisher nicht vorangeschritten sei. Die Arbeit der<br />

früheren Migrantennetzwerke, die sich zunächst in<br />

erster Linie als religiöse Netzwerke verstanden haben,<br />

war wenig effektiv. Bis zum heutigen Zeitpunkt<br />

hat sich eine vielfältigere Struktur der MO entwickelt.<br />

Für die Zukunft betont Frau Najafi die Notwendigkeit<br />

eines Bürgernetzwerkes von MO, in dem die verschiedenen<br />

Akzente und Anliegen der einzelnen ethnischen<br />

Gruppen akzeptiert werden, die jedoch alle<br />

zusammen gemeinsame Ziele vertreten und anvisieren<br />

müssen.<br />

Dr. Gerhard Timm:<br />

Herr Timm reagiert zunächst auf den Kommentar von<br />

Herrn Klaus mit dem Hinweis, dass Hilfe für Betroffene<br />

jenseits des Paternalismus weiterhin wichtig bleibe<br />

und auch wertgeschätzt werden sollte. Er sieht die<br />

dringlichste Aufgabe darin, Bedingungen zu schaffen,<br />

die die betreffenden Migranten davor bewahren, in<br />

eine entsprechende prekäre Lage zu geraten. Er nennt<br />

folgende Kriterien, die seines Erachtens entscheidend<br />

62 BBE - Dokumentation

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