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Integrationsförderung durch Migrantenorganisationen

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Dr. Thomas Röbke, Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern<br />

Netzwerke: Konzepte und<br />

Handlungsstrategien für die Praxis<br />

Im Mittelpunkt dieser vierten Tagung des BBE zur<br />

Strukturentwicklung von <strong>Migrantenorganisationen</strong><br />

steht die Vernetzung von Kompetenzen, Ressourcen<br />

und Potenzialen. Dieses Interesse markiert eine<br />

historische Konstellation: Nach der Stärkung (zum<br />

Beispiel <strong>durch</strong> Bildung), aber auch nach sichtbar gewordenen<br />

Grenzen in der Selbstorganisation, die in<br />

den letzten Jahren diskutiert wurden, stellt sich nun<br />

die Frage, wie die eigene Initiative mit anderen kooperieren<br />

kann. Wie kann beispielsweise die prekäre<br />

Lage, in der sich viele <strong>Migrantenorganisationen</strong> personell<br />

und finanziell befinden, <strong>durch</strong> Bündelung der<br />

Kräfte entschärft werden? Wie schafft man es, sich<br />

gegenseitig zu stützen und neue Kräfte hinzu zu gewinnen?<br />

Aber es geht auch um eine politische Dimension,<br />

denn nur mit vereinten Kräften wird man sich<br />

öffentlich mehr Gehör verschaffen können. Oft genug<br />

weisen ja deutsche Politiker darauf hin, dass sie<br />

keine genügend legitimierten Ansprechpartner unter<br />

<strong>Migrantenorganisationen</strong> haben, wenn es um Integrationspolitik<br />

geht.<br />

Ich bin kein Fachmann für Fragen der Integration.<br />

Mein Hintergrund ist das bürgerschaftliche Engagement.<br />

Als Geschäftsführer des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches<br />

Engagement Bayern sind Probleme<br />

des Netzwerkmanagements mein tägliches Brot. Ich<br />

konnte dazu viele Erfahrungen sammeln. Aber erst<br />

nach Jahren der Netzwerkarbeit habe ich mich eingehend<br />

theoretisch mit den Chancen und Risiken der<br />

Netzwerkarbeit beschäftigt und mich gefragt, was ich<br />

da eigentlich tue.<br />

Ich glaube, da bin ich nicht alleine. Das Leben und<br />

Arbeiten in Netzwerken ist heute eine weit verbreitete<br />

Praxis geworden. Wenn man aber genauer hinsieht,<br />

dann geht es einem fast so, wie es einmal Augustinus<br />

über die Zeit gesagt hat. Wenn einen niemand danach<br />

fragt, was ein Netzwerk ist, glaubt man es zu wissen.<br />

Wenn man aber ausdrücklich darauf angesprochen<br />

wird, kommt man in Verlegenheit. Was also zeichnet<br />

Netzwerke aus? Was unterscheidet sie von anderen<br />

gesellschaftlichen Organisationsformen? Was sind<br />

die Vorteile ihrer Funktionsweise, wo liegen ihre Nachteile?<br />

Was kann man tun, um sie zu steuern?<br />

Die Anwendungsgebiete des Netzwerkbegriffs sind<br />

heute geradezu uferlos: Vom technischen Netzwerk<br />

bis zum Verbrechernetzwerk reicht die Spannbreite.<br />

Mir geht vor allem um soziale und politische Netzwerke<br />

der Zivilgesellschaft, die mit starken Potenzialen<br />

des bürgerschaftlichen Engagements ausgestattet<br />

sind, sich demokratische Spielregeln geben und<br />

um eine transparente Arbeitsweise bemühen. Sie<br />

sind insofern ein besonderer Typ, als sie die privaten<br />

Sphären der Lebenswelt mit der politischen Sphäre<br />

der Öffentlichkeit und der sozialen Sphäre der Solidarität<br />

verknüpfen.<br />

Ich möchte die Aufgabe, die mir gestellt wurde, in<br />

vier Schritten angehen. Erstens möchte ich nach den<br />

allgemeinen Eigenschaften von Netzwerke fragen,<br />

um mich dann zweitens den charakteristischen Eigenschaften<br />

zivilgesellschaftlicher Netzwerke zuzuwenden.<br />

Drittens werde ich auf einige Eigenschaften<br />

und Probleme der Netzwerkarchitektur eingehen,<br />

um mich schließlich, viertens, mit den Aufgaben des<br />

Netzwerkmanagements zu beschäftigen. Ich werde<br />

immer wieder Bezüge zum inhaltlichen Thema der<br />

Integrationsförderung herstellen. Es wird aber bei Andeutungen<br />

bleiben, von denen ich hoffe, dass sie in<br />

den folgenden Diskussionen dieser Tagung aufgegriffen<br />

werden.<br />

Was sind Netzwerke?<br />

Netzwerke sollten auf Vertrauen beruhen, sie verlangten<br />

nach einer Kommunikation auf Augenhöhe<br />

und benötigten ein Management. Man sollte daher<br />

erst einmal klein anfangen, bevor man sich überfor-<br />

BBE - Dokumentation 17

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