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Integrationsförderung durch Migrantenorganisationen

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Arbeitsgruppen 1 - 9<br />

So beschloss 2004 der Vorstand des KJR Rems-<br />

Murr, im KJR ein aktiver Prozess der interkulturellen<br />

Öffnung zu starten.<br />

Nach dem Vorstandsbeschluss war klar, dass das<br />

Thema im KJR nur eine Chance hat, wenn auch<br />

die Mitgliedsverbände den Vorstoß unterstützen.<br />

In einer Mitgliederversammlung wurde das Thema<br />

interkulturelle Öffnung ausgiebig diskutiert. In der<br />

Diskussion wurde deutlich, dass die Einbindung<br />

von neuen Vereinen immer auch eine Neuverteilung<br />

von Ressourcen bedeutet. Die Mitgliedsverbände<br />

haben sich dem Thema gegenüber sehr<br />

offen gezeigt und der interkulturellen Öffnung des<br />

KJR zugestimmt.<br />

Der nächste Schritt war für den KJR ein interkultureller<br />

Selbstcheck. Durch einen solchen Test kann bestimmt<br />

werden, wie weit fortgeschritten die interkulturelle<br />

Öffnung eines Vereins bzw. einer Organisation<br />

bereits ist.<br />

Die wichtigsten Fragen für den KJR Rems-Murr waren:<br />

• Gibt es im Vorstand Menschen mit Migrationshintergrund?<br />

• Gibt es MO als Mitgliedsverbände?<br />

• Gibt es in der Geschäftsstelle Menschen mit Migrationshintergrund?<br />

• Sind in den Mitgliedsverbänden Menschen mit Migrationshintergrund<br />

als Mitglieder?<br />

• Nehmen interkulturelle Themen/Projekte Raum in<br />

der täglichen Arbeit der KJR Geschäftsstelle ein?<br />

• Gibt es in der Satzung strukturelle Hemmnisse, die<br />

die Mitgliedschaft von Migrantenselbstorganisationen<br />

erschweren?<br />

Das Ergebnis des Selbstchecks war ernüchternd:<br />

Lediglich ein Vorstand hatte einen Migrationshintergrund<br />

und die Satzung zeigte keine großen strukturellen<br />

Hemmnisse auf.<br />

In der Phase II entwickelte der KJR direkte Projekte<br />

wie das Tur-Key Camp, ein gesellschaftlich-politisches<br />

Seminar in Kooperation mit türkischstämmigen<br />

Vereinen als auch die die Einbindung von<br />

Vereinen und Organisationen in die vorhandenen<br />

Strukturen. Wichtig war dabei eine umfassende<br />

und zeitintensive Netzwerkarbeit. Zudem hatte der<br />

KJR ein glückliches Händchen bei der Akquise von<br />

Fördergeldern, und so konnte die interkulturelle<br />

Öffnung u.a. mit Hilfe des Programmes „Vielfalt tut<br />

gut“ massiv vorangetrieben werden. Über interkulturelle<br />

Foren brachte man in verschiedenen Städten<br />

des Landkreises Multiplikatoren an einen Tisch<br />

und es wurden lokale Integrationspläne in diesen<br />

Kommunen erarbeitet.<br />

In Phase III sind wir momentan dabei, mit Hilfe eines<br />

neuen Projektes den Aufbau von qualifizierter verbandlichen<br />

Jugendarbeit in türkischstämmigen MO zu forcieren.<br />

Wichtige Partner sind dabei die Ditib Vereine.<br />

In einem erneuten Selbstcheck kamen wir zum Ergebnis,<br />

dass interkulturelles Denken nun Querschnittsthema<br />

beim KJR geworden ist und ein Einstieg war<br />

in das weite Feld Diversity. Nun weisen immerhin zwei<br />

Vorstände des KJR einen Migrationshintergrund auf<br />

und wir beschäftigen einige Migrant/innen. Mit dem<br />

griechischen Tanzverein und der Ditib wurden zwei<br />

Mitgliedsverbände gewonnen. Zudem vermittelten wir<br />

Kontakte zu Stadtjugendringen, wo nun auch teilweise<br />

MOs dort Mitglied geworden sind. Durch unsere<br />

intensive Arbeit sind wir Ansprechpartner für das<br />

Thema Interkultur geworden und entwickelten beispielsweise<br />

den Integrationsplan der Stadt Murrhardt<br />

mit.<br />

Zum Schluss will ich noch auf ein paar Hürden, die wir<br />

nehmen mussten, hinweisen. Ohne die zusätzlichen<br />

Gelder und Personal wäre dieser Prozess nicht denkbar<br />

gewesen.<br />

Gerade bei der Ansprache an Jugendliche muss man<br />

immer bedenken, dass sich die bisherige Arbeit der<br />

Jugendverbände hauptsächlich an Gymnasiast/innen<br />

richtet. Da dort – leider immer noch – Jugendliche mit<br />

Migrationsgeschichte sehr selten anzutreffen sind,<br />

müssen die Vereine die Formen und Wege der Ansprache<br />

ändern. Wir sehen das als Chance: So kommen<br />

generell Jugendliche in den Fokus, welche in der<br />

Vergangenheit von den Verbänden eher übersehen<br />

wurden.<br />

Schließlich ist nicht jede Kooperation frei von ideologischen<br />

Verwicklungen: So musste die Kooperation<br />

mit einem Verein, welcher der „Förderation der<br />

der türkisch-demokratischen Idealistenvereine in<br />

Deutschland“, einem latent faschistischen Dachverband,<br />

angehörte, eingestellt werden. Letztendlich<br />

sind das aber Vorgänge, wie wir sie aus der Verbandsarbeit<br />

beispielsweise von manchen freikirchlichen<br />

Gruppierungen auch kennen.<br />

Ergebnisse<br />

Birgit Jagusch (IDA e. V.)<br />

Die Arbeitsgruppe widmete sich einem spezifischen<br />

Bereich der Netzwerkarbeit: Wie kann im<br />

BBE - Dokumentation 49

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