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Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

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A<strong>ch</strong>ter Brief<br />

An Herrn Professor Berling<br />

zu Lund in S<strong>ch</strong>onen in S<strong>ch</strong>weden<br />

Carlsruhe 9. Juni 1816<br />

Mein theuerster innig geliebter Freund und Bruder!<br />

I<strong>ch</strong> habe Ihren lieben Brief vom 21sten März ri<strong>ch</strong>tig erhalten,<br />

aber i<strong>ch</strong> kann Ihnen leider darauf ni<strong>ch</strong>t viel antworten; denn meine<br />

Kräfte sind ers<strong>ch</strong>öpft: i<strong>ch</strong> bin seit verwi<strong>ch</strong>enen Herbst sehr<br />

s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> geworden; i<strong>ch</strong> konnte man<strong>ch</strong>en Tag gar ni<strong>ch</strong>t, und die übrigen<br />

ein paar Stunden arbeiten, daher sind der angekommenen<br />

Briefe, die no<strong>ch</strong> zu beantworten sind, so viel, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> überall<br />

kurz fassen muss, denn i<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te do<strong>ch</strong> gern die S<strong>ch</strong>riften, die i<strong>ch</strong><br />

bisher herausgegeben habe, so lang fortsetzen, als es mir mögli<strong>ch</strong><br />

ist 21 .<br />

Was Sie mir von Versu<strong>ch</strong>ungen, Anfe<strong>ch</strong>tungen und sinnli<strong>ch</strong>en<br />

Reitzen s<strong>ch</strong>reiben das ist ja unser aller, ja aller wahren Christen<br />

tägli<strong>ch</strong>e Klage. Aller Kampf dagegen, aus eigenen Kräften, ist ganz<br />

und gar vergebli<strong>ch</strong>. Nur der Heilige Geist kann, will und soll das<br />

dur<strong>ch</strong> seine kraftbringende Gnade; damit Er aber das können möge,<br />

weil Er den freien Willen des Mens<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t zwingt, so müssen<br />

wir von ganzem Herzen von allen jenen Lieblingssünden und Reitzen<br />

frey sein wollen, und unaufhörli<strong>ch</strong> um Kraft und Gnade bäten,<br />

und flehen, dass uns der Herr für Versu<strong>ch</strong>ungen bewahren und uns<br />

daraus erretten wolle. Fühlen wir aber Kraft, so müssen wir dann<br />

freyli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> unverzügli<strong>ch</strong> diese Kraft anwenden. Freyli<strong>ch</strong> können<br />

wir ohne Ihn ni<strong>ch</strong>ts thun. Aber wenn Er nun thut, so müssen wir<br />

die Hände ni<strong>ch</strong>t in den S<strong>ch</strong>oß legen oder Ihn gar hindern, sondern<br />

uns dur<strong>ch</strong> seine Kraft mutig dur<strong>ch</strong>kämpfen. Weise und heilig ist<br />

die Führung des Herrn, Er lässt uns oft strau<strong>ch</strong>eln und fallen, da-<br />

21<br />

Jung-Stilling teilt hier in wenigen bewundernswert nü<strong>ch</strong>ternen und sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Worten mit, dass er alt und kränkli<strong>ch</strong> geworden sei, aber denno<strong>ch</strong> bis zu seinem<br />

Tode seine Pfli<strong>ch</strong>t tun wolle.<br />

OFFENE TORE 3/10<br />

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