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Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

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S<strong>ch</strong>öpfung ist. Da die grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Worte des Grundtextes »en ar<strong>ch</strong>e«<br />

lauten, weise i<strong>ch</strong> darauf hin, dass das Hauptproblem der vorsokratis<strong>ch</strong>en<br />

Philosophie »die Frage na<strong>ch</strong> der Ar<strong>ch</strong>e oder dem Prinzip<br />

aller Dinge« bildete 74 .<br />

Vers 1: »ho lógos«. Logos bedeutet Wort. Weil Logos maskulin<br />

ist, das deuts<strong>ch</strong>e Äquivalent »Wort« hingegen sä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, habe i<strong>ch</strong> in<br />

der Übersetzung Logos vorgezogen. Denn gewiss soll die männli<strong>ch</strong>e<br />

Form das Auftreten Jesu Christi vorbereiten. Zur Bedeutung<br />

des johanneis<strong>ch</strong>en Logos: Swedenborg: »›Das Wort‹ war das Göttli<strong>ch</strong>-Wahre<br />

und somit der Herr selbst hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Göttli<strong>ch</strong>-<br />

Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en (›Verbum‹ erat Divinum Verum, ita Ipse Dominus<br />

quoad Divinum Humanum)« (HG 3195). Na<strong>ch</strong> Lorber hat Logos die<br />

Bedeutung »das Li<strong>ch</strong>t (der große heilige S<strong>ch</strong>öpfungsgedanke, die<br />

wesenhafte Idee)« (GEJ 1,1,6). Na<strong>ch</strong> GS 1,51,23 verhalten si<strong>ch</strong><br />

»Gott und das Wort« wie »Vater und Sohn« oder »Liebe und Weisheit«.<br />

Rael empfing in Ägypten die Weissagung: »Der Geist der<br />

Weisheit steigt hernieder, gesandt von der ewigen Liebe, und wird<br />

austreuen das hellste Li<strong>ch</strong>t.« (GEJ 11,20,13). Die »stärksten sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Parallelen« des johanneis<strong>ch</strong>en Logosbegriffs liegen »in der<br />

jüdis<strong>ch</strong>en Weisheitsspekulation« (S<strong>ch</strong>nackenburg 1,257). »Der joh.<br />

Logos hat dieselben Charakteristika und lädt dasselbe S<strong>ch</strong>icksal<br />

auf si<strong>ch</strong> wie die personifizierte Weisheit. Wer die fünf grossen<br />

Haupttexte Prov 8,22-31, Hi 28, Bar 3,9-4,4, Sir 24 und Sap 6-9<br />

kennt, dem springen die Ähnli<strong>ch</strong>keiten ins Auge.« (Zumstein 89f.).<br />

Gerade vor diesem geistesges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Hintergrund fällt jedo<strong>ch</strong><br />

auf, dass der Evangelist ni<strong>ch</strong>t »Weisheit« (he sophia), sondern<br />

»Wort« (ho logos) verwendet. Gründe für die Wahl des Logostitel<br />

sind »vor allem die Bedeutung des ›Wortes Gottes‹ in der Bibel und<br />

die Verwendung der (absoluten) Logos-Bezei<strong>ch</strong>nung im jüdis<strong>ch</strong>en<br />

Hellenismus (vgl. Philo). Hinzukommen mag der einfa<strong>ch</strong>e Grund,<br />

daß dem Evangelisten (bzw. dem Hymnendi<strong>ch</strong>ter) der männli<strong>ch</strong>e<br />

74<br />

Johannes Hirs<strong>ch</strong>berger, Kleine Philosophieges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, 1992, 14.<br />

OFFENE TORE 3/10<br />

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