Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
und flü<strong>ch</strong>tigen Wesens, bei übertriebener Gutmütigkeit«. Er steckte<br />
ihn in ein ökonomis<strong>ch</strong>es Institut in der Pfalz. Wir wissen aus<br />
man<strong>ch</strong>en Briefen Johann Heinri<strong>ch</strong> Jung-Stillings, daß er seinen<br />
Sohn Fritz sehr liebte und ständig um dessen Wohlergehen und berufli<strong>ch</strong>es<br />
Gedeihen besorgt war. Es muß ihm sehr s<strong>ch</strong>wer geworden<br />
sein, diesen S<strong>ch</strong>ritt gehen zu müssen.<br />
Im Jahr darauf, am 22. März 1817, starb Frau Elise Jung. Jung-<br />
Stilling selbst fühlte s<strong>ch</strong>on seit einiger Zeit, dass es mit seinen<br />
Kräften und mit seiner Gesundheit bergab ging und hatte dies au<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>on mehrfa<strong>ch</strong> in Briefen an seine Freunde mitgeteilt. Etwa 14<br />
Tage na<strong>ch</strong> dem Hins<strong>ch</strong>eiden seiner Frau, am 2. April 1817, versammelte<br />
er morgens seine Kinder an seinem Bett. Sie knien nieder<br />
und empfangen das Abendmahl. Der Greis spri<strong>ch</strong>t selbst ein Gebet<br />
und au<strong>ch</strong> die Worte der Einsetzung. Wenige Stunden dana<strong>ch</strong> stirbt<br />
Johann Heinri<strong>ch</strong> Jung-Stilling friedli<strong>ch</strong> im Kreise der Familie. Er<br />
verließ diese Welt so in Frieden und ganz na<strong>ch</strong> seiner Vorstellung<br />
in Übereinstimmung mit seinen Worten: Selig sind die das Heimweh<br />
haben, denn sie sollen na<strong>ch</strong> Haus kommen!<br />
Nun war Friedri<strong>ch</strong> verwaist, hätte aber no<strong>ch</strong> einer Führung bedurft.<br />
Da nahm si<strong>ch</strong> überras<strong>ch</strong>end Zar Alexander I. des jungen<br />
Mannes an, vermutli<strong>ch</strong> von Freunden der Familie über die Notwendigkeit<br />
einer Fürsorge für Friedri<strong>ch</strong> unterri<strong>ch</strong>tet. Der Zar holte<br />
Friedri<strong>ch</strong> an seinen Hof na<strong>ch</strong> Petersburg. S<strong>ch</strong>on mit 23 Jahren wurde<br />
Friedri<strong>ch</strong> in den Rang eines russis<strong>ch</strong>en Kollegien-Assessors berufen<br />
und erhielt den erbli<strong>ch</strong>en Adelstitel. Na<strong>ch</strong> der mündli<strong>ch</strong>en<br />
Überlieferung in der Familie derer »von Stilling« und na<strong>ch</strong> den<br />
Aufzei<strong>ch</strong>nungen der Diakonissen-Oberin Elisabeth von Engelhardt<br />
56 soll der Zar beabsi<strong>ch</strong>tigt haben, Friedri<strong>ch</strong> mit einer russis<strong>ch</strong>en<br />
Adeligen zu vermählen. Dazu hätte dieser allerdings zum orthodoxen<br />
Glauben konvertieren müssen, was er abgelehnt habe.<br />
Daher habe man ihn als Postmeister zunä<strong>ch</strong>st na<strong>ch</strong> Mitau und<br />
56<br />
Siehe Fußnote 45.<br />
OFFENE TORE 3/10<br />
177