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Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

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Au<strong>ch</strong> ein Ar<strong>ch</strong>imandrit namens Fotij, ein religiöser Eiferer,<br />

s<strong>ch</strong>lug in dieselbe Kerbe und verdammte die Mystizismen, die<br />

na<strong>ch</strong> seiner Meinung von Jung-Stilling vertreten wurden. Er verband<br />

sein Urteil mit einem s<strong>ch</strong>arfen Angriff auf die russis<strong>ch</strong>e Bibelgesells<strong>ch</strong>aft<br />

und auf Golicyn. Fotij ri<strong>ch</strong>tete –mittlerweile s<strong>ch</strong>rieb<br />

man s<strong>ch</strong>on 1824 - einen Brief an den Zaren, in dem er die Bibelgesells<strong>ch</strong>aft<br />

anklagte, eine ganze Reihe von »Lügenpropheten«, darunter<br />

au<strong>ch</strong> Jung-Stilling, zu s<strong>ch</strong>ützen und sogar zu fördern. Besonders<br />

stark muss Fotij au<strong>ch</strong> die Frau von Krüdener gehasst haben.<br />

Es kam zu einem Zusammentreffen von Fotij mit Golicyn, wobei Fotij<br />

diesen mit pathetis<strong>ch</strong>em Gehabe aufforderte, von seinem un<strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en<br />

Tun abzulassen. Den Zaren forderte er gar auf, Golicyn<br />

zu entlassen, das Ministerium für geistli<strong>ch</strong>e Angelegenheiten und<br />

die Bibelgesells<strong>ch</strong>aft aufzulösen und den alten Synod wieder einzuführen.<br />

Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gab der Zar diesen Vors<strong>ch</strong>lägen und Wüns<strong>ch</strong>en<br />

weitgehend na<strong>ch</strong>. Das Ministerium für kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Angelegenheiten<br />

wurde aufgelöst, Fürst Golicyn wurde entlassen und au<strong>ch</strong> die russis<strong>ch</strong>e<br />

Bibelgesells<strong>ch</strong>aft vers<strong>ch</strong>wand zwei Jahre später sang- und<br />

klanglos von de Bildflä<strong>ch</strong>e. Für eins<strong>ch</strong>lägige verbleibende Fragen<br />

wurde das Ministerium für Volksaufklärung unter Admiral S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>kow<br />

52 zuständig. Dieser s<strong>ch</strong>ilderte 1824 dem Zaren die Gefährli<strong>ch</strong>keit<br />

der »s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>er« mit drastis<strong>ch</strong>en Worten: »Unterdes<br />

bleiben die Bü<strong>ch</strong>er, die den Unglauben und Zerstörung säen, im<br />

Druck und öffentli<strong>ch</strong>en Verkauf. Die Geistli<strong>ch</strong>keit weiß von ihnen,<br />

und sie s<strong>ch</strong>weigt ni<strong>ch</strong>t nur dazu und versu<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t, dieses Übel<br />

abzuwenden, sondern viele der neuerzogenen Geistli<strong>ch</strong>en befürworten<br />

sie no<strong>ch</strong> unter der Maske des Glaubens … die Bü<strong>ch</strong>er, die zu<br />

Tausenden in den Lehranstalten und dur<strong>ch</strong> die ganze Weite Russlands<br />

verbreitet worden sind, sind s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> und gefährli<strong>ch</strong>«. In einer<br />

Liste ers<strong>ch</strong>einen dann die »s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>er«, wobei Jung-<br />

52<br />

Admiral S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>kow s<strong>ch</strong>rieb ein zweibändiges Bu<strong>ch</strong> mit dem Titel. »Aufzei<strong>ch</strong>nungen,<br />

Meinungen und Briefwe<strong>ch</strong>sel«. Er war ein strenger Gegner des Mystizismus.<br />

OFFENE TORE 3/10<br />

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