08.05.2014 Aufrufe

Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

werke an! Grundlegend ist das Li<strong>ch</strong>t. In der S<strong>ch</strong>öpfungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

ist es das Werk des ersten und (in Gestalt der Li<strong>ch</strong>tkörper) au<strong>ch</strong><br />

des vierten Tages. Auffallend ist, dass es rein nur das Ergebnis eines<br />

Spre<strong>ch</strong>aktes ist; der sog. Tatberi<strong>ch</strong>t fehlt beim Li<strong>ch</strong>t. Au<strong>ch</strong> im<br />

Prolog spielt das Li<strong>ch</strong>t eine zentrale, tragende Rolle. Und es ist<br />

praktis<strong>ch</strong> mit dem Logos identis<strong>ch</strong>, denn es heißt: »Er (der Logos)<br />

war das wahre Li<strong>ch</strong>t« (Joh 1,9; vgl. au<strong>ch</strong> Joh 1,4 und Joh 8,12).<br />

Wenn man denno<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Logos und Li<strong>ch</strong>t differenzieren will,<br />

dann wird man wohl sagen können: Das Li<strong>ch</strong>t ist die Ers<strong>ch</strong>einungsform<br />

des Logos. Im S<strong>ch</strong>öpfungsberi<strong>ch</strong>t wird zwis<strong>ch</strong>en dem Li<strong>ch</strong>t<br />

des ersten und dem des vierten Tages unters<strong>ch</strong>ieden. Erst das<br />

Li<strong>ch</strong>t des vierten Tages bringt das Leben hervor, weil es das Ers<strong>ch</strong>einen<br />

des Göttli<strong>ch</strong>en ist; Sonne, Mond und Sterne stehen im Alten<br />

Orient für Götter. So gesehen ist das Li<strong>ch</strong>t des ersten Tages ein<br />

Vorbote der Theophanie. Im Prolog könnte dieses Verhältnis dur<strong>ch</strong><br />

Johannes den Täufer, der vom Li<strong>ch</strong>t zeugen sollte, ohne selbst das<br />

wahre Li<strong>ch</strong>t zu sein (Joh 1,7f.), und dem Logos, dem wahren Li<strong>ch</strong>t,<br />

dargestellt sein. Au<strong>ch</strong> die Unters<strong>ch</strong>eidung von Li<strong>ch</strong>t und Finsternis<br />

tau<strong>ch</strong>t im Prolog auf. Der S<strong>ch</strong>öpfungsberi<strong>ch</strong>t zielt auf den Mens<strong>ch</strong>en,<br />

der das Bild Gottes ist. Der Prolog thematisiert die Geburt<br />

der Kinder Gottes (Joh 1,12f.). Außerdem wird Jesus Christus als<br />

der Interpret des unsi<strong>ch</strong>tbaren Gottes im Kosmos eingeführt (Joh<br />

1,18). Es liegt auf der Linie dieser johanneis<strong>ch</strong>en Theologie, wenn<br />

Jesus bei Paulus das »Bild Gottes« (2Kor 4,4) oder im Kolosserbrief<br />

das »Bild des unsi<strong>ch</strong>tbaren Gottes« (Kol 1,15) genannt wird.<br />

»Himmel und Erde« (Gen 1,1) sind im Prolog als Kosmos gegenwärtig.<br />

Es passt in dieses Bild, dass Mose und Christus gegenübergestellt<br />

werden (Joh 1,17).<br />

Bei allen Parellelen zwis<strong>ch</strong>en der S<strong>ch</strong>öpfungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und<br />

dem Prolog besteht aber au<strong>ch</strong> ein fundamentaler Unters<strong>ch</strong>ied. In<br />

der ersten S<strong>ch</strong>öpfung stehen si<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>öpfer und S<strong>ch</strong>öpfung gegenüber.<br />

Demgegenüber zeigt die Fleis<strong>ch</strong>werdung des Logos, dass die<br />

zweite S<strong>ch</strong>öpfung dur<strong>ch</strong> das Hineingehen des S<strong>ch</strong>öpfers in die erste<br />

OFFENE TORE 3/10<br />

183

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!