08.05.2014 Aufrufe

Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

Offene Tore 3 / 2010 - Orah.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Akkorden irgendein s<strong>ch</strong>önes geistli<strong>ch</strong>es Lied, das die reinen und<br />

fris<strong>ch</strong>en Stimmen seiner Kinder sangen. Mein Herz wurde weit<br />

dur<strong>ch</strong> die Töne, die voller Liebe zu Gott und Dankbarkeit waren«.<br />

Roxandra Stourdza unterhielt si<strong>ch</strong> oft mit dem Zaren über Jung-<br />

Stilling. Sie beri<strong>ch</strong>tet in ihren Memoiren darüber: »Dann fragte der<br />

Zar mi<strong>ch</strong> über Jung-Stilling aus. I<strong>ch</strong> spra<strong>ch</strong> von ihm mit herzli<strong>ch</strong>er<br />

Anteilnahe, was uns Veranlassung gab, einander unsere Ansi<strong>ch</strong>ten<br />

über Religion mitzuteilen. Wie viele unserer Zeitgenossen fühlten<br />

wir die Notwendigkeit eines positiven Glaubens, dem aber die Unduldsamkeit<br />

fremd ist und der alle Lage des Lebens anspri<strong>ch</strong>t«.<br />

Der Zar reagierte – für einen so mä<strong>ch</strong>tigen Mann – re<strong>ch</strong>t<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> und beri<strong>ch</strong>tet mit ganz einfa<strong>ch</strong>en Worten darüber:<br />

»Heute früh sah i<strong>ch</strong> Jung-Stilling. Wir verständigten uns, wie wir<br />

konnten, deuts<strong>ch</strong> und französis<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong> verstand i<strong>ch</strong>, dass Sie (Roxandra)<br />

mit ihm einen unauflösli<strong>ch</strong>en Bund im Namen der Liebe<br />

und Barmherzigkeit ges<strong>ch</strong>lossen haben. I<strong>ch</strong> bat ihn, mi<strong>ch</strong> als dritten<br />

aufzunehmen, und wir s<strong>ch</strong>üttelten einander darauf die Hände«.<br />

Über den Zaren s<strong>ch</strong>reibt Roxandra Stourdza wenig später in einem<br />

an Stilling geri<strong>ch</strong>teten Brief aus Petersburg: »Unser kaiserli<strong>ch</strong>er<br />

Führer fährt fort, auf dem Wege des Herrn Herr zu wandeln. Er<br />

führt ein sehr zurückgezogenes und vorbildli<strong>ch</strong>es Leben und trägt<br />

mit Geduld die Dornen, mit denen seine Krone verziert ist. I<strong>ch</strong> hoffe,<br />

dass Gott ihn segnen und ihn erleu<strong>ch</strong>ten wird auf seiner Laufbahn,<br />

deren Unzahl von S<strong>ch</strong>wierigkeiten Sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorstellen<br />

können 36 «.<br />

Der Zar hat si<strong>ch</strong> offenbar in diesen Jahren mehrfa<strong>ch</strong> mit Jung-<br />

Stilling getroffen. Über eine Begegnung der beiden Männer, die im<br />

Jahre 1814 in Bru<strong>ch</strong>sal stattfand, hat Jung-Stilling 1815 in seiner<br />

Zeits<strong>ch</strong>rift »Der graue Mann« beri<strong>ch</strong>tet: »Daß i<strong>ch</strong> im verwi<strong>ch</strong>enen<br />

36<br />

In der Tat sind viele russis<strong>ch</strong>e Zaren ermordet worden. Au<strong>ch</strong> Alexander I. fühlte<br />

si<strong>ch</strong> oft bedroht Er starb s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> auf einer Reise in Taganrog an einem bis dahin<br />

unbekannten Fieber. Über die genauen Umstände seines Todes wurde aber no<strong>ch</strong><br />

lange gemunkelt und gerätselt.<br />

OFFENE TORE 3/10<br />

165

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!