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S<strong>ch</strong>öpfung verwirkli<strong>ch</strong>t werden soll, indem im Kosmos der Sünde<br />
(Joh 1,29) und somit des Todes (Joh 8,21.24) das Leben zugängli<strong>ch</strong><br />
und errei<strong>ch</strong>bar wird (Joh 5,24). Die neue S<strong>ch</strong>öpfung ist die Lebendigma<strong>ch</strong>ung<br />
der alten. Während in Genesis 1 dem ersten Spre<strong>ch</strong>en<br />
Gottes unmittelbar das Li<strong>ch</strong>t folgt (Gen 1,3), betont der Prolog,<br />
na<strong>ch</strong>dem er den Logos als S<strong>ch</strong>öpfungsmittler vorgestellt hat (Joh<br />
1,3), daß dieser S<strong>ch</strong>öpferlogos zunä<strong>ch</strong>st und vor allem der Ort des<br />
Lebens ist, und erst dieses Leben wird dem Mens<strong>ch</strong>en als das<br />
Li<strong>ch</strong>t (des Lebens, Joh 8,12) si<strong>ch</strong>tbar (Joh 1,4), so daß das Li<strong>ch</strong>t<br />
eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts anderes als die Offenbarungsgestalt des Lebens<br />
ist. Das Leben ist das Innere des Logos, und das Li<strong>ch</strong>t das Äußere,<br />
die Ers<strong>ch</strong>einungsform des lebendigen Logos. Dur<strong>ch</strong> seine Fleis<strong>ch</strong>werdung<br />
steht er seiner S<strong>ch</strong>öpfung ni<strong>ch</strong>t mehr gegenüber, sondern<br />
ist ein Teil derselben geworden. Zuglei<strong>ch</strong> ist damit das Leben in<br />
den Innenraum eines Kosmos eingedrungen, der dem Teufel, dem<br />
Herrs<strong>ch</strong>er dieser Welt (Joh 12,31; 14,30; 16,11), der Sünde und<br />
dem Tod untersteht. Die zweite S<strong>ch</strong>öpfung bekommt von daher lebenss<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>e,<br />
soteriologis<strong>ch</strong>e Qualität, der S<strong>ch</strong>öpferlogos wird<br />
zum »Retter der Welt« (Joh 4,42).<br />
Exegetis<strong>ch</strong>e Notizen zu den einzelnen Versen<br />
Exegetis<strong>ch</strong>e Notizen waren bereits in den Fußnoten zur Übersetzung<br />
des Prologs zu finden. Im Folgenden sind weitere Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />
zu Worten, Versteilen oder Versen lose zusammengestellt.<br />
Es geht mir hier ni<strong>ch</strong>t um eine zusammenhängede Auslegung des<br />
Prologs, sondern um Bausteine für eine sol<strong>ch</strong>e.<br />
Vers 1: »Im Anfang«. Die ersten Worte des Prologs sind, wie<br />
s<strong>ch</strong>on gesagt, »eine klare Anspielung auf Genesis 1,1« (Zumstein<br />
89). »Im Anfang«, die Vulgata hat »in principio«, meint »[i]m Urgrunde,<br />
oder au<strong>ch</strong> in der Grundursa<strong>ch</strong>e (alles Seins)« (GEJ 1,1,6).<br />
Es geht hier also ni<strong>ch</strong>t um den zeitli<strong>ch</strong>en Anfang, sondern um das<br />
Prinzip, das der ganzen S<strong>ch</strong>öpfung zugrunde liegt. Dieses Prinzip<br />
ist das Wort, weswegen die S<strong>ch</strong>öpfung »im Prinzip« eine geistige<br />
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