"Der Yoga-Pfad" von Alice Bailey - libri esoterici
"Der Yoga-Pfad" von Alice Bailey - libri esoterici
"Der Yoga-Pfad" von Alice Bailey - libri esoterici
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
wir mit unserer Seele verbunden sind und <strong>von</strong> ihrem Licht [409] leben, sehen wir die Seele unseres<br />
Bruders, erkennen sein Licht; und unsere Einstellung zu ihm wird eine ganz andere.<br />
Hier finden wir die Erklärung für unsere Begrenzungen. Hierin liegt die Verheissung für unseren Erfolg.<br />
Wenn eine latente Fähigkeit entfaltet wird, erschliesst sie uns eine neue Welt. Wenn die verborgenen<br />
Kräfte der Seele ihren vollen Ausdruck finden, lassen sie uns eine neue Welt erkennen; sie offenbaren<br />
uns einen Gesamtplan des Lebens und einen Seins-Bereich, den wir bisher nicht beachtet haben, weil<br />
wir ihn nicht sehen konnten. Jeder Mensch, der in die Geheimnisse des Daseins eindringen will, muss<br />
darum für sein Suchen und Forschen eine volle Ausrüstung mitbringen; und darum ist es notwendig,<br />
diesen Prozess der Seelenentfaltung weiterzuführen und latente Fähigkeiten zu entwickeln, wenn die<br />
Wahrheit in ihrem ganzen Umfang erkannt werden soll.<br />
18. <strong>Der</strong> Herr des Denkvermögens, der Wahrnehmende, ist sich der ständigen Aktivität der Denksubstanz,<br />
der wirkungserzeugenden Ursache, stets bewusst.<br />
Dieser Leitsatz enthält eine Feststellung, die uns den Schlüssel zur wirkungsvollen und sicheren<br />
Meditation gibt. Das Ego, die Seele, ist es, die meditiert, und ihr Werk ist eine positive Tätigkeit, nicht ein<br />
negativer Zustand. Vieles, was als Meditationsarbeit bezeichnet wird, ist gefährlich und nutzlos, weil<br />
damit nur der Mensch auf der physischen Ebene die Vorherrschaft erreichen will; sein Bemühen richtet<br />
sich nur darauf, das Gehirn zur Ruhe zu bringen. Er versucht, die Gehirnzellen ruhig, negativ und<br />
empfänglich zu machen. Richtige Meditation betrifft jedoch die Seele und das Denken; die<br />
Aufnahmefähigkeit des Gehirns ist eine automatische Reaktion auf den höheren Zustand. Beim Raja<br />
<strong>Yoga</strong> muss daher zuerst der Kontakt mit dem wirklichen Menschen (dem Ego) hergestellt [410] und die<br />
Kraft vorhanden sein, die «Modifikationen des Denkprinzips zu stillen»; erst dann darf das Gehirn aktiv<br />
und empfänglich werden. <strong>Der</strong> Herr des Denkvermögens ist immer wachsam; stets nimmt er die Neigung<br />
der Denksubstanz wahr, auf Kraftströme zu reagieren, die durch Gedanken oder Wünsche erzeugt<br />
werden. Darum beobachtet er jede Kräfte-Ausstrahlung, die <strong>von</strong> ihm ausgeht, und er kontrolliert jeden<br />
Gedanken, jede Regung, so dass nur solche Energieströme und Impulse <strong>von</strong> ihm erzeugt werden, die mit<br />
der ständig im Auge behaltenen Zielsetzung übereinstimmen und den Bestrebungen des Gruppenplanes<br />
entsprechen.<br />
Man darf niemals vergessen, dass alle Egos in Gruppenformationen und unter der direkten Leitung jener<br />
Denker arbeiten, die den göttlichen Gedanken des Logos verkörpern. Jeder Aspirant sollte daher bestrebt<br />
sein, das Gehirnbewusstsein mit jenen Gedanken in Übereinstimmung zu bringen, die ihn über das<br />
Seelenbewusstsein erreichen; dadurch wird sich der göttliche Plan allmählich auf der physischen Ebene<br />
sichtbar auswirken.<br />
Wenn jeder Gottessohn die aktive Denksubstanz, für die er verantwortlich ist, in einen solchen Zustand<br />
bringt, dass sie für göttliche Gedanken empfänglich wird, dann wird der Plan aller Zeiten durchgeführt<br />
und beendet werden. Niemand braucht zu verzagen wegen seiner vermeintlichen Unfähigkeit oder<br />
Geringfügigkeit, denn ein jeder <strong>von</strong> uns ist mit irgendeinem Teil des Planes betraut worden, und wir<br />
müssen ihn durchführen. Ohne unsere Mitarbeit entsteht Verzögerung und Unklarheit. Manchmal<br />
entstehen grosse Schwierigkeiten, wenn ein winzig kleiner Teil eines grossen Mechanismus nicht richtig<br />
funktioniert; oft sind grosse Korrekturen und Regulierungen notwendig, ehe die ganze Maschinerie weiter<br />
[411] arbeiten kann. Im Bereich der menschlichen Zusammenarbeit kann leicht eine ähnliche Situation<br />
eintreten.<br />
Die ständig aktive Denksubstanz kann sowohl auf die vom dreifachen niederen Menschen ausgehenden<br />
niedrigeren Schwingungen, als auch auf die <strong>von</strong> der Seele (dem Mittler zwischen Geist und Materie)<br />
ausgehenden Schwingungen reagieren. Die Seele ist sich dieses Zustandes stets bewusst; der Mensch<br />
auf der physischen Ebene ist dafür blind, oder er wird sich eben erst dieser zweifachen Möglichkeit<br />
bewusst. Die Arbeit des <strong>Yoga</strong>-Aspiranten besteht darin, die Denksubstanz allmählich und immer mehr<br />
unter den Einfluss des höheres Impulses zu bringen und sie der niederen Schwingung zu entziehen, so<br />
dass schliesslich die Reaktionsfähigkeit auf die höhere Schwingung zu einem stabilen Zustand wird, die<br />
Schwingungstätigkeit des niederen Menschen abnimmt und schliesslich ganz aufhört.<br />
19. Da das Denkvermögen erkannt oder wahrgenommen werden kann, ist es offensichtlich, dass es nicht<br />
die Quelle der Erleuchtung sein kann.<br />
Dieser und die beiden folgenden Lehrsprüche gehen in typisch orientalischer Weise an ein sehr<br />
schwieriges Problem heran. Diese Art des Argumentierens ist dem westlichen Denken weniger vertraut.<br />
In den sechs Schulen der Hindu-Philosophie ist das ganze Problem des Ursprungs der Schöpfung und<br />
der Natur des Denkvermögens zergliedert und diskutiert und so vollständig behandelt worden, dass<br />
praktisch alle modernen Denkrichtungen als Weiterentwicklung oder logische Folgeerscheinungen der<br />
verschiedenen Standpunkte der Hindus angesehen werden können. <strong>Der</strong> Schlüssel zu den verschiedenen<br />
Auffassungen über diese beiden Punkte kann vielleicht in den sechs Typen gefunden werden, in die alle<br />
Menschen [412] einzuordnen sind, denn der siebente ist nur die Synthese oder Zusammenfassung aller<br />
anderen.<br />
In den <strong>Yoga</strong>-Lehrsprüchen wird dem Denkvermögen nur die Aufgabe eines Instruments zuerkannt, eines<br />
Mittlers, einer empfindlichen Platte; es registriert entweder das, was <strong>von</strong> oben einströmt, oder das, was