"Der Yoga-Pfad" von Alice Bailey - libri esoterici
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<strong>von</strong> unten her einwirkt. Es hat keine eigene Persönlichkeit, kein eigenes Licht oder Leben, ausser dem,<br />
was aller Substanz innewohnt und daher auch in den Atomen der Denksubstanz zu finden ist. Da diese<br />
Atome sich auf der gleichen Entwicklungsstufe befinden wie die übrige niedere Natur, verstärken sie die<br />
Flut der materiellen Kräfte, welche die Seele gefangen halten wollen, und welche die grosse Illusion<br />
ausmachen.<br />
Das Denkvermögen kann daher in zweifacher Hinsicht erkannt werden: erstens kann es vom Denker, <strong>von</strong><br />
der Seele auf ihrer eigenen Ebene erkannt und erfahren werden, und zweitens kann es als ein Werkzeug<br />
des Menschen auf der physischen Ebene angesehen und erkannt werden. Lange Zeit hindurch wurde<br />
der Mensch das, womit er sich identifizierte, unter Ausschluss des geistigen, wahren Menschen, der<br />
durch einen Kontakt erlebt und erkannt werden kann; erst wenn das Denkvermögen auf den ihm<br />
zukommenden Rang, als Instrument der Erkenntnis zu dienen, verwiesen wurde, gehorchte der niedere<br />
Mensch dem geistigen.<br />
Eine Analogie der physischen Ebene kann hier zum Verständnis beitragen. Das Auge ist eines unserer<br />
Hauptsinnesorgane, wodurch wir uns Kenntnisse aneignen und die Welt sehen und erleben. Wir machen<br />
jedoch nicht den Fehler, das Auge selbst als eine Lichtquelle und als das zu betrachten, was das<br />
Offenbarwerden bewirkt. Wir wissen, dass es ein Instrument ist, welches auf gewisse Lichtschwingungen<br />
reagiert, wodurch gewisse Informationen über die physische [413] Welt an unser Gehirn, die grosse<br />
Aufnahmeplatte auf der physischen Ebene, übermittelt werden. Für die Seele ist das Denkvermögen<br />
ebenfalls ein Auge oder ein Fenster, durch welches Information kommt, aber es ist nicht selbst die Quelle<br />
<strong>von</strong> Licht oder Erleuchtung.<br />
Hier ist folgende Bemerkung interessant: Als das Gehirn und die Denkfähigkeit koordiniert wurden (was<br />
zum erstenmal im lemurischen Zeitalter der Fall war), wurde gleichzeitig auch der Gesichtssinn<br />
entwickelt. Im Verlauf fortschreitender Entwicklung findet eine höhere Koordinierung statt, nämlich das<br />
Einswerden <strong>von</strong> Seele und Denkvermögen. Dann kommt das Organ des subtileren Sehens (das dritte<br />
Auge) in Funktion, und an die Stelle des Denkvermögens, des Gehirns und der beiden Augen, tritt dann<br />
eine andere Dreiheit, nämlich die Seele, das Denkvermögen und das dritte Auge. Das Gehirn ist daher<br />
nicht die Quelle der Erleuchtung, sondern es nimmt das Licht der Seele wahr und erkennt das, was<br />
dieses Licht im Bereich der Seele offenkundig macht. Gleichzeitig entwickelt sich das dritte Auge und<br />
gewährt seinem Besitzer Einblick in die Geheimnisse der subtileren Bereiche der drei Welten, so dass<br />
das Gehirn Erleuchtung, Information und Wissen aus zwei Richtungen erhält: <strong>von</strong> der Seele über das<br />
Denkvermögen, und <strong>von</strong> den feinstofflichen Ebenen in den drei Welten durch das dritte Auge.<br />
Es ist hier zu beachten, dass das dritte Auge in der Hauptsache das Licht erkennen lässt, das im Innern<br />
einer jeden Form göttlicher Manifestation zu finden ist.<br />
20. Auch kann es nicht zwei Objekte gleichzeitig erkennen, sich selbst und das, was ausserhalb seiner<br />
selbst liegt.<br />
Keine der Körperhüllen, durch welche die Seele wirkt, besitzt Selbsterkenntnis; sie sind nur Instrumente<br />
und Mittel, um Wissen zu erlangen und Erfahrungen des Lebens zu gewinnen. Das [414] Denkvermögen<br />
erkennt sich nicht selbst, denn das würde Selbstbewusstheit voraussetzen. Da es kein individuelles<br />
Bewusstsein hat, kann es nicht sagen: «Das bin ich selbst, und das liegt ausserhalb meiner selbst, und<br />
folglich bin ich das nicht». Es ist lediglich ein zusätzlicher Sinn, durch den Information erlangt und ein<br />
weiteres Wissensgebiet erschlossen wird. Es ist, wie schon gesagt, lediglich ein Instrument, das für eine<br />
zweifache Funktion geeignet ist: es registriert Kontakte aus einer <strong>von</strong> zwei Richtungen, und es übermittelt<br />
das Wissen <strong>von</strong> der Seele zum Gehirn, oder vom niederen Menschen zur Seele. Darüber muss meditiert<br />
werden; das ganze Bemühen muss dahin gehen, dieses Instrument in einen solchen Zustand zu bringen,<br />
dass man den grösstmöglichen Nutzen aus seinem Gebrauch ziehen kann. Das ist es, was die drei<br />
letzten <strong>Yoga</strong>mittel erreichen wollen. Da dieses Thema schon vorher ausführlich behandelt worden ist, ist<br />
es nicht nötig, hier näher darauf einzugehen.<br />
21. Wenn man annähme, dass ein Denkvermögen (Chitta) <strong>von</strong> einem anderen Denkvermögen<br />
wahrgenommen oder erkannt wird, dann ergäbe sich zwangsläufig die Folgerung, dass es unendlich viele<br />
Erkennende geben muss. Die Aufeinanderfolge der Reaktionen im Gedächtnis würde zu unendlicher<br />
Verwirrung führen.<br />
Eine der Erklärungen für die Funktionen des Denkens ist die Behauptung, dass es die Fähigkeit habe,<br />
sich <strong>von</strong> sich selbst zu distanzieren und sich als etwas Abgesondertes zu sehen. Auf diese Weise würde<br />
es zu einem Durcheinander <strong>von</strong> getrennten Teilen werden, die keine Beziehung zueinander hätten, und<br />
das müsste logischerweise zu einem chaotischen Zustand führen. Eine solche Behauptung ist deshalb<br />
entstanden, weil sich die Philosophen der alten Schule weigern, die Möglichkeit zuzugeben, dass es eine<br />
ausserhalb des Denkens [415] bestehende Wesenheit gibt, die das Denkvermögen nur als Mittel zur<br />
Erwerbung <strong>von</strong> Wissen benutzt. Das Problem hat sich zum grossen Teil aus der Tatsache ergeben, dass<br />
dieser Denker solange nicht erkannt werden kann, ehe nicht das Denken entwickelt ist. Er kann vom<br />
Mystiker und Gottergebenen erahnt und erfühlt werden, aber ein Wissen um ihn (in der gewöhnlichen<br />
Bedeutung des Wortes) ist erst dann möglich, wenn das Instrument des Erkennens, die Denkfähigkeit,<br />
entwickelt ist. Hier ist der Punkt, wo das Wissen des Ostens ergänzend hinzukommt und die