Schweizer Tierschutzstrafpraxis 2012 - Stiftung für das Tier im Recht
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ee) Wallis<br />
Obwohl aus dem Kanton Wallis mit neun beinahe 28-mal weniger Fälle vorliegen als aus St. Gallen<br />
oder Bern, stellen die neun Entscheide des Berichtsjahres, gleich wie bereits die sechs <strong>im</strong><br />
Vorjahr geführten Verfahren, wiederum einen Höchstwert dar. Sie machen ein Viertel aller seit<br />
1982 <strong>im</strong> Wallis in <strong>Tier</strong>schutzstrafsachen ergangenen Fälle aus. Es ist erfreulich, <strong>das</strong>s sich die<br />
<strong><strong>Tier</strong>schutzstrafpraxis</strong> <strong>im</strong> Wallis – wenn auch in kleinen Schritten – verbessert.<br />
c) Konstant schlechtes Niveau in der Innerschweiz und <strong>im</strong> Kanton Genf<br />
aa) Innerschweiz<br />
Obwohl die Fallzahlen in Glarus, Nidwalden und Uri <strong>2012</strong> <strong>im</strong> Vergleich zum Vorjahr zwar angestiegen<br />
sind (in Glarus von vier auf fünf, in Nidwalden von eins auf vier, in Uri von drei auf<br />
sechs) 27 , weisen die drei Kantone <strong>2012</strong> nach Genf, wo lediglich drei Verfahren durchgeführt wurden,<br />
die schlechtesten Werte auf. Sie alle gehören seit Beginn der jährlichen TIR-Analyse zu den<br />
"Bad Guys". So liegen die Höchstwerte bei Nidwalden bei vier (<strong>2012</strong>), bei Glarus bei fünf (<strong>2012</strong>)<br />
und bei Uri bei sechs (<strong>2012</strong>) Fällen. Das sind rund 64- bzw. 51- bzw. 42-mal weniger als der bislang<br />
in einem Kanton verzeichnete Höchstwert von 254 Verfahren (Bern 2011). Trotz der Zunahme<br />
der Fallzahlen muss der strafrechtliche <strong>Tier</strong>schutzvollzug hier somit als klar unzureichend<br />
bezeichnet werden. Ein eigentliches System, nach dem <strong>Tier</strong>quälereien und andere <strong>Tier</strong>schutzwidrigkeiten<br />
verfolgt werden, ist in den genannten Kantonen nicht zu erkennen.<br />
Zu einem deutlichen kontinuierlichen Anstieg an geführten Verfahren kam es lediglich in einem<br />
der Urkantone: Im Kanton Schwyz stieg die Entscheidzahl von sieben (2009) über 16 (2010) und<br />
20 (2011) auf schliesslich 24 <strong>im</strong> Jahr <strong>2012</strong>. Die seit 2011 von der Staats- und der Oberstaatsanwaltschaft<br />
angestrebte Harmonisierung und Verbesserung der Strafrechtspraxis gibt zudem<br />
Anlass zur Hoffnung, <strong>das</strong>s sich der strafrechtliche <strong>Tier</strong>schutzvollzug auch weiterhin positiv entwickeln<br />
wird.<br />
Über die Gründe <strong>für</strong> die tiefen Fallzahlen aus der Innerschweiz kann letztlich nur spekuliert werden.<br />
Es gibt jedenfalls keinerlei Anhaltspunkte da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s in den betreffenden Kantonen generell<br />
ein besserer Umgang mit den <strong>Tier</strong>en gepflegt und tatsächlich seltener gegen die <strong>Tier</strong>schutzgesetzgebung<br />
verstossen wird 28 . Ob die zuständigen Gerichte und Untersuchungsbehörden <strong>das</strong><br />
<strong>Tier</strong>schutzrecht zu wenig konsequent anwenden und entsprechende Verstösse entgegen ihres<br />
Offizialdeliktscharakters nicht von Amtes wegen verfolgen oder ob sie der Mitteilungsverordnung<br />
an <strong>das</strong> BVET nicht nachkommen, lässt sich nicht abschliessend beurteilen.<br />
27 Die Funktion der kantonalen Veterinärbehörde wird in Uri und Nidwalden (wie auch in Obwalden und Schwyz) vom<br />
Laboratorium der Urkantone (LdU) wahrgenommen, <strong>das</strong> unter der Leitung und Verantwortung des Schwyzer Kantonstierarztes<br />
in Brunnen steht. Das LdU ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit <strong>Recht</strong>spersönlichkeit und erfüllt<br />
Vollzugs- und Dienstleistungsaufgaben u.a. in den Bereichen Lebensmittel, <strong>Tier</strong>schutz, <strong>Tier</strong>seuchen und Giftgesetzgebung.<br />
Vgl. <strong>das</strong> Konkordat betreffend <strong>das</strong> Laboratorium der Urkantone vom 14.9.1999.<br />
28 Vgl. Seite 10.<br />
Richner / Flückiger / Rütt<strong>im</strong>ann / Künzli – <strong>Schweizer</strong> <strong><strong>Tier</strong>schutzstrafpraxis</strong> <strong>2012</strong>