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Schweizer Tierschutzstrafpraxis 2012 - Stiftung für das Tier im Recht

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27<br />

II. Spezialanalyse: Katzen<br />

In der Schweiz werden rund 1.4 Millionen Katzen gehalten 46 – <strong>das</strong> sind mehr als doppelt so viele<br />

wie die über eine halbe Million hierzulande lebenden Hunde 47 . Obwohl Katzen grosse Sympathieträger<br />

sind, werden sie in grosser Zahl ausgesetzt, misshandelt oder auf grausame Weise getötet.<br />

Nachfolgend soll ein Überblick über die ungenügende Erfassung der Katze durch die <strong>Tier</strong>schutzgesetzgebung,<br />

die mangelhafte Verfolgung von an Katzen begangenen <strong>Tier</strong>schutzwidrigkeiten<br />

durch die Strafbehörden und über jene belastenden Umgangsformen, <strong>für</strong> die <strong>das</strong> <strong>Recht</strong> den Katzen<br />

gar keinen Schutz bietet, gegeben werden.<br />

1. Vorbemerkungen<br />

1.1. Domestikationsgeschichte<br />

Die Hauskatze stammt ursprünglich von der afrikanischen Wildkatze ab 48 . Wann und wie sich ihre<br />

Domestikation genau vollzog, ist in der Forschung umstritten; spätestens ab 1600 v.Chr. gilt die<br />

Hauskatze allerdings als bekannt 49 . Von Ägypten her breitete sie sich nach Kreta, Griechenland<br />

und ins römische Reich aus. Bis zum 11. Jahrhundert n.Chr. war sie in ganz Europa ansässig und<br />

genoss als natürlicher Feind von Mäusen und Ratten eine wachsende Wertschätzung. Im Mittelalter<br />

wurden Katzen allerdings <strong>im</strong>mer wieder mit Dämonen sowie bösen Geistern assoziiert und<br />

deswegen gejagt und vertrieben 50 . Erst <strong>im</strong> 18. Jahrhundert erlangte die Katze – vor allem wegen<br />

der in Europa herrschenden Wanderratte-Plage – als Jägerin in Wohnhäusern, Bäckereien und<br />

Vorratskammern neues Ansehen. Im 19. Jahrhundert erlangte parallel zur Hunde- auch die moderne<br />

Katzenzucht <strong>im</strong>mer mehr Popularität. Dadurch etablierte sich die Katze zu einem der beliebtesten<br />

He<strong>im</strong>tiere 51 .<br />

1.2. Physiologische Gegebenheiten<br />

Katzen verfügen über aussergewöhnliche Sinnesleistungen, die jene des Menschen in vielerlei<br />

Hinsicht übersteigen. Sie registrieren Wärme und Kälte in erster Linie über ihre Nasenspitze; die<br />

Reaktion auf Extremtemperaturen erfolgt am Rest des Körpers verzögert 52 . Dies führt etwa dazu,<br />

<strong>das</strong>s sich Katzen <strong>das</strong> Fell verbrennen können, wenn sie zu spät realisieren, <strong>das</strong>s sie bspw. mit<br />

46 Bundesamt <strong>für</strong> Veterinärwesen (BVET), Informationsbroschüre Katzen, Bern 2013 7 (abrufbar unter:<br />

).<br />

47 Gemäss dem Geschäftsbericht <strong>2012</strong> der ANIS (An<strong>im</strong>al Identity Service) waren per 31.12.<strong>2012</strong> in der Schweiz<br />

531'135 Hunde registriert ().<br />

48 Turner Dennis, Turners Katzenbuch, Zürich 2004 7.<br />

49 Turner 8f. Vgl. zur Domestikation ausserdem Askew Henry R., Behandlung von Verhaltensproblemen bei Hund<br />

und Katze, 2. Auflage, Berlin/Wien 2003 325; Leyhausen Paul, Katzen. Eine Verhaltenskunde, Berlin 1979; Serpell<br />

James, Von Katzen und Menschen. Domestikation und Entwicklungsgeschichte der Katze, in: Dennis Turner/Patrick<br />

Bateson, Die domestizierte Katze, Rüschlikon-Zürich 1988.<br />

50 Serpell 188ff.<br />

51 Turner 15ff.<br />

52 Turner 37f.<br />

Richner / Flückiger / Rütt<strong>im</strong>ann / Künzli – <strong>Schweizer</strong> <strong><strong>Tier</strong>schutzstrafpraxis</strong> <strong>2012</strong>

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