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Schweizer Tierschutzstrafpraxis 2012 - Stiftung für das Tier im Recht

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chen- und Gelenkerkrankungen wie bspw. Arthrose, Herz-Kreislauf-Störungen wie Arteriosklerose<br />

sowie Herz- und Leberverfettung infrage kommen 126 .<br />

Wer seine Katze nicht angemessen füttert und nicht ausreichend bewegt, verletzt seine <strong>Tier</strong>halterpflicht<br />

nach Art. 6 Abs. 1 TSchG. Eine angemessene Fütterung i.S. dieser Best<strong>im</strong>mungen bedeutet<br />

nicht nur, <strong>das</strong>s betreffend Energie- und Nährstoffzuführung eine ausgewogene und verträgliche<br />

Ernährung der <strong>Tier</strong>e sicherzustellen ist 127 , sondern eben auch, <strong>das</strong>s die Verabreichung<br />

des Futters bezüglich Menge und Häufigkeit deren individuellen Bedürfnissen angepasst werden<br />

muss. Verletzt der Halter diese Pflicht, erfüllt er zumindest den Tatbestand der Missachtung der<br />

Vorschriften über die <strong>Tier</strong>haltung gemäss Art. 28 Abs. 1 lit. a TSchG. Leidet <strong>das</strong> übergewichtige<br />

<strong>Tier</strong> infolge der falschen Ernährung und der ungenügenden Beschäftigung bereits an gesundheitlichen<br />

Problemen, die sein Wohlergehen in einer gewissen Intensität beeinträchtigen, liegt eine<br />

Misshandlung nach Art. 26 Abs. 1 lit. a TSchG vor.<br />

In den vergangenen 30 Jahren wurde lediglich in einem einzigen Strafverfahren <strong>das</strong> Übergewicht<br />

einer Katze thematisiert. Ein <strong>Tier</strong>halter wurde dabei wegen der Vernachlässigung seiner stark<br />

übergewichtigen, ein ungepflegtes und verfilztes Fell aufweisenden Katze mit einer Busse von<br />

160 Franken bestraft. Dies, obwohl <strong>für</strong> den als Vergehen ausgestalteten Tatbestand der Vernachlässigung<br />

gemäss Art. 26 Abs. 1 lit. a TSchG eigentlich mindestens eine Geldstrafe hätte ausgesprochen<br />

werden müssen 128 . Der zitierte Entscheid zeigt einmal mehr, <strong>das</strong>s die Strafbehörden<br />

und Gerichte mit dem <strong>Tier</strong>schutzstrafrecht ungenügend vertraut sind und <strong>Tier</strong>quälereien als solche<br />

nicht erkennen bzw. zu Unrecht als Bagatellen qualifizieren.<br />

2.8.2. Forderungen<br />

Es ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s die Dunkelziffer an unter Übergewicht leidenden Katzen sehr gross<br />

ist. Laut dem Veterinäramt nehmen die Fälle betagter oder psychisch kranker Menschen, die<br />

nicht mehr in der Lage sind, ihre Haustiere tiergerecht zu halten, zu 129 . Es ist zu vermuten, <strong>das</strong>s<br />

dabei auch Katzen betroffen sind, die von ihren kranken oder betagten Haltern nicht artgerecht<br />

gefüttert werden oder denen nicht die notwendige Bewegung gewährt wird. Neben der Intervention<br />

durch <strong>das</strong> Veterinäramt bedarf es in jedem Fall zwingend eines parallel geführten Strafverfahrens.<br />

In Anbetracht der grossen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die durch die Überfütterung<br />

ausgelöst werden können, dürfen Strafbehörden solche Fälle nicht mehr länger bagatellisieren.<br />

126 Vgl. die Website von Petfinder: .<br />

127 Bolliger/Goetschel/Richner/Spring 101f. und 125f.<br />

128 Siehe die Strafverfügung des Préfecture de Broye-Vully vom 4.11.2010; BRV/01/10/0002247 (VD10/050).<br />

129 Arnet Helen, Für manche <strong>Tier</strong>halter ist Regula Vogel eine Reizfigur, Tagesanzeiger vom 12.7.2013 13.<br />

Richner / Flückiger / Rütt<strong>im</strong>ann / Künzli – <strong>Schweizer</strong> <strong><strong>Tier</strong>schutzstrafpraxis</strong> <strong>2012</strong>

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