Schweizer Tierschutzstrafpraxis 2012 - Stiftung für das Tier im Recht
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bb) Genf<br />
Aus dem Kanton Genf liegen <strong>im</strong> Berichtsjahr drei und damit 83-mal weniger Entscheide als aus<br />
Bern oder St. Gallen vor. Genf hat in den letzten 30 Jahren gesamthaft gerade einmal 31 Fälle<br />
gemeldet. Seit 2008 werden <strong>im</strong>merhin jedes Jahr überhaupt Fälle verzeichnet; in den Jahren zuvor<br />
wurden regelmässig gar keine Verfahren durchgeführt.<br />
Die tiefen Fallzahlen erstaunen insbesondere deshalb, weil <strong>das</strong> Veterinäramt des Kantons Genf<br />
ermächtigt ist, in <strong>Tier</strong>schutzstraffällen direkt Bussen auszusprechen. So verzeichnet der Service<br />
de la consommation et des affaires veterinaires in seinem Jahresbericht seit Jahren weitaus höhere<br />
Fallzahlen als <strong>das</strong> BVET. Gemäss dem Jahresbericht registrierte der Veterinärdienst <strong>im</strong> Jahr<br />
<strong>2012</strong> 210 Fälle, in denen wegen Verstössen gegen <strong>das</strong> <strong>Tier</strong>schutzgesetz Bussen von gesamthaft<br />
56'800 Franken ausgesprochen wurden 29 . Offenbar wurden diese Entscheide entgegen der Mitteilungspflicht<br />
dem BVET nicht gemeldet. Könnten diese Fälle in vorliegender Statistik mitgerechnet<br />
werden, würde der Kanton Genf hinter St. Gallen, Bern und Zürich eine Spitzenposition einnehmen.<br />
d) Rücklauf der Fallzahlen in Solothurn<br />
Nachdem es <strong>im</strong> Kanton Solothurn zwischen 2008 und 2011 zu einem kontinuierlichen Anstieg<br />
von 21 auf 80 <strong>Tier</strong>schutzstraffälle gekommen war, sank <strong>das</strong> Total der Verfahren <strong>2012</strong> auf 52.<br />
Der Rückgang an Fallzahlen erstaunt, weil in den vergangenen Jahren spezielle Anstrengungen<br />
unternommen wurden, um den Vollzug des strafrechtlichen <strong>Tier</strong>schutzes zu verbessern. So wurde<br />
2009 die <strong>Tier</strong>schutz-Fachstelle innerhalb des Veterinärdiensts ausgebaut und sind bei der<br />
Staatsanwaltschaft seit 2007 je zwei Staatsanwältinnen und Untersuchungsbeamte speziell mit<br />
<strong>Tier</strong>schutzfällen betraut. Zudem wurde <strong>im</strong> April 2011 bei der Solothurner Kantonspolizei die Sondergruppe<br />
"<strong>Tier</strong> und Umwelt" geschaffen, die zehn Polizeibeamte umfasst. Zwar beschäftigen sich<br />
die Polizisten nicht ausschliesslich mit <strong>Tier</strong>schutzfällen, sie führen jedoch Ermittlungen und Einvernahmen<br />
in tierschutzrechtlichen Angelegenheiten durch, überprüfen <strong>Tier</strong>transporte oder begleiten<br />
den Veterinärdienst bei Kontrollen von <strong>Tier</strong>haltungen 30 . Trotz des Rückgangs der Fallzahlen<br />
bleibt zu hoffen, <strong>das</strong>s diese Strukturen sich bewähren und zu einer konstanten Verbesserung<br />
des strafrechtlichen <strong>Tier</strong>schutzes führen werden.<br />
29 Vgl. den Jahresbericht <strong>2012</strong> des Service de la consommation et des affaires vétérinaires 18f., abrufbar unter:<br />
.<br />
30 Bolliger/Richner/Künzli 12.<br />
Richner / Flückiger / Rütt<strong>im</strong>ann / Künzli – <strong>Schweizer</strong> <strong><strong>Tier</strong>schutzstrafpraxis</strong> <strong>2012</strong>