Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen ... - unhcr
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Einleitung<br />
EINLEITUNG<br />
Hintergr<strong>und</strong><br />
Die erste Ausgabe der UNHCR-Publikation „<strong>Sexuelle</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong><br />
Flüchtlinge: Richtlinien zur Vorbeugung <strong>und</strong> Reaktion“ erschien 1995.<br />
Damals zeigte sich, dass das Problem eine Größenordnung angenommen<br />
hatte, die ein gezieltes Vorgehen <strong>und</strong> entschlossene, konzertierte<br />
Maßnahmen notwendig machte, die bis zu diesem Zeitpunkt noch in keiner<br />
UNHCR-Publikation entsprechend ausformuliert <strong>und</strong> behandelt wurden. Die<br />
Richtlinien von 1995 bewirkten ein verstärktes Bewusstsein <strong>und</strong> größeres<br />
Verständnis für diese schwere Menschenrechtsverletzung <strong>und</strong> schufen die<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die Ausarbeitung von Programmen zur Vorbeugung <strong>und</strong><br />
Reaktion auf diese Form der <strong>Gewalt</strong>. Trotzdem kommt es weiterhin unvermindert<br />
zu sexueller <strong>und</strong> <strong>geschlechtsspezifische</strong>r <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Flüchtlinge,<br />
insbesondere <strong>gegen</strong> Frauen <strong>und</strong> Kinder. Sie wird verschärft durch ungleiche<br />
Geschlechterverhältnisse in den betroffenen Gemeinschaften; sie wird als<br />
Kriegswaffe <strong>und</strong> als Mittel zur Machtausübung eingesetzt; sie ist sowohl<br />
Auslöser von Vertreibung als auch die schreckliche Folge des Zusammenbruchs<br />
von Familien- <strong>und</strong> Gemeinschaftsstrukturen, der unweigerlich<br />
mit der Vertreibung einhergeht. Sie wird auch von einigen jener Personen<br />
verübt, die mit dem Schutz von Flüchtlingen <strong>und</strong> Binnenvertriebenen<br />
betraut sind.<br />
Seit 1995 wurden viele Erkenntnisse über die individuellen, institutionellen<br />
<strong>und</strong> nationalen Verantwortlichkeiten für die Umsetzung der Richtlinien <strong>und</strong><br />
für den Schutz entwurzelter Menschen gewonnen. Seit damals haben<br />
UNHCR, andere UN-Sonderorganisationen, Regierungs- <strong>und</strong> Nichtregierungsorganisationen,<br />
Flüchtlinge, RückkehrerInnen <strong>und</strong> Binnenvertriebene die in<br />
den Richtlinien empfohlenen Programme <strong>und</strong> Aktivitäten im Rahmen<br />
schwieriger Krisensituationen auf ihre Eignung überprüft. Höhepunkt dieses<br />
Evaluierungsprozesses war die Interinstitutionelle Konferenz zum Austausch<br />
praktischer Erfahrungen über Vorbeugung <strong>und</strong> Reaktion auf sexuelle <strong>und</strong><br />
<strong>geschlechtsspezifische</strong> <strong>Gewalt</strong> in Flüchtlingssituationen im März 2001 in<br />
Genf.<br />
Die KonferenzteilnehmerInnen erörterten Verbesserungsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />
betonten die Notwendigkeit einer Überarbeitung der Richtlinien von 1995,<br />
um den seither erzielten Fortschritten Rechnung zu tragen <strong>und</strong> das interinstitutionelle,<br />
interdisziplinäre Vorgehen <strong>gegen</strong> sexuelle <strong>und</strong> <strong>geschlechtsspezifische</strong><br />
<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> Flüchtlinge, RückkehrerInnen <strong>und</strong> Binnenvertriebene<br />
zu verbessern. Die Konferenz empfahl unter anderem ein verstärktes institutionelles<br />
Engagement durch die Erarbeitung eines Verhaltenskodex für<br />
humanitäres Personal, die Festlegung gemeinsamer Mindeststandards im<br />
Umgang mit sexueller <strong>und</strong> <strong>geschlechtsspezifische</strong>r <strong>Gewalt</strong>, Unterstützung bei<br />
der Bereitstellung <strong>und</strong> Verwaltung angemessener Finanzmittel <strong>und</strong> des entsprechenden<br />
Personals sowie die Einbeziehung des Aspekts der Gleichstellung<br />
der Geschlechter in die institutionelle Praxis. Die TeilnehmerInnen<br />
unterstrichen die Notwendigkeit, in allen Phasen der Programmentwicklung<br />
– Gestaltung, Durchführung, „Monitoring“ <strong>und</strong> Evaluierung – die Mitwirkung<br />
der Flüchtlingsgemeinschaft zu suchen.<br />
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