Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen ... - unhcr

Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Flüchtlinge, RückkehrerInnen und Binnenvertriebene
rige Probleme zu sprechen. Da das Wissen um die Kultur des Kindes dazu
unerlässlich ist, sollten die Personen, die mit Flüchtlingskindern arbeiten,
vorzugsweise dieselbe Sprache wie das Kind sprechen und derselben Kultur
angehören.
In der Regel wird empfohlen, das Kind von einer Person desselben Geschlechts
befragen zu lassen. Bei der Entscheidung, welchen Geschlechts
der/die Befragende sein soll, müssen aber auch kulturelle und gesellschaftspolitische
Faktoren berücksichtigt werden. In vielen Gesellschaften
werden zum Beispiel Jungen nicht bereit sein, mit anderen Männern über
homosexuellen Missbrauch zu sprechen, sondern dies eher gegenüber einer
Frau tun.
Schaffung eines sicheren Umfelds
Legen Sie fest, wer bei der Befragung und der Untersuchung anwesend sein
soll. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Angehöriger der Täter ist, selbst
wenn das Kind dies verneint. Es kann sich als günstiger erweisen, den
Elternteil oder Vormund während der Befragung und der Untersuchung
außerhalb des Raums warten zu lassen und stattdessen eine unabhängige
Person, der das Kind vertraut, im Raum zu haben. Fragen Sie das Kind, wenn
niemand anderer anwesend ist, ob es einen Elternteil oder Vormund bei der
Befragung dabei haben möchte, und respektieren Sie die Wünsche des
Kindes. Weitere Anleitungen finden sich in den Abschnitten Befragungstechniken
bzw. Vorbereitung und Durchführung einer Befragung in Working
with Unaccompanied Children: A Community-Based Approach.
Denken Sie daran, dass es auch andere Methoden der Informationsbeschaffung
gibt, etwa durch Spiele, Geschichtenerzählen, schauspielerische Darstellung
oder indem man das Kind auffordert, ein Bild zu malen. Diese Methoden
verlangen sachkundige Beobachtung und Auswertung durch SpezialistInnen
oder entsprechend ausgebildete MitarbeiterInnen.
Befragungstechniken
• Sitzen Sie auf Augenhöhe und halten Sie Blickkontakt, sofern kulturell
verträglich.
• Versichern Sie dem Kind, dass es nichts Böses getan hat, und unternehmen
Sie alles Erforderliche, um die körperliche Unversehrtheit des Kindes
zu gewährleisten.
• Stellen Sie sich (und den/die DolmetscherIn) vor und erklären Sie ausführlich,
worum es bei der Befragung geht, welche Art von Fragen gestellt
werden und warum. Das hat den Sinn, mögliche falsche Vorstellungen
des Kindes zu berichtigen und ihm Angst zu nehmen, was die
Antworten des Kindes verfälschen könnte.
• Versichern Sie dem Kind, dass es jederzeit eine Frage mit „Ich weiß nicht“
beantworten darf und dass es Fragen stellen kann.
• Stellen Sie einige Fragen zu neutralen Themen, etwa die Schule,
FreundInnen, bei wem das Kind lebt, seine Lieblingsbeschäftigungen,
und lassen Sie das Kind einige Minuten lang reden. Das gibt dem Kind
Zeit, sich etwas zu beruhigen, während Sie zuhören und lernen können,
wie das Kind kommuniziert.
• Wenn ein Kind außerstande ist, über ein Ereignis zu sprechen, aber
andere Fragen beantworten kann, lassen Sie das betreffende Ereignis
eine Weile beiseite.
• Seien Sie geduldig, passen Sie sich dem Tempo des Kindes an.
• Stellen Sie offene Fragen, damit das Kind den Vorfall mit eigenen Worten
schildern kann. Fragen, die mit Ja oder Nein zu beantworten sind,
sollten nur zur Klärung von Details gestellt werden.
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