Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen ... - unhcr

Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Flüchtlinge, RückkehrerInnen und Binnenvertriebene
STRATEGIE:
Befähigen Sie die Frauen zur Mitgestaltung.
Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt kann zwar auch gegen Männer
und Jungen gerichtet sein, doch sind es meist Frauen und Mädchen, die
dieser speziellen Verletzung ihrer grundlegenden Menschenrechte ausgesetzt
sind. In den meisten Kulturen gelten Frauen als den Männern untertan
und werden sie in die Abhängigkeit von Männern gezwungen. Diese
ungleichen Machtverhältnisse wirken sich für die Frauen in doppelter
Hinsicht nachteilig aus: Sie tragen ein höheres Risiko, körperlich und seelisch
misshandelt zu werden, und haben, wenn sie misshandelt wurden,
meist wenig Möglichkeiten, Wiedergutmachung zu erlangen und/oder wirtschaftlich
unabhängig zu werden, wofür unter anderem folgende Gründe
verantwortlich sein können:
■ Die örtliche Rechtsordnung sieht sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt
nicht als Straftatbestand an.
■ Erstattet ein weibliches Gewaltopfer Anzeige, wird dies ignoriert, oder man
spottet darüber.
■ Eine Frau verzichtet aus Furcht vor Vergeltungsmaßnahmen oder weiterer
sexueller Gewalt gegen sie selbst oder ihre Angehörigen auf eine Anzeige.
■ Weil es sich bei dem Täter um ihren Ehemann handelt, sieht die Frau keinen
anderen Ausweg, als bei ihm zu bleiben und sich möglicherweise
weiteren Gewalttätigkeiten auszusetzen, weil sie sich und ihre Kinder
nicht selbst versorgen kann.
Sie können den Anstoß zu einer schrittweisen Änderung der Rolle der Frauen
in der Gesellschaft und ihrer Selbstwahrnehmung geben, indem Sie Tätigkeiten
anbieten, die die Unabhängigkeit und wirtschaftliche Selbstständigkeit
der Frauen und ihre Befähigung zur Führungskraft und Entscheidungsträgerin
fördern. Dafür kommen unter anderem folgende
Tätigkeiten in Betracht:
■ Alphabetisierungsprogramme
■ Berufsausbildung
■ Entwicklung einkommensfördernder und Kleinstkreditprojekte.
■ Gewährleistung einer ausgewogenen Vertretung der Frauen in Ausschüssen,
die für die Führung des Flüchtlingslagers bzw. für die Verteilung der
Hilfsgüter zuständig sind.
■ Beachtung einer ausgewogenen Geschlechterverteilung bei Beschäftigungsangeboten
für Flüchtlinge.
■ Gewährleistung des gleichberechtigten Zugangs von Flüchtlingsmädchen
zum Schulunterricht.
■ Unterstützung von Frauengruppen und -vereinigungen.
■ Ausbildung für Führungspositionen.
Abgesehen von der Förderung der Rolle der Frauen in der Führungsstruktur
und den Entscheidungsprozessen der Gemeinschaft sollten Flüchtlingsfrauen
auch dazu ermutigt werden, sich zu mobilisieren und Netzwerke zu
bilden, die für gleiche Rechte innerhalb ihrer Gemeinschaft eintreten.
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