Arbeitshilfe zur Gestaltung von Weiterbildung - Bildungspolitik - Ver.di
Arbeitshilfe zur Gestaltung von Weiterbildung - Bildungspolitik - Ver.di
Arbeitshilfe zur Gestaltung von Weiterbildung - Bildungspolitik - Ver.di
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
11<br />
Wo steht ver.<strong>di</strong> in der Debatte?<br />
Wo steht ver.<strong>di</strong> in der Debatte?<br />
Aus der Diagnose zum Zustand des <strong>Weiterbildung</strong>ssystems ergibt sich <strong>di</strong>e klare Aufgabe<br />
für <strong>di</strong>e Gewerkschaften, <strong>Weiterbildung</strong> mehr denn je zu ihrem Thema zu<br />
machen und auf <strong>di</strong>e zukünftige <strong>Gestaltung</strong> Einfluss zu nehmen. Schon in mehreren<br />
Anträgen des Gründungskongresses 2001 wurde eine umfassende Diskussion und<br />
eine erkennbare systematische <strong>Weiterbildung</strong>spolitik <strong>von</strong> ver.<strong>di</strong> gefordert, <strong>di</strong>e wie in<br />
der Erstausbildung stärker in das <strong>Weiterbildung</strong>sgeschehen eingreift und uns so den<br />
Einfluss auf <strong>di</strong>e Beschaffenheit der Arbeitsmärkte ermöglicht bzw. sichert.<br />
Es gibt viele Hemmnisse und wir brauchen ein Bündel <strong>von</strong> Strategien und Aktivitäten,<br />
wenn wir eine neue <strong>Weiterbildung</strong>skultur erreichen wollen. Offensiver als für<br />
jeden anderen Teil des Bildungssystems propagieren neoliberale Stimmen in Wirtschaft,<br />
Politik und Wissenschaft das Modell der Eigenverantwortung des Einzelnen<br />
für seine <strong>Weiterbildung</strong>. Im Kern geht es darum, dass zuerst jeder privat immer mehr<br />
Zeit und Geld investiert. Ob Sachverstän<strong>di</strong>genrat <strong>zur</strong> Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung oder Weltbank, in ihren Vorschlägen sind sich alle einig:<br />
Wachsender Bedarf der <strong>Weiterbildung</strong> soll realisierbar werden bei gleichzeitiger<br />
Begrenzung und Entlastung des Aufwands für Betriebe und Gesellschaft.<br />
Solche marktra<strong>di</strong>kalen Bildungsmodelle und Strategien mit ihren Leitbildern <strong>von</strong> Privatisierung,<br />
In<strong>di</strong>vidualisierung und Konkurrenz sind aber nicht nur nicht gerecht, sie<br />
sind auch nicht effizient für <strong>di</strong>e <strong>Gestaltung</strong> <strong>von</strong> Zukunft. Die gravierenden Defizite<br />
des deutschen <strong>Weiterbildung</strong>ssystems sind geradezu der Beweis für Marktversagen.<br />
Ohne ein neues solidarisches System, das allen mehr Teilnahme ermöglicht und an<br />
Prinzipien der Gerechtigkeit und Chancengleichheit orientiert ist, wird in <strong>di</strong>esem<br />
Land keine <strong>Weiterbildung</strong>soffensive umsetzbar. Eine Forderung, für <strong>di</strong>e wir nach der<br />
Wertetafel der neuesten Stu<strong>di</strong>e der Friedrich-Ebert-Stiftung über Armut (2006) eine<br />
breite Unterstützung erwarten dürfen: Der alles überragende Wert, <strong>von</strong> 83 % der<br />
Deutschen als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ eingestuft, ist soziale Gerechtigkeit.<br />
Was wir also brauchen sind: ein gesichertes Recht auf <strong>Weiterbildung</strong>, Lernzeitansprüche,<br />
ausreichende Finanzierung und mehr <strong>Ver</strong>bindlichkeit, <strong>Ver</strong>lässlichkeit und<br />
Planungssicherheit für alle Beteiligten. Mit anderen Worten: <strong>Weiterbildung</strong> in<br />
Deutschland muss auf eine neue gesellschaftliche Basis gestellt werden. Ein neues<br />
<strong>Weiterbildung</strong>ssystem kann nur vom Staat, den Tarifparteien und den Betrieben<br />
gemeinsam gestaltet werden. Die 3 Wege zu mehr und besserer <strong>Weiterbildung</strong> für<br />
alle lauten daher aus Sicht <strong>von</strong> ver.<strong>di</strong>:<br />
■ eine innovative betriebliche <strong>Weiterbildung</strong>spolitik<br />
■ mehr Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen<br />
■ eine aktive staatliche <strong>Weiterbildung</strong>spolitik<br />
Wir halten zunächst mehr öffentliche <strong>Ver</strong>antwortung für unverzichtbar. Denn auch<br />
<strong>Weiterbildung</strong> ist ein öffentliches Gut und damit Teil sozialstaatlicher Aufgaben.<br />
Der Staat muss durch gesetzliche Regelungen auf Bundesebene Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen<br />
herstellen, nicht nur für ein Recht auf <strong>Weiterbildung</strong>, für Lernzeiten und ein<br />
Finanzierungskonzept, sondern auch für unabhängige Beratung, für mehr Transpa-