09.11.2012 Aufrufe

Akt 2 - Anduin

Akt 2 - Anduin

Akt 2 - Anduin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

lassen, werden sie schmerzlich daran erinnert<br />

werden, dass sie in einer bösen und ungerechten<br />

Welt leben. Allzu große Vertrauensseeligkeit<br />

und der Glaube, dass die von Larani und Peoni<br />

vorgelebten Werte auch hier geachtet werden,<br />

führt üblicherweise recht bald dazu, dass die<br />

Betreffenden die ihren Gottheiten geweihten<br />

Friedhöfe, oder auch die hastig zugeschaufelten<br />

Gruben ehemaliger Schatzfundorte füllen.<br />

Sofern die SC bereits alle bisher an dem<br />

Schatz interessierten Parteien ausgeschaltet<br />

haben, bietet Donkraat dem Spielleiter<br />

zumindest die Möglichkeit, die Erkundung der<br />

Insel durch Einführung weiterer Interessenten<br />

etwas schwieriger zu gestalten.<br />

DIE INSEL HINTER<br />

DEN NEBELBÄNKEN<br />

Der eigentliche Schauplatz der Schatzsuche,<br />

die Insel Herkely, ist ein felsiges Eiland, das sich<br />

auf einer Länge von etwa dreieinhalb Meilen<br />

vor der Westküste Kandays leicht nördlich von<br />

Sarkum aus den Fluten erhebt.<br />

Umgeben von zahllosen Riffen und<br />

Sandbänken und häufig von Nebelfeldern<br />

eingehüllt, ist die Insel ein ernstzunehmendes<br />

Hindernis für alle Schiffe, die zwischen Sarkum<br />

und Golotha unterwegs sind. Zwischen ihr und<br />

dem Festland erstreckt sich der „Kessel des<br />

Agrik“, jene trügerische Wasserstraße, deren<br />

gefährliche Untiefen und Strömungen schon<br />

so manchem Seemann das Leben gekostet<br />

haben. Versucht man die Insel westwärts zu<br />

umschiffen, um dieser Gefahr zu entgehen, so<br />

sieht man sich mit einer kaum angenehmeren<br />

Lage konfrontiert, denn der Gadist, der starke<br />

landwärts wehende Wind der harnischen<br />

Westküste, droht jedes schlecht manövrierte<br />

oder zum Abtreiben neigende Schiff auf die<br />

Riffe von Herkely zu treiben. Abergläubische<br />

Seeleute pflegen eine Flasche mit Branntwein<br />

über Bord zu werfen, um die Meergeister gnädig<br />

zu stimmen, bevor ihr Schiff in den Hexenkessel<br />

einfährt.<br />

Die drohenden Felsen von Herkely sind unter<br />

harnischen Seeleuten weit bekannt und ein<br />

Objekt vieler Sagen und Schauergeschichten.<br />

Viele Schiffe sind schon in Sichtweite der Insel<br />

gesunken, die den ertrinkenden Seeleuten<br />

dabei nie zur Rettung gereichte, da tückischen<br />

Strömungen und gefährliche Strudel es nahezu<br />

unmöglich machen, die Insel schwimmend zu<br />

erreichen.<br />

Die meterhohe Brandung, die alles, was sie<br />

einmal gepackt hat, auf die spitz aus dem Wasser<br />

herausragenden Felsen vor dem steinigen<br />

Strand wirft, verurteilt selbst eine Landung mit<br />

einem Boot zum Scheitern, sofern man nicht<br />

klug genug ist, eine der zwei kleinen Buchten<br />

im Schutze der kleineren Inseln Berely und<br />

Karsroog auf der dem Festland zugewandten<br />

Seite Herkelys anzusteuern. Selbst dann bleibt<br />

ein solches Vorhaben noch ein gewagtes<br />

Unterfangen und bedarf einiger Erfahrung und<br />

Kenntnis des Gewässers, um zu gelingen.<br />

Dies mag der Grund dafür sein, dass die<br />

fruchtbare Insel noch unbesiedelt ist und im<br />

Laufe der letzten hundert Jahre nur gelegentlich<br />

von ein paar unerschrockenen Schmugglern<br />

betreten wurde, denen die abergläubische<br />

Furcht der Einheimischen sehr gelegen kam.<br />

Den Berichten ängstlicher Seeleute<br />

zufolge soll die Insel Schauplatz nächtlicher<br />

Hexentänze und Wohnort heimtückischer<br />

Wassermänner sein, die des Nachts an Schiffe<br />

heranschwimmen, um Matrosen ins Wasser zu<br />

ziehen und zu ersäufen oder gar das ganze Schiff<br />

auf die Riffe zu lenken um sich am Umkommen<br />

der Besatzung gar schaurig zu erfreuen. In den<br />

Rubriken Lesen & Spielen Abenteuer Prosa, Lyrik & Comics Rezensionen<br />

www.anduin.de - © 2003 Tommy Heinig<br />

letzten Jahrzehnten kam zudem eine weitere<br />

Spukgestalt hinzu, die von den Seeleuten „der<br />

heulende Geist von Herkely“ genannt wird.<br />

Berichten zufolge erscheint er in stürmischen<br />

Nächten als Zeichen für das baldige Ableben<br />

von Seemännern. Augenzeugen erzählen von<br />

einer Gestalt, die in ein verschnürtes Stück Tuch<br />

gehüllt, wie es bei auf See Bestatteten üblich<br />

ist, heulend auf den Felsen in der Brandung<br />

sitzt und nach dem Leben der vorbeifahrenden<br />

Schiffer giert.<br />

Sieht man von solchen Gruselmärchen ab, so<br />

erkennt man Herkely als eine der hübschesten<br />

und anheimelnsten Inseln der harnischen Küste.<br />

Von Nord nach Süd durchzieht sie eine dicht<br />

bewaldete Hügelkette, die zum Strand hin sanft<br />

in Gras- und Heideflächen ausläuft. Trotz ihrer<br />

verhältnismäßig geringen Größe entspringen<br />

zwei kleine Quellen auf der Insel, die die beiden<br />

Seen speisen und zahlreiche Zugvögel anziehen.<br />

Abgesehen von Vögeln gibt es hier allerdings<br />

kaum Tiere.<br />

Als die Agrikaner vor nunmehr über<br />

dreißig Jahren auf die Insel kamen, erschien<br />

sie ihnen als idealer Ort für den Aufbau<br />

einer Zufluchtsstätte. Denn hier ließ sich der<br />

Tempelbau sehr gut geheimhalten, und selbst<br />

bei seiner Entdeckung war er leicht zu einer<br />

uneinnehmbaren Festung auszubauen. Schon die<br />

Landung mußte einem möglichen Feind mehr<br />

Schwierigkeiten bereiten als die Erstürmung<br />

einer gut verteidigten Burgmauer. Hinzu kam,<br />

dass sich eine mystizistische Tendenz im Orden<br />

abzuzeichnen begann, für deren Ausleben sich<br />

dieser abgelegene Ort vortrefflich eignete.<br />

Die Vorstellung von einer priesterlichen<br />

Gemeinschaft, die sich frei von zersetzerischen<br />

Einflüssen in frommer Ab-geschiedenheit dem<br />

Dienst an ihrem Gott widmete, paßte gut in das<br />

Selbstverständnis der Priester, denn sie stand im<br />

deutlichen Gegensatz zu dem sehr „praktischen“<br />

Bild des Agrikanismus, wie er vom Kampforden,<br />

den Gefährten des rastlosen Todes, gewünscht<br />

wurde. Ohne es zu bemerken wurden die<br />

Agrikaner dabei allmählich durch den heiligen<br />

Löwen korrumpiert (aus agrikanischer Sicht).<br />

Sie nahmen mehr und mehr ritterliche Werte in<br />

ihre Religion auf und entfernten sich zunehmend<br />

vom reinen Agrikanismus, zugunsten einer<br />

Verehrung ihres eigenen Gottes, die stark an<br />

Larani angelehnt war.<br />

Die SC werden zahlreiche Spuren dieser<br />

religiösen Veränderung vorfinden, die ihnen<br />

bei einigermaßen genauer Kenntnis der<br />

agrikanischen Gepflogenheiten (Intrigen-Probe)<br />

merkwürdig vorkommen sollten.<br />

Besonders auffällig ist die mit Wasser (statt<br />

mit Feuer) gefüllte Duellgrube, das Weihwasser<br />

im Haupttempel (Agrikaner benutzen<br />

normalerweise Asche oder Sand) sowie die<br />

Darstellung Agriks am Tempeleingang. Die<br />

Veränderung der Überzeugung ging nämlich<br />

24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!