Akt 2 - Anduin
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lassen, werden sie schmerzlich daran erinnert<br />
werden, dass sie in einer bösen und ungerechten<br />
Welt leben. Allzu große Vertrauensseeligkeit<br />
und der Glaube, dass die von Larani und Peoni<br />
vorgelebten Werte auch hier geachtet werden,<br />
führt üblicherweise recht bald dazu, dass die<br />
Betreffenden die ihren Gottheiten geweihten<br />
Friedhöfe, oder auch die hastig zugeschaufelten<br />
Gruben ehemaliger Schatzfundorte füllen.<br />
Sofern die SC bereits alle bisher an dem<br />
Schatz interessierten Parteien ausgeschaltet<br />
haben, bietet Donkraat dem Spielleiter<br />
zumindest die Möglichkeit, die Erkundung der<br />
Insel durch Einführung weiterer Interessenten<br />
etwas schwieriger zu gestalten.<br />
DIE INSEL HINTER<br />
DEN NEBELBÄNKEN<br />
Der eigentliche Schauplatz der Schatzsuche,<br />
die Insel Herkely, ist ein felsiges Eiland, das sich<br />
auf einer Länge von etwa dreieinhalb Meilen<br />
vor der Westküste Kandays leicht nördlich von<br />
Sarkum aus den Fluten erhebt.<br />
Umgeben von zahllosen Riffen und<br />
Sandbänken und häufig von Nebelfeldern<br />
eingehüllt, ist die Insel ein ernstzunehmendes<br />
Hindernis für alle Schiffe, die zwischen Sarkum<br />
und Golotha unterwegs sind. Zwischen ihr und<br />
dem Festland erstreckt sich der „Kessel des<br />
Agrik“, jene trügerische Wasserstraße, deren<br />
gefährliche Untiefen und Strömungen schon<br />
so manchem Seemann das Leben gekostet<br />
haben. Versucht man die Insel westwärts zu<br />
umschiffen, um dieser Gefahr zu entgehen, so<br />
sieht man sich mit einer kaum angenehmeren<br />
Lage konfrontiert, denn der Gadist, der starke<br />
landwärts wehende Wind der harnischen<br />
Westküste, droht jedes schlecht manövrierte<br />
oder zum Abtreiben neigende Schiff auf die<br />
Riffe von Herkely zu treiben. Abergläubische<br />
Seeleute pflegen eine Flasche mit Branntwein<br />
über Bord zu werfen, um die Meergeister gnädig<br />
zu stimmen, bevor ihr Schiff in den Hexenkessel<br />
einfährt.<br />
Die drohenden Felsen von Herkely sind unter<br />
harnischen Seeleuten weit bekannt und ein<br />
Objekt vieler Sagen und Schauergeschichten.<br />
Viele Schiffe sind schon in Sichtweite der Insel<br />
gesunken, die den ertrinkenden Seeleuten<br />
dabei nie zur Rettung gereichte, da tückischen<br />
Strömungen und gefährliche Strudel es nahezu<br />
unmöglich machen, die Insel schwimmend zu<br />
erreichen.<br />
Die meterhohe Brandung, die alles, was sie<br />
einmal gepackt hat, auf die spitz aus dem Wasser<br />
herausragenden Felsen vor dem steinigen<br />
Strand wirft, verurteilt selbst eine Landung mit<br />
einem Boot zum Scheitern, sofern man nicht<br />
klug genug ist, eine der zwei kleinen Buchten<br />
im Schutze der kleineren Inseln Berely und<br />
Karsroog auf der dem Festland zugewandten<br />
Seite Herkelys anzusteuern. Selbst dann bleibt<br />
ein solches Vorhaben noch ein gewagtes<br />
Unterfangen und bedarf einiger Erfahrung und<br />
Kenntnis des Gewässers, um zu gelingen.<br />
Dies mag der Grund dafür sein, dass die<br />
fruchtbare Insel noch unbesiedelt ist und im<br />
Laufe der letzten hundert Jahre nur gelegentlich<br />
von ein paar unerschrockenen Schmugglern<br />
betreten wurde, denen die abergläubische<br />
Furcht der Einheimischen sehr gelegen kam.<br />
Den Berichten ängstlicher Seeleute<br />
zufolge soll die Insel Schauplatz nächtlicher<br />
Hexentänze und Wohnort heimtückischer<br />
Wassermänner sein, die des Nachts an Schiffe<br />
heranschwimmen, um Matrosen ins Wasser zu<br />
ziehen und zu ersäufen oder gar das ganze Schiff<br />
auf die Riffe zu lenken um sich am Umkommen<br />
der Besatzung gar schaurig zu erfreuen. In den<br />
Rubriken Lesen & Spielen Abenteuer Prosa, Lyrik & Comics Rezensionen<br />
www.anduin.de - © 2003 Tommy Heinig<br />
letzten Jahrzehnten kam zudem eine weitere<br />
Spukgestalt hinzu, die von den Seeleuten „der<br />
heulende Geist von Herkely“ genannt wird.<br />
Berichten zufolge erscheint er in stürmischen<br />
Nächten als Zeichen für das baldige Ableben<br />
von Seemännern. Augenzeugen erzählen von<br />
einer Gestalt, die in ein verschnürtes Stück Tuch<br />
gehüllt, wie es bei auf See Bestatteten üblich<br />
ist, heulend auf den Felsen in der Brandung<br />
sitzt und nach dem Leben der vorbeifahrenden<br />
Schiffer giert.<br />
Sieht man von solchen Gruselmärchen ab, so<br />
erkennt man Herkely als eine der hübschesten<br />
und anheimelnsten Inseln der harnischen Küste.<br />
Von Nord nach Süd durchzieht sie eine dicht<br />
bewaldete Hügelkette, die zum Strand hin sanft<br />
in Gras- und Heideflächen ausläuft. Trotz ihrer<br />
verhältnismäßig geringen Größe entspringen<br />
zwei kleine Quellen auf der Insel, die die beiden<br />
Seen speisen und zahlreiche Zugvögel anziehen.<br />
Abgesehen von Vögeln gibt es hier allerdings<br />
kaum Tiere.<br />
Als die Agrikaner vor nunmehr über<br />
dreißig Jahren auf die Insel kamen, erschien<br />
sie ihnen als idealer Ort für den Aufbau<br />
einer Zufluchtsstätte. Denn hier ließ sich der<br />
Tempelbau sehr gut geheimhalten, und selbst<br />
bei seiner Entdeckung war er leicht zu einer<br />
uneinnehmbaren Festung auszubauen. Schon die<br />
Landung mußte einem möglichen Feind mehr<br />
Schwierigkeiten bereiten als die Erstürmung<br />
einer gut verteidigten Burgmauer. Hinzu kam,<br />
dass sich eine mystizistische Tendenz im Orden<br />
abzuzeichnen begann, für deren Ausleben sich<br />
dieser abgelegene Ort vortrefflich eignete.<br />
Die Vorstellung von einer priesterlichen<br />
Gemeinschaft, die sich frei von zersetzerischen<br />
Einflüssen in frommer Ab-geschiedenheit dem<br />
Dienst an ihrem Gott widmete, paßte gut in das<br />
Selbstverständnis der Priester, denn sie stand im<br />
deutlichen Gegensatz zu dem sehr „praktischen“<br />
Bild des Agrikanismus, wie er vom Kampforden,<br />
den Gefährten des rastlosen Todes, gewünscht<br />
wurde. Ohne es zu bemerken wurden die<br />
Agrikaner dabei allmählich durch den heiligen<br />
Löwen korrumpiert (aus agrikanischer Sicht).<br />
Sie nahmen mehr und mehr ritterliche Werte in<br />
ihre Religion auf und entfernten sich zunehmend<br />
vom reinen Agrikanismus, zugunsten einer<br />
Verehrung ihres eigenen Gottes, die stark an<br />
Larani angelehnt war.<br />
Die SC werden zahlreiche Spuren dieser<br />
religiösen Veränderung vorfinden, die ihnen<br />
bei einigermaßen genauer Kenntnis der<br />
agrikanischen Gepflogenheiten (Intrigen-Probe)<br />
merkwürdig vorkommen sollten.<br />
Besonders auffällig ist die mit Wasser (statt<br />
mit Feuer) gefüllte Duellgrube, das Weihwasser<br />
im Haupttempel (Agrikaner benutzen<br />
normalerweise Asche oder Sand) sowie die<br />
Darstellung Agriks am Tempeleingang. Die<br />
Veränderung der Überzeugung ging nämlich<br />
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