Akt 2 - Anduin
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war besiegt. Die Tiere hatten die Freiheit wieder erlangt<br />
und konnten den Wald der schon seit je her ihre Heimat<br />
gewesen war nun wieder ihr eigen nennen. „Unser Dank<br />
sei euch Gewiß, Helden des Rodenwaldes. Fürchtet die<br />
Wälder nicht länger, denn jedes Tier dessen Geist nicht<br />
von Bösem erfüllt ist<br />
wird euch beistehen. Danke!“ Diese Worte der<br />
Eule die sich als Wächterin des Waldes entpuppte,<br />
prägten sich in den Gedanken des jungen Waldläufers<br />
ein.<br />
„Und was machen wir jetzt?“, fragte der Trebaner<br />
seinen Freund und Gefährten. Dies waren seine ersten<br />
Worte seit dem die Eule den Fluch von ihm genommen<br />
hatte und Vasgar wollte ihn nicht mit den Fragen die<br />
ihm auf der Zunge brannten weiter verwirren als nötig.<br />
So schwieg er und deutete gen Osten. Dort lag das<br />
Festenland, das Land der Menschen. Sie würden dorthin<br />
gehen und versuchen mit dem Kal –Komtur oder dem<br />
Oberhaupt der blauen Sucher zu sprechen, denn noch<br />
war ungewiss ob der Magier der sich mit einem Drachen<br />
eingelassen hatte noch lebte oder ebenfalls unter den<br />
Höhlen begraben lag. „Ich hoffe das Schattenwesen und<br />
der Drache sind mir nicht böse, das ich sie verbannt<br />
habe,“<br />
sagte der Dieb plötzlich. Vasgar lächelte seinen Freund<br />
an und versicherte ihm nachdrücklich, das ihm niemand<br />
böse ist, denn er war nicht er selbst gewesen. Und davon<br />
einmal abgesehen waren die Beiden nun nicht mehr in<br />
der Lage ihm etwas antun zu können.<br />
Unter den Felsbrocken die den oberen Ausgang aus<br />
der Höhle versperrten lagen viele tote Tiermenschen<br />
und unzählige Goldstücke sowie Edelsteine. Doch<br />
nicht alles was hier unten lag war tot. Da, eine Regung.<br />
Unter einem Stein ragte ein hölzerner gewundener Stab<br />
heraus. Er rollte in die große total verwüstete Höhle<br />
hinein. Dahinter stand mit blutendem Schädel und vom<br />
Blut violett gefärbter blauer Robe ein Mann mit<br />
schütterem Haar und einem grimmigen Blick. Seine<br />
Augen verrieten nur eins. Rache.<br />
Ende der Geschichte.<br />
[text: oliver sonnack - gothtribe@aol.com]<br />
[zeichnungen: petra rudolf]<br />
UNBESUNGENE HELDEN<br />
- GESCHICHTEN AUS DER WELT VON GEMINI -<br />
Merket auf!<br />
Jede Zeit hat ihre Helden, deren Taten gerühmt<br />
werden über die kurze Spanne ihres Lebens hinaus;<br />
Helden, die Legenden und Balladen inspirieren; Helden,<br />
welche die Jugend mit der Sehnsucht erfüllt, es ihnen<br />
gleichzutun.<br />
Doch gibt es auch Helden, deren Namen kein Barde<br />
rühmt, von deren Werken kein Epos kündet; Helden, die<br />
man nie als solche kennen wird, und deren Leben der<br />
Vergessenheit anheimfällt. Doch ich will meine Stimme<br />
erheben, um von ihnen zu erzählen – den unbesungenen<br />
Helden.<br />
Schatten der Vergangenheit<br />
Nach einer Idee von Martin Frank, dem einzig wahren Marcellus.<br />
Schattenkraut. Ganz gewöhnliches, nutzloses,<br />
mistiges, dreimal verdammtes Schattenkraut! Marcellus<br />
von Orthak fluchte. Seit Stunden hatte er sich in diesem<br />
Wald die Füße wund gesucht, seine Augen schmerzten<br />
vom konzentrierten Spähen nach Heilkräutern, mit<br />
denen er seinen zur Neige gehenden Vorrat ergänzen<br />
wollte. Und jetzt, da er endlich glaubte, etwas<br />
Grauen Plister gefunden zu haben, stellte er sich als<br />
unbrauchbares Schattenkraut heraus. Pest und Hagel!<br />
Ein Wort, eine Geste von ihm würde ausreichen, um<br />
diese betrügerische Pflanze in Asche zu verwandeln,<br />
sie seinen Zorn spüren zu lassen. Die Worte der Macht<br />
formten sich in seiner Kehle, doch er kämpfte sie nieder.<br />
Einen Augenblick lang verspürte er Scham, dass er sich<br />
von seiner Wut hatte übermannen lassen. Fast wäre er<br />
der Versuchung erlegen, jene Macht zu gebrauchen,<br />
der er abgeschworen hatte. Und das noch aus derart<br />
nichtigem Anlaß!<br />
Seufzend hob Marcellus den Kopf und blickte durch<br />
die Baumwipfel nach der Sonne. Sie wanderte bereits<br />
nach Westen, schon bald würde ihr Licht schwinden<br />
und der Boden des Waldes wäre dann in Schatten<br />
gehüllt; unter diesen Umständen hatte es keinen Zweck<br />
mehr weiterzusuchen. Er musste umkehren, wollte er<br />
noch vor Einbruch der Nacht eine Herberge finden, in<br />
der er sich zur Ruhe betten konnte. Und Nächte im<br />
Freien hatte er in letzter Zeit mehr als genug gehabt.<br />
Im Sommer wäre das kein Problem gewesen, doch der<br />
Sommer war vorüber, und die Nächte wurden bereits<br />
unangenehm kalt.<br />
Marcellus war kein junger Mann mehr, und er zog die<br />
Wärme eines gut geheizten Raumes einer unruhigen<br />
Nacht auf kühlem Boden vor. Also trat er den Rückweg<br />
zu seinem Pferd an, das am Waldrand angebunden war.<br />
Magie, dieses gesichtslose Monstrum, die<br />
heimtückische Schlange, die im unpassendsten Moment<br />
ihr Haupt erhob, kaum dass seine Aufmerksamkeit einen<br />
Moment nachließ. Und doch hatte es Jahre gegeben,<br />
in denen die Schwarze Kunst sein Lebensinhalt, seine<br />
Geliebte, seine größte Sehnsucht gewesen war.<br />
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