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Akt 2 - Anduin

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Das Leben am Fluss<br />

Bis zu einem gewissen kulturellen<br />

Entwicklungsstand stellt ein Fluss oft die einzige<br />

Frischwasserquelle dar. Genügend Wasser für<br />

eine größere Ansiedlung über weite Strecken<br />

zu transportieren ist so aufwendig, dass es<br />

einen nicht verwundert, an einem Fluss eine<br />

ungewöhnlich hohe Bevölkerungsdichte vorzu-<br />

finden.<br />

Aber nicht nur als Trinkwasserquelle ist<br />

der Fluss ein wertvoller Verbündeter. Es ist<br />

möglich, in ihm zu fischen, so dass er auch als<br />

Nahrungsquelle dient. Das ist vor allem für<br />

kleinere Siedlungen direkt am Fluss interessant<br />

(bei größeren Städten kann der Fischvorrat<br />

schnell erschöpft werden), die vom Fischfang<br />

leben können und Handel treiben können,<br />

um sich andere Güter zu beschaffen. Einfach<br />

und günstig können auf dem Fluss Personen<br />

befördert und Waren transportiert werden.<br />

Wenn das Wasser auch schwer über weite<br />

Strecken hinweg einsetzbar ist, so kann es<br />

doch zur Feldbewässerung eingesetzt werden.<br />

Ein paar Bewässerungsgraben, die vom Fluss<br />

gespeist werden, ermöglichen Landwirtschaft<br />

in Gebieten, die sonst zu trocken dafür wären,<br />

und somit die Ernährung einer größeren<br />

Bevölkerung.<br />

Der Flussschlamm kann zur Errichtung<br />

einfacher Behausungen dienen, aber auch für<br />

weiter entwickelte Kulturen interessant sein,<br />

wenn er beispielsweise reich an Nährstoffen<br />

ist und als Dünger auf die Felder aufgetragen<br />

werden kann.<br />

Der Fluss stellt außerdem einen praktischen<br />

Antrieb für Getreidemühlen dar. Er muss<br />

nicht, wie zum Beispiel Ochsen, gekauft<br />

und versorgt werden, ist also günstiger und<br />

einfacher zu nutzen. Von politischen Interesse<br />

ist ein Fluss vor allem als Grenze, weil er ja<br />

doch ein markantes Landschaftsmerkmal ist, das<br />

außerdem bedeutend einfacher zu verteidigen<br />

ist, als eine fiktive Grenze auf einer Landkarte.<br />

Vor allem bei größeren Städten fällt es einem<br />

Reisenden auf, dass der Fluss meistens auch als<br />

Abfallbeseitiger verwendet wird. Die Bewohner<br />

werfen ihren Müll einfach hinein („Aus den<br />

Augen aus dem Sinn”), wobei damit Konflikte<br />

mit weiter flussabwärts lebenden Personen<br />

vorprogrammiert sind.<br />

Die Besiedelung der Flussufer ist nicht immer<br />

unproblematisch. Manchmal ist der Grund<br />

aufgeweicht oder wird eine Ebene periodisch<br />

überschwemmt. In so einem Fall hat es sich<br />

als sinnvoll erwiesen, die Behausungen auf<br />

Pfählen zu bauen. Das ist zwar komplizierter<br />

als sich an anderer Stelle niederzulassen,<br />

manchmal überwiegen aber die Vorteile einer<br />

solch feuchten Gegend. Zum Beispiel führen<br />

Überschwemmungen einen sehr fruchtbaren<br />

Boden, der den Anbau stark begünstigt. Es<br />

finden sich aber auch Siedlungen, die gänzlich<br />

auf dem Wasser liegen. Das kann in Form von<br />

einzelnen Hausbooten sein, oder aber auch<br />

so funktionieren, dass die Bewohner ihre<br />

Häuser auf einer oder mehreren auf dem Fluss<br />

schwimmenden Plattformen haben.<br />

Wie dieses Dorf entstand weiß man bis heute<br />

nicht. Es ist aber einzigartig, denn die Menschen<br />

leben direkt am Fluss und trinken davon, sehen<br />

es aber als ketzerisch an, auf ihm zu reisen oder<br />

in ihm zu schwimmen. Ihrem Glauben nach<br />

handelt es sich bei dem Fluss um ein Geschenk<br />

der Götter, dass man nicht entweihen darf,<br />

indem man sich darin bewegt.<br />

Der Fluss liefert im großen und ganzen allen<br />

Orten die selben Dinge und dennoch lebt jede<br />

Kultur, jede Ansiedlung anders mit ihm. Dem<br />

Einzelnen in einer großen, gesichtslosen Stadt ist<br />

der Fluss möglicherweise gleichgültig. Ein Dorf,<br />

dass ganz vom Fluss lebt wird schon eher dem<br />

Fluss eine gewisse Göttlichkeit zusprechen und<br />

den Göttern Opfer als Dank darbringen. Andere<br />

kontrollieren einen Flussabschnitt und erheben<br />

Zölle und Gebühren. Das könnte zum Beispiel<br />

bei der schwimmenden Stadt der Fall sein,<br />

deren Bewohner schrecklich hochmütig sind<br />

und vorbeiziehende Händler und Reisende nach<br />

ihrem Gusto ausnehmen.<br />

Schauplatz Fluss:<br />

Die Protagonisten<br />

Siedlungen sind aber nicht die einzigen<br />

Interessensgruppen auf so einem Fluss. Eine<br />

große Gruppe bilden die Händler, die über den<br />

Fluss ihre Waren transportieren und an einem<br />

möglichst sicheren Reiseverkehr interessiert<br />

sind, der durch die meisten anderen nicht<br />

seßhaften Gruppen eingeschränkt wird.<br />

Der Kapitän der „Flusskönigin” sah den<br />

Felsbrocken auf sich zu fliegen, blieb aber vor<br />

Entsetzen wie angewurzelt stehen, unfähig<br />

seinem Tod zu entrinnen. Sein Ableben ließ<br />

die Mannschaft endgültig in Panik verfallen. Das<br />

Schiff ächzte und stöhnte während es ziellos<br />

an dem von Ufer zu Ufer quer über den Fluss<br />

plazierten Baumstamm entlang schrammte.<br />

Die Trolle hatten ein leichtes Spiel und schon<br />

bald ebbten die angsterfüllten Schreie der<br />

Mannschaft ab, als ihr Schiff auseinanderbrach<br />

und in Trümmern davon trieb. Einige der<br />

Männer wurden von weiteren Felsbrocken<br />

erschlagen, andere wurden von einem Troll<br />

aufgesammelt, wohl wissend, das schlechtere<br />

Los gezogen zu haben...<br />

Abgesehen von so spezialisierten Gruppen<br />

wie diesen Trollterroristen, die scheinbar wahllos<br />

Unheil anrichten, sind wohl Räuberbanden,<br />

die die Ladung oder einen Teil davon im Visier<br />

haben, wenn sie ein Schiff überfallen, am<br />

häufigsten anzutreffen. Damit sind diese Banden<br />

ein Dorn im Auge der Gilden, deren Händler<br />

Rubriken Lesen & Spielen Abenteuer Prosa, Lyrik & Comics Rezensionen<br />

www.anduin.de - © 2003 Tommy Heinig<br />

überfallen werden.<br />

Eine leichte und unterhaltsame Arbeit ist<br />

dieses Räuberdasein überhaupt nicht. Die zwei<br />

wirklich erfolgversprechenden Flussabschnitte<br />

schränken ihren Spielraum relativ stark ein.<br />

Wollen sie wie die Trolle den Fluss blockieren,<br />

so müssen sie eine Stelle finden, die schmal<br />

genug ist, als dass sie einen Stamm darüberlegen<br />

können. Am besten ist die Stelle auch noch in<br />

einem dicht bewachsenen Gebiet, um nicht<br />

einfach von der Schiffsbesatzung mit Pfeilen<br />

niedergemäht zu werden.<br />

Wollen sie andererseits den Schiffen in einer<br />

Schlucht bzw. einer Stelle mit erhöhten Ufern<br />

auflauern, was natürlich noch komplizierter<br />

ist, so will auch diese Stelle gefunden sein.<br />

Leider wissen die Händler recht schnell<br />

über solche strategisch interessante Stellen<br />

Bescheid. Das ermöglicht eine Vorbereitung der<br />

vorauszusehenden Angriffe und lässt außerdem<br />

die Räuber, die beispielsweise zu viele mächtige<br />

Personen (angegriffene Händler und ihre<br />

Beziehungen) verärgern, zu einem leichten Ziel<br />

für Landattacken werden. Wollen die Räuber<br />

also langfristig etwas von ihrem Leben haben<br />

müssen sie sich auch noch zurückhalten.<br />

Andererseits hat sich manch eine Räuberbande<br />

vielleicht sogar etabliert und erhebt einigermaßen<br />

akzeptierte Zölle auf Flussabschnitte (die<br />

Händler wissen, welche Kosten auf sie zu<br />

kommen, die Wahrscheinlichkeit eines Angriffes<br />

wird reduziert, weil die Räuber Konkurrenz<br />

fernhalten).<br />

Piraten sind auf dem Fluss eher selten<br />

anzutreffen, weil ein Schiffskampf auf dem Fluss<br />

eher unpraktisch ist. Die Bewegungsfreiheit mit<br />

einem Schiff ist stark eingeschränkt, die Routen<br />

der Piraten und ihre Zielhäfen voraussehbar und<br />

die Piraten damit selber leichte Beute.<br />

Gefahren<br />

Leider sind nicht alle Gefahren so absehbar<br />

und greifbar. Eine Furt die „letztes Mal noch<br />

nicht da war” und das teure, gemietete Schiff<br />

ist zerstört oder zumindest beschädigt und die<br />

Reise zu Ende. Der Wasserfall war nicht in der<br />

teuer erstandenen Karte eingezeichnet? Blöd<br />

gelaufen, denn das ist ihm egal und man kann<br />

den Göttern danken wenn man überhaupt<br />

lebend davon kommt - ohne Ausrüstung und<br />

Schiff.<br />

„Backbord, du Taugenichts! Los Kurt oder<br />

ich mach’ dir Beine du Dummkopf!” Aber der<br />

tagträumende Kurt hörte die Worte seines<br />

Onkels nicht durch den starken Wind und das<br />

Flussboot flog weiterhin auf den Strudel zu.<br />

Der alte Kapitän stürzte auf die andere Seite<br />

des Schiffes um selber das Ruder in die Hand zu<br />

nehmen, doch es war zu spät, der Strudel hatte<br />

das Schiff bereits erfasst und wirbelte es immer<br />

schneller im Kreis. Die nicht befestigten Fässer<br />

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